Mülheim. Mit Michael Manz hat der Evangelische Kirchenkreis Mülheims einen neuen Superintendenten. Wo er und sein Vorgänger große Herausforderungen sehen.

Zum neuen Superintendenten hat ihn die Kreissynode schon gewählt – doch in sein neues Amt wird der Styrumer Pfarrer Michael Manz (61) erst am 16. Dezember mit einem Gottesdienst in der Petrikirche eingeführt. Im gleichen Gottesdienst wird der Präses der Rheinischen Landeskirche, Thorsten Latzel, den Broicher Pfarrer Gerald Hillebrand (67) nach sechs Jahren aus seinem Amt als Superintendent des 40.000 Gemeindemitglieder zählenden Kirchenkreises An der Ruhr aus seinem Amt verabschieden.

Im Gespräch mit der Lokalredaktion nennt der seit 30 Jahren als Pfarrer in Mülheim tätige Michael Manz Schwerpunkte für seine zunächst bis 2028 dauernde Amtszeit als Superintendent. Er stellt fest: „Angesichts des sozialen und demografischen Wandels ist Kirche in unserer Gesellschaft heute kein Selbstläufer mehr. Das bedeutet: Wir brauchen neue Formate. Wir dürfen nicht in dem verharren, was wir über Jahrzehnte gewohnt waren. Wir müssen noch stärker eine aufsuchende Kirche werden, die auf die Menschen zugeht und nicht nur auf sie wartet.“

Mülheimer Pfarrer: Trost und Stärkung als Anhaltspunkte

Eine gute und vor allem individuelle Begleitung der Lebensstationen Taufe, Konfirmation, Trauung, Tod und Trauer sind für Manz niederschwellige Anknüpfungspunkte, „an denen wir Menschen genau das an Trost und Stärkung geben können, von dem sie dann selbst sagen: ‚Das hat mir, das hat uns gutgetan!‘“ Dazu gehört für Manz: „dass wir unser Know How als Kirche Menschen vorausschauend darstellen können.“

Der amtierende und der designierte Superintendent wissen, dass die evangelische Stadtkirche, die in den vergangenen 30 Jahren rund 20.000 Mitglieder durch Tod, Austritt und stagnierende Geburtenzahlen, verloren hat, den begonnen Weg fortsetzen muss. Das heißtin der Praxis: Mit Gottesdiensten raus aus den Kirchen und rein ins Leben. Ein großes Tauffest, wie es 2023 im Raffelbergpark gefeiert worden ist, ist für sie ebenso wegweisend, wie individuelle Segensfeiern und gemeindeübergreifende Festgottesdienste an besonderen Orten, wie der Freilichtbühne, dem Witthausbusch oder der Müga, wo man nach dem Gottesdienst generationsübergreifend zusammen feiern kann.

Kirche in Mülheim: Mit knappen Ressourcen gut haushalten

„Wir müssen unsere Ressourcen gut einsetzen und dürfen sie angesichts unserer Fürsorgepflicht nicht überfordern“, sagt Michael Manz mit Blick auf das haupt- und ehrenamtliche „Mülheimer Bodenpersonal Gottes“. Auch wenn sie keine genauen Zahlen haben, schätzen Hillebrand und Manz, „dass sich mehr als 2000 Menschen in den sechs evangelischen Kirchengemeinden“ ehrenamtlich engagieren. Sie selbst sind von der Breite dieses generationsübergreifenden Engagements beeindruckt, dass vom Nachbarschaftsbesuch über die Telefon-, Krankenhaus- und Notfallseelsorge bis hin zur Mitarbeit als Prädikant, in den Presbyterien und in der Jugendarbeit reicht. Nicht zu vergessen seien die Grünen Damen und Herren, die mit ihrem ehrenamtlichen Besuchsdienst das hauptamtliche Pflegepersonal entlasten.

Der amtierende und der designierte Superintendent: Pfarrer Gerald Hillebrand (l.) und seine gewählter Nachfolger Michael Manz.
Der amtierende und der designierte Superintendent: Pfarrer Gerald Hillebrand (l.) und seine gewählter Nachfolger Michael Manz. © FUNKE Foto Services | Martin Möller

Hillebrand und Manz wissen, dass auch in der zölibatsfreien Evangelischen Kirche die Zahl der angehenden Pfarrerinnen und Pfarrer seit ihrer eigenen theologischen Ausbildung um etwa zwei Drittel zurückgegangen sind. Aktuell arbeiten in den sechs evangelischen Kirchengemeinden der Stadt 21 hauptamtliche Theologinnen und Theologen.

Mülheimer Gemeinden wachsen immer weiter zusammen

„Früher gab es auch Pfarrer mit 1000 Gemeindegliedern. Heute kommt in der Rheinischen Landeskirche eine Pfarrstelle auf 3000 Gemeindeglieder“, beschreibt Gerald Hillebrand den auch in Mülheim sichtbaren Trend zu Großgemeinden. „Früher fuhren die Pfarrer noch mit dem Fahrrad überall hin und klingelten einfach mal so bei den Leuten an oder kamen auch mal Sonntag zum Mittagessen vorbei“, hört Michael Manz gelegentlich von älteren Gemeindemitgliedern. „Wir haben heute als Pfarrer so große Gemeinden, so viele Verwaltungsaufgaben und so viele Termine, dass wir nicht mehr ohne Auto auskommen und leider keine Zeit mehr für spontane Hausbesuche und Essenseinladungen haben.“

Pfarrer Gerald Hillbebrand gibt sein Amt bald an Michael Manz ab.
Pfarrer Gerald Hillbebrand gibt sein Amt bald an Michael Manz ab. © FUNKE Foto Services | Martin Möller

Auch wenn Gerald Hillebrand betont, „dass ich meinen Talar auch im Ruhestand nicht an den Nagel hänge und gerne komme, wenn ich gefragt und gebraucht werde, zum Beispiel als Kuratoriumsmitglied des Diakonischen Werkes“, lässt er seinen Nachfolger wissen. „Das Amt des Superintendenten ist, trotz der zunehmen Administrationsaufgaben, ein schönes Amt, solange alles rund läuft. Aber wenn es nicht gut läuft, muss man auch schon mal als Krisenmanager eingreifen!“

Als Krisenmanager sieht Hillebrands Nachfolger die Evangelische Kirche auch gesellschaftspolitisch gefordert, wenn sich die christliche Liebe zum Beispiel auch im Umgang mit Flüchtlingen, Zuwanderern und sozial benachteiligten Menschen ganz praktisch bewähren muss. „Da müssen wir uns weiter engagieren und unsere Stimme erheben, auch wenn wir uns damit nicht nur beliebt machen“, sagt Manz.

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