Mülheim/Oberhausen/Bottrop. Wasserwerk verspricht reines Wasser für Mülheim, Oberhausen, Bottrop und mehr. Ist Trinkwasser wirklich unbedenklich? So wird es aufbereitet.
Antibiotika, Hormone, Mikroplastik- Um unser Trinkwasser ranken sich Gerüchte und Sorgen, aber kaum ein Lebensmittel wird so rigoros kontrolliert wie das Wasser, das aus unseren Leitungen fließt. Tag für Tag verlassen sich rund 900.000 Menschen im westlichen Ruhrgebiet auf die Rheinisch-Westfälische Wasserwerksgesellschaft (RWW), wenn sie ihren Wasserhahn aufdrehen. Doch wie gelingt es den Mitarbeitenden sicherzustellen, dass das Wasser stets rein und unbedenklich ist?
Um das herauszufinden, haben wir uns mit Ramon Steggink, Sprecher der RWW, und Thomas Grefenhaus, einem erfahrenen Mitarbeiter im Leitstand, getroffen. Grefenhaus repräsentiert bereits die dritte Generation seiner Familie, die bei der RWW tätig ist, er selbst ist schon 30 Jahre dabei. Im Leitstand überwachen und steuern die Mitarbeitenden den Betrieb der Anlagen zur Wasseraufbereitung - eine entscheidende Rolle für unsere Gesundheit.
Die unsichtbare Arbeit: Einblick in den Mülheimer Leitstand mit Thomas Grefenhaus
Rundgang durch das Mülheimer Wasserwerk
Thomas Grefenhaus führt durch seinen Arbeitsplatz im Leitstand. Die Arbeit hier erfolgt in Wechselschichten, um sicherzustellen, dass zu jeder Zeit ausreichend Mitarbeiter vor Ort sind. „Wenn wir von 24/7 sprechen, sprechen wir von diesem Raum“, erklärt Steggink. Die Mitarbeiter sind besonders aufmerksam, wenn der Wasserverbrauch aufgrund besonderer Ereignisse in der Gesellschaft plötzlich ansteigt oder abfällt.
„Es ist wichtig, vorausschauend zu handeln und nicht nur interne Prozesse zu berücksichtigen, sondern auch externe Einflüsse zu beachten“, erklärt Grefenhaus. „Während der WM können wir beispielsweise den Wasserverbrauch genau überwachen und entsprechend reagieren. Dann ist es wichtig, dass wir auch über eventuelle Verlängerungen informiert sind, um angemessen zu reagieren.“
Ganz ohne Chlor in Mülheim: Von Rohwasser bis zum Trinkwasser
Für diejenigen, die mit den älteren Methoden der Wasseraufbereitung vertraut sind, mag es überraschend sein, beim Besuch des RWW kein Chlor vorzufinden. „Das machen wir schon lange nicht mehr“, erklärt Grefenhaus. „Das würde man ja riechen. Besonders gesund ist das auch nicht.“ Stattdessen setzt RWW seit mehr als 40 Jahren ein Multi-Barrieren-System ein, um hochwertiges Wasser bereitzustellen. Das sogenannte „Mülheimer Verfahren“ basiert auf einer überwiegend biologischen Aufbereitung des Rohwassers mittels Sandfiltration, Ozon, Aktivkohlefiltern und UV-Desinfektion. Um zum Ursprung unseres Trinkwassers zu gelangen, gehen wir aber erstmal zur Ruhr.
Im südlichen Teil des RWW-Versorgungsgebiets wird das Rohwasser aus der Ruhr zu Trinkwasser aufbereitet. Im Norden hingegen wird Grundwasser genutzt. Dabei kooperiert RWW mit Landwirten, um die Nitratwerte im Blick zu behalten. „Die sind jedoch in unserer Region unbedenklich“, sagt Steggink. Neben der Ruhr in Styrum finden wir ein großes Sandbecken von 50.000 Quadratmetern, in dem das Ruhrwasser im natürlichen Gefälle über zwei bis vier Tage versickert. Dieses Sandbecken bildet eine natürliche Barriere für ungelöste Schwebeteilchen wie Algen oder Bodenpartikel. Die Milliarden von Mikroorganismen, die im Sand leben, ernähren sich von diesen Partikeln und reduzieren so unerwünschte Stoffe im Wasser. Obwohl das Wasser nun klar ist, ist es noch lange nicht trinkbar.
Keine Pestizide oder Medikamente im Mülheimer Trinkwasser
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Für die nächsten Stationen nehmen wir Helme mit, denn jetzt betreten wir die großen Hallen. Bei vielen Stationen braucht es etwas Vorstellungskraft: Die meisten Prozesse spielen sich hinter der Fassade großer Gerätschaften ab. Das Oxidationsmittel Ozon ist vielen als Bestandteil der Ozonschicht in der Erdatmosphäre bekannt, aber im Wasserwerk wird es verwendet, um gelöstes Eisen und Mangan zu oxidieren und in eine filtrierbare Form zu verwandeln.
Unerwünschte Substanzen wie Pflanzenschutzmittel oder Medikamente werden hier für den Abbau in den folgenden Filterstufen vorbereitet. Allein das Ozon beseitigt bereits einen Großteil der enthaltenen Mikroorganismen. In der Mitte der Halle befinden sich kleine Wasserhähne. „Das ist jedoch nur für Überprüfungen gedacht, trinkbar ist das Wasser zu diesem Zeitpunkt immer noch nicht“, erklärt Stenggink mit einem Lachen.
Mülheims Trinkwasser: Von Aktivkohlefiltern zu UV-Licht
Ein paar Schritte weiter kommen wir zu riesigen, blauen Zylindern. Das sind die Mehrschicht- und Aktivkohlefilter. Die Aktivkohle fängt die organischen Stoffe ein, die durch das Ozon verändert wurden, und spezielle Organismen bauen diese schädlichen Stoffe größtenteils ab. Einige Treppen weiter unten sehen wir dann eine UV-Anlage zur abschließenden Desinfektion. Hier wird das fertige Wasser mit UV-Licht behandelt, was dazu führt, dass sich die im unwahrscheinliche Falle noch vorhandenen Bakterien nicht mehr vermehren können. „UV-Licht tötet sie dann für den Fall, dass noch Keime vorhanden sind“, erklärt Grefenhaus.
In den letzten Jahren habe sich in der Wasseraufbereitung viel verändert. „Auch die Analytik ist viel sensibler geworden“, erklärt Steggink. „Früher gab es den Wert Null. Heute ist Null nicht mehr einfach Null, sondern eher Null Komma irgendwas. Dadurch können wir viel genauer kontrollieren und finden auch viel mehr als früher. Auch der Gesetzgeber passt seine Regulierungen entsprechend an.“ Seit letztem Jahr habe die RWW auch bei der Kommunikation der Daten der Analysen viel mehr tun müssen als früher. Sie informieren die Verbraucher regelmäßig über ihre Prozesse und stellen Analysen bereit, damit Bewohner beispielsweise den Härtegrad für die Dosierung von Waschmitteln ermitteln können.
Steggink: „Früher hatten wir vielleicht Waschmittel im Fluss, heute finden wir Kontrastmittel oder sogar Antibiotika.“
Die RWW müsse auch ständig auf die Herausforderungen der heutigen Zeit eingehen. „Früher hatten wir vielleicht Waschmittel im Fluss, heute finden wir Kontrastmittel oder sogar Antibiotika“, erzählt Steggink. „Das sind Herausforderungen, denen wir uns stellen müssen, und sie werden genau gemessen. Aber wir sind mit unserem Multi-Barrieren-System gut aufgestellt.“ Um die Prozesse der Öffentlichkeit zu erklären, organisiert das RWW am 21. April einen Tag der offenen Tür. „Das machen wir seit unserem 100-jährigen Jubiläum und unsere Mitarbeitenden freuen sich immer sehr darauf“, sagt er stolz.
Tag der offenen Tür bei RWW
Am Sonntag, 21. April, von 11 bis 17 Uhr organisiert die RWW einen Tag der offenen Tür in den Wasserwerken an der Moritzstraße 16 in Mülheim. Die Gäste erwartet ein Familienfest mit Vorführungen und Mitmachaktionen. Technikinteressierte erhalten Einblicke in die Trinkwasserversorgung, Rohrnetzarbeiten, Schweißtechniken, Hausanschlüsse und Servicefahrzeuge. Auch potenzielle Auszubildende können hier mehr über den Arbeitgeber erfahren. Für die kleinen Gäste gibt es zahlreiche Aktivitäten wie Mikroskopieren und kreatives Gestalten in der „Wasserwelt“. Der Eintritt ist frei.
Alle Informationen finden Sie unter rww.de.
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