Mülheim. Die aktuelle Kriminalstatistik der Polizei setzt sich mit etlichen Straftaten auseinander. Welche Teilbereiche dabei besonders ins Auge fallen.

Die Zahl der Straftaten in Mülheim ist im vergangenen Jahr deutlich angestiegen. Das geht aus der aktuellen Kriminalstatistik 2023 hervor, die am Mittwochnachmittag von Carsten Berg, Leiter der Direktion Kriminalität, vorgestellt worden ist. Bereits im Vorjahr war ein Anstieg der Straftaten verzeichnet worden – nun fällt dieser aber noch deutlicher aus. „Wir sind auf einem Höchststand, den wir so zuletzt 2017 hatten“, schildert Carsten Berg.

So sind im vergangenen Jahr auf Mülheimer Stadtgebiet laut polizeilicher Statistik 12.885 Straftaten begangen worden und damit rund 18 Prozent (2023 Taten) mehr als noch im Vorjahr. Besonders im Bereich der Diebstähle, so Berg, habe es in Mülheim eine bedenkliche Entwicklung gegeben. Demnach sei jeder dritte Diebstahl in der Ruhrstadt aus 2023 – hier gabs es einen Anstieg von 32 Prozent (1048) gegenüber dem Vorjahr – auf einen klassischen Ladendiebstahl zurückzuführen.

Mülheimer Jugendliche werden immer häufiger kriminell

4306 Diebstahlsdelikte hat es laut Statistik 2023 insgesamt gegeben, davon gehen 777 auf Ladendiebstähle zurück. Das macht ein Plus von 269 Fällen beziehungsweise 53 Prozent aus. Zum Vergleich: Die Zahl der Taschendiebstähle ist um 23 Prozent (38 Fälle) gegenüber dem Vorjahr gestiegen. Umso erfreulicher sei die gestiegene Aufklärungsquote, die etwa bei der Hälfte aller Diebstähle zugunsten der Polizei liegt. „Dass wir diesen Wert verbessern konnten, trotz des Anstiegs der Fälle, ist durchaus bemerkenswert“, so Carsten Berg.

Der einfache Ladendiebstahl ist laut polizeilicher Statistik auch im Bereich der Jugendkriminalität Tatgegenstand Nummer eins, gefolgt von der Gewaltkriminalität und der einfachen Körperverletzung. Im Alter von 14 bis 17 Jahren, das sind nach Auffassung der Polizei Jugendliche, ist die Zahl der Täterinnen und Täter um 12,7 Prozent gestiegen. „Hier spreche ich bewusst auch von Täterinnen“, erklärt Direktionsleiter Berg, „denn es werden auch mehr Mädchen straffällig.“

Dass die Schule immer häufiger zum Tatort wird, sei ein weiterer Trend, der sich anhand der Auswertung ableiten lässt. „Bedauerlicherweise“, so Berg. „Vielleicht liegt dem eine erhöhte Anzeigenbereitschaft von Lehrern, Schülern und Eltern zugrunde, vielleicht gibt es unter Kindern und Jugendlichen auch eine stärkere Neigung, Straftaten zu begehen.“ Ganz so einfach ließe sich das nicht anhand der Zahlen ableiten. Diese besagen, dass gegenüber 883 Fällen an Schulen in 2022 im Folgejahr rund 200 Straftaten mehr im schulischen Raum erfasst worden sind. 1085 Delikte gab es 2023 an Mülheimer Schulen und Schulhöfen.

Tatort Schule: Delikte in der Schülerschaft nehmen zu

„Dazu“, erklärt Carsten Berg, „zählen auch Strafsachen, die sich nach Schulschluss oder an Wochenenden auf Schulhöfen ereignen.“ Immer wieder komme es in diesem Zusammenhang zu Sachbeschädigungen oder aber zu Auseinandersetzungen. Dennoch: Tatbestand Nummer eins im Raum Schule ist der Diebstahl. Hier verzeichnet das Präsidium einen Anstieg um 113 gemeldete Fälle (+54,6 Prozent). Ebenfalls zugenommen hat die Zahl der Nötigungen und Bedrohungen: „Hier haben wir ein Plus von 31 Fällen, das entspricht 41,3 Prozent.“

Es könne davon ausgegangen werden, dass die Kinder und Jugendlichen dabei meist im gleichen Alter ihre Opfer suchen. „Die Kinder und Jugendlichen bestehlen sich in der Regel gegenseitig, nicht aber die Schule“, schildert der Direktionsleiter. Eine positive Nachricht: Die Sachbeschädigungen im schulischen Raum sind im Vergleich zum Vorjahr 2023 um ein Fünftel zurückgegangen.

Messer tauchen immer häufiger in Mülheim auf, auch bei Kindern

Gerade an Schulen wolle man künftig aber ansetzen, um einem weiteren unerfreulichen Trend entgegenzuwirken. „Das Tatmittel Messer taucht immer häufiger auf“, so Carsten Berg. Auf Mülheimer Stadtgebiet habe es einen Zuwachs von mehr als einem Drittel gegeben, in 311 Fällen war ein Messer die Tatwaffe, 2022 waren es noch 229 Fälle. „Wir stellen fest, dass Gruppenzwang eine Rolle spielt und ein falsch geleitetes Sicherheitsgefühl.“ Landesweite Konzepte sollen dieser Entwicklung entgegenwirken, „dafür wollen wir intensiv mit Schulen zusammenarbeiten.“

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Welche bedeutende Rolle Aufklärung und Prävention spielt, wird an anderer Stelle deutlich: Die Zahl der Sexualdelikte hat, in Essen und Mülheim zusammengenommen, gegenüber dem Vorjahr um ein Viertel zugenommen. Von den 1396 Fällen im Jahr 2023 gehen 508 auf die Verbreitung und den Besitz kinderpornografischer Inhalte zurück (2022: 292 von 1109). „Dass wir da so einen hohen Anstieg sehen, liegt vor allem an Klassenchats. Hier werden oft Bilder und Sticker verschickt, die in den Bereich der Kinderpornografie fallen“, ordnet Carsten Berg ein.

Carsten Berg,  Leiter der Direktion Kriminalität, stellt die aktuelle Kriminalstatistik für Essen und Mülheim vor.
Carsten Berg, Leiter der Direktion Kriminalität, stellt die aktuelle Kriminalstatistik für Essen und Mülheim vor. © FUNKE Foto Services | Kerstin Kokoska

Allein in Mülheim wurden 104 Straftaten im Kontext kinderpornografischer Inhalte erfasst, das sind 58 mehr als Vorjahr. Von den erfassten Straftaten wurden 98 aufgeklärt, die Aufklärungsquote lag somit bei 94,2 Prozent. Die BAO (Besondere Aufbauorganisation) Herkules geht gegen Kinderpornografie und sexuelle Gewalt an Kindern vor. „Wir freuen uns über eine gute Aufklärungsquote. „Trotzdem ist jeder Fall einer zu viel. Hinter jedem bisschen Material steckt ein geschädigtes Kind“, so Berg.

Mülheim und Essen: Nichtdeutsche werden häufiger straffällig

Ebenfalls Bestandteil der polizeilichen Kriminalstatistik ist die Herkunft von Tatverdächtigen. Wie auch auf Landesebene sind Nichtdeutsche im Zuständigkeitsbereich der Polizei Essen/Mülheim unter den Tatverdächtigen, gemessen an ihrem Bevölkerungsanteil von 18,6 Prozent, überproportional vertreten. 40,9 Prozent (2022: 38,7 Prozent) aller Tatverdächtigen waren nichtdeutsch. Deutsche Tatverdächtige mit einem Bevölkerungsanteil von 81,4 Prozent in Essen und Mülheim (hier liegen keine stadtscharfen Zahlen vor), liegen bei einem Anteil von 59,1 Prozent an der Bevölkerung der beiden Städte. Die meisten nichtdeutschen Tatverdächtige stammten 2023 aus Syrien (1317, 2022: 1039), der Türkei (955), Rumänien (781), Polen (601) und Serbien (522).

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