Mülheim. Corona, Baustelle, Krieg, Inflation: Zu viel für das Traditionsgeschäft Blumen Rennings in Mülheim-Speldorf. Am Jahresende ist Schluss.
Vor knapp sechs Jahren übernahmen Beate und Mark auf dem Keller das Traditionsgeschäft Blumen Rennings unweit des Speldorfer Friedhofs. Sie bieten ihren Kundinnen und Kunden seitdem ein Vollsortiment in Sachen Schnittblumen, Pflanzen, Garten, Werkzeug, Zubehör und Deko.
„Es war uns wichtig, dass man hier alles bekommt und nicht noch extra in ein anderes Geschäft gehen muss“, erklärt die Chefin. Neben den nahezu unzähligen verschiedenen Produkten bieten die auf dem Kellers auch verschiedene Dienstleistungen an, etwa das Bepflanzen von Blumenkästen beim Kunden zu Hause oder handgefertigte Artikel nach Kundinnenwunsch – ein Angebot, das gerne angenommen wurde. Mit all dem ist nun am Ende des Jahres Schluss.
Mülheimer Blumengeschäft hatte zwei gute Jahre, bis Corona kam
„Wir hatten nach der Eröffnung zwei gute Jahre“, berichtet Mark auf dem Keller, „und dann kam Corona.“ Obwohl das Geschäft in dieser Zeit nicht schlecht lief, war das finanzielle Polster, dass die Beiden schaffen konnten, schnell wieder aufgezehrt. „Wir haben zunächst Soforthilfe erhalten, die wir allerdings zum größten Teil wieder zurückzahlen mussten.“
Der nächste Schlag ins Kontor folgte mit dem Schiffsunglück im Suez-Kanal. „Dadurch verlängerten sich die Lieferzeiten, und die Preise stiegen exorbitant“, erinnert sich Beate auf dem Keller. Dann folgten der Krieg in der Ukraine, die daraus resultierend stark steigenden Energiepreise, eine dreimonatige Baustelle direkt vor dem Geschäft, die für einen 60-prozentigen Rückgang des Umsatzes sorgte, und zu allem Übel schließlich auch noch die beschleunigte Inflation. Das war zu viel. „Die ganze Branche schwächelt, und es gibt ständige Nackenschläge“, erklärt der Chef. „Die Menschen haben das Geld nicht mehr.“
Einkaufspreise extrem gestiegen - bei Kerzen auf das Doppelte
„Wir haben alles versucht, um irgendwie weitermachen zu können“, sagt Beate aus dem Keller. „Aber wir haben uns auch vor einiger Zeit eine klare Frist gesetzt, nach deren Ablauf wir dann eine endgültige Entscheidung über unsere Zukunft fällen wollten.“ Dieser Punkt sei nun erreicht. „Einige der Einkaufspreise wurden innerhalb eines Jahres dreimal teurer.“ So habe sich beispielsweise der Einkaufspreis der angebotenen Kerzen schlicht verdoppelt. „Das können wir so gar nicht an unsere Kunden weitergeben!“
Am 30. Dezember ist nun Schluss. „Wir können jetzt noch einen guten Abschluss hinbekommen. Wir haben keine Schulden, keine offenen Rechnungen bei Lieferanten – jetzt ist der richtige Zeitpunkt.“ Sie erklären unisono: „Wir haben uns die Entscheidung nicht leicht gemacht, aber irgendwann hat man einfach keine Kraft mehr.“
Großer Ausverkauf startet im Mülheimer Blumenladen sofort
Der große Ausverkauf startet sofort – nicht nur auf der oberen Verkaufsfläche, sondern auch ein paar Stufen treppab im Weihnachtsmarkt, wo die auf dem Kellers ihren Kundinnen und Kunden alles anbieten, was das Herz des Weihnachtsfans begehrt.
Mark auf dem Keller wird der Branche erhalten bleiben. Er wird eine Tätigkeit als Angestellter bei einem ihm bekannten Geschäftskontakt aufnehmen. Beate auf dem Keller möchte erst alles rund um die Geschäftsaufgabe erledigen, bevor sie sich mit ihrer beruflichen Zukunft befasst. Da sei noch mehr als genug zu tun.
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