Mülheim. Die „Blumenpalette“ in Mülheim-Styrum ist ein Lädchen mit Herz. „Eigentlich hätte ich schon längst dichtmachen können“, sagt die Betreiberin.

„Hey, es hat aufgehört zu regnen“, sagt Elke Nölle und deutet mit der linken Hand aus dem Fenster ihres Blumenladens. Wie das Wetter draußen ist, ist eigentlich aber auch egal. Drinnen scheint die Sonne. In der rechten Hand hält die 77-Jährige eine Flasche Sekt, bereit zum Einschenken. „Wer will noch?“, fragt sie - vier Nachbarinnen, Freundinnen, Wegbegleiterinnen haben sich, wie so oft, zusammengefunden. Auf einen Schnack, zum Klönen, eben so, wie sie das schon seit Jahrzehnten in der „Blumenpalette“ machen.

50 Jahre ist es mittlerweile her, dass Elke Nölle, gebürtige Essenerin, das Lädchen in einer Syrumer Seitenstraße eröffnet hat. „Eine lange Zeit“, sagt die Dame und kommt ins Erzählen. Nach der Heirat ging es für Nölle und ihren Mann nach Mülheim, die Wohnung mit den Blumenkästen direkt über dem Elektroladen war schnell gefunden. Als das Fachgeschäft das Ladenlokal räumte, habe ihr Mann vorgeschlagen: „Mach du doch was auf, vielleicht einen Blumenladen?“

Mülheimerin lernt das Handwerk bei Essener Kollegin

Blumen habe sie zwar immer gerne gehabt, sagt Elke Nölle - aber gleich einen Blumenladen eröffnen? „Ich kannte mich damit doch gar nicht aus.“ Dennoch; die Idee lässt die damals Ende 20-Jährige und Büroangestellte nicht los. „Ich habe dann bei einer Floristin in Rüttenscheid für ein unentgeltliches Praktikum angefragt.“ Ein halbes Jahr lang lernt Nölle die Geschicke des Floristinnen-Daseins kennen. „Woran ich gute Ware erkenne, wie ich Kränze und Sträuße binde und alles andere, was so dazugehört.“

Passend zur Osterzeit gibt es im Styrumer Blumenladen aktuell verschiedene Frühlingsblumen.
Passend zur Osterzeit gibt es im Styrumer Blumenladen aktuell verschiedene Frühlingsblumen. © FUNKE Foto Services | Martin Möller

Am 6. April 1974 öffnet dann die „Blumenpalette“ - in der Styrumer Nachbarschaft, in der jeder jeden kennt, spricht sich das natürlich schnell rum. „Ich war damals längst nicht so gut vernetzt wie heute“, sagt die Floristin. „Am Anfang war ich ziemlich stur und habe niemanden so wirklich gegrüßt.“ Die Kontakte sind zunächst rein geschäftsmäßig, bis eine Einladung alles ändert. „Gisela von gegenüber“ feierte ihren Geburtstag und lud die Floristin ein. „Dadurch fing es an, richtig lustig zu werden.“

Tante Elke vom Blumenladen: eine Legende in Mülheim-Styrum

Mit der Zeit lernt Elke Nölle die gesamte Nachbarschaft kennen, die „Blumenpalette“ wird zur festen Anlaufstelle für einen Plausch, aber auch für schöne Blumen. „Man kommt auch vorbei, wenn man keine Blumen braucht“, erklärt Martina Ternes. Seit vielen Jahren schon ist sie mit Elke Nölle befreundet. „Mein Hund kriegt hier immer Leckerchen und bleibt auf unserer Runde sogar stehen, auch wenn der Laden zu hat.“ Ähnlich ging es ihrem Sohn - „der wusste, dass er bei Tante Elke was zum Naschen kriegt oder wollte wegen der Schaufensterdeko hin.“

Das Schaufenster der „Blumenpalette“ in Mülheim-Styrum wird von Elke Nölle je nach Jahreszeit liebevoll gestaltet.
Das Schaufenster der „Blumenpalette“ in Mülheim-Styrum wird von Elke Nölle je nach Jahreszeit liebevoll gestaltet. © FUNKE Foto Services | Martin Möller

Früher noch viel mehr als heute, schildert Elke Nölle, habe sie sich die kreativsten Gestaltungen für das Schaufenster des Ladens in der Steinmetzstraße einfallen lassen. „Früher hatte ich zu Ostern auch echte Küken im Schaufenster, abends kamen die dann immer mit in die Wohnung.“ Jedes Mal aufs Neue ein Drama, wenn sie flügge wurden und das Nest verließen, um fortan auf einem Bauernhof zu leben. „Die Kinder haben das geliebt“, sagt Martina Ternes.

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Mülheimer Nachbarinnen sind richtige Freundinnen geworden

Oft sind die Beiden mit anderen Damen aus der Nachbarschaft auch in ihrer Freizeit unterwegs. „Was da alles so passiert, das darf man gar nicht erzählen“, sagt Margot Abt. Die anderen Frauen lachen. Eine etwas eher harmlose Geschichte lassen sich die Damen dann doch entlocken: „Als ich hier 25-Jähriges gefeiert habe, waren alle eingeladen. Ich hatte eine Alleinunterhalterin gebucht, tolle Stimmung war das.“ Zustimmendes Nicken allerseits. „Und dann haben wir noch den Verkehr aufgehalten, weil wir auf der Straße vor dem Laden getanzt haben“, weckt Nachbarin Karin Schröder eine Erinnerung.

Die Mülheimer Floristin Elke Nölle (v.l.) stößt mit den Stammkundinnen und Freundinnen Martina Ternes, Karin Schröder, Margot Abt und Manuela Ende auf die vielen gemeinsamen Jahre an.
Die Mülheimer Floristin Elke Nölle (v.l.) stößt mit den Stammkundinnen und Freundinnen Martina Ternes, Karin Schröder, Margot Abt und Manuela Ende auf die vielen gemeinsamen Jahre an. © FUNKE Foto Services | Martin Möller

Ob es beim 50-Jährigen auch so heiter zugehen wird? „Mal sehen, wäre toll“, meint Elke Nölle. Zumindest weiß die ganze Nachbarschaft Bescheid, „alle fragen, ‚kommste auch zur Elke?`“, sagt Manuela Ende. Sie wohnt gegenüber der „Blumenpalette“ und holt hier regelmäßig frische Schnittblumen. „Das ist sehr praktisch und Elke kann jeden Sonderwunsch erfüllen.“ Meist zweimal die Woche geht es zum Großmarkt, „da kann ich dann auch Ware auf Bestellung holen.“

„Ich habe einfach mein Hobby zum Beruf gemacht“

Das Geschäft sei aber längst nicht mehr das gleiche wie noch vor einigen Jahren. „Die Discounter sind eine große Konkurrenz“, sagt die Floristin. „Die haben die Preise kaputt gemacht.“ Und auch wenn ihr Laden unweit des Styrumer Friedhofs liegt, „leben kann ich davon nicht.“ Nun gut, das sei ohnehin nie der Anspruch gewesen - „ich habe einfach mein Hobby zum Beruf gemacht.“ Kränze wolle kaum einer mehr und sowieso laufe heute ja vieles nur noch online.

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„Mein Glück ist, dass ich nicht davon leben muss“, räumt Elke Nölle freimütig ein. „Sonst hätte ich schon längst dichtmachen können.“ Wie viele Jahre sie noch macht? „Ach, das weiß ich nicht. Ich öffne ja sowieso nur noch von neun bis zwölf Uhr, das kann auch noch eine Weile so weitergehen.“ Nachbarin und Freundin Margot Abt knufft ihre Floristin des Vertrauens. „Oder wenn man dich anruft, dann kommst du auch schnell mal runtergeflitzt.“

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