Mülheim. Mehrere Faktoren werden herangezogen, um die Gesundheit der Mülheimer Bevölkerung zu bewerten. Was der sogenannte Basisgesundheitsbericht verrät.

Die Stadt Mülheim hat ihren ersten Basisgesundheitsbericht veröffentlicht. Darin werden zum einen der Gesundheitszustand der Bevölkerung und die aktuellen Bedingungen der hiesigen Gesundheitsversorgung beleuchtet, zum anderen aber auch potenzielle Entwicklungen dargestellt. Daraus, so Gesundheitsdezernentin Daniela Grobe in dem Vorwort zum Bericht, sollen zielgerichtete Maßnahmen für Prävention und Gesundheitsförderung abgeleitet werden.

Grundlage für den Basisgesundheitsbericht sind nach Angaben der Stadt Daten des Landeszentrums Gesundheit Nordrhein-Westfalen (LZG.NRW) sowie Daten des Landesbetriebs Information und Technik NRW, Meldedaten nach dem Infektionsschutzgesetz und stadteigene Quellen. Das Gros der erhobenen Angaben stamme aus den Jahren 2019 bis 2021, in vielen Bereichen die aktuellsten vorliegenden Zahlen.

„Insbesondere durch regionale Vergleiche können Problemlagen erkannt und Handlungsbedarfe identifiziert werden“, erklärt Grobe. Erfreulicherweise aber sei die Lage in Mülheim größtenteils unauffällig, „trotzdem wollen wir an der einen oder andere Stelle noch besser werden“.

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Krankenhausdiagnosen

Die Zahl der Krankenhausfälle in Mülheim liegt laut des Berichts seit 2011 kontinuierlich unter dem Landesschnitt. So sind 2020 insgesamt 37.670 Mülheimerinnen und Mülheimer in Krankenhäusern behandelt worden, davon 19.709 weiblich und 17.961 männlich. Die häufigsten Krankenhausdiagnosen im Jahr 2021 gehen auf Erkrankungen des Herzens zurück. So litten 951 Patientinnen und Patienten aus der Ruhrstadt an einer Herzinsuffizienz (Rang 1), 777 Menschen an Vorhofflattern und -flimmern (Rang 2) und 540 Bürgerinnen und Bürger an einer Mangeldurchblutung des Herzmuskels (Rang 4).

Den dritten Platz der häufigsten Krankenhausdiagnosen belegt das Schädel-Hirn-Trauma, 579 Menschen mit Mülheimer Wohnort waren laut Bericht entsprechend diagnostiziert worden. „Besondere Erwähnung soll hier noch die Hauptdiagnose Rückenschmerzen finden, die mit 500 Patientinnen und Patienten den 5. Rang belegt, während diese in der Rangfolge Nordrhein-Westfalens im Jahr 2021 nicht unter den zehn häufigsten Hauptdiagnosen zu finden ist.“

Schwerbehinderte Menschen

Wie aus dem Bericht hervorgeht, bestehen die meisten Behinderungen nicht seit Geburt oder Kindesalter, sondern entstehen erst im Laufe des Lebens. Laut Statistischem Bundesamt sind 90 Prozent der schweren Behinderungen durch eine Krankheit verursacht, rund drei Prozent der Behinderungen sind angeboren oder treten im ersten Lebensjahr auf. Nur knapp ein Prozent der Behinderungen ist auf einen Unfall oder eine Berufskrankheit zurückzuführen. In Mülheim betrug die Zahl der schwerbehinderten Menschen 2021 insgesamt 17.755 (9.250 weiblich und 8.505 männlich) und der Anteil an der städtischen Gesamtbevölkerung folglich etwa ein Zehntel. Damit liegt Mülheim laut Auswertung unter dem Ruhrgebiets-Schnitt, hier sind die Schwerbehindertenraten vergleichsweise besonders hoch.

Sterbefälle

Im Jahr 2021 sind insgesamt 2374 Personen mit Hauptwohnsitz in Mülheim (1235 weiblich und 1139 männlich) verstorben. Die Sterberate liegt somit knapp unter dem Landesschnitt und weicht auch in den Jahren 2012 bis 2020 nur geringfügig (maximal vier Prozent) vom NRW-Durchschnitt ab.

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„Die Säuglingssterblichkeit gehört traditionell zu den wichtigsten Indikatoren zur allgemeinen Beurteilung der gesundheitlichen Lage einer Bevölkerung und der medizinischen Betreuung von Schwangeren und Neugeborenen“, heißt es in dem Gesundheitsbericht. Betrachtet man den Drei-Jahres-Durchschnitt (2019-2021) für die Sterblichkeit von Säuglingen im ersten Lebensjahr in Mülheim, ergibt sich ein Wert von 2,93 Säuglingssterbefällen pro 1.000 Lebendgeborenen. Der Wert hat in den Jahren 2013 (2,31) bis 2018 (5,92) kontinuierlich zugenommen und ist seitdem wieder rückläufig. Eine signifikante Abweichung zum Landesschnitt liegt aufgrund der geringen Fallzahlen nicht vor.

Der Bericht setzt sich auch mit den Sterbefällen auseinander, die vermeidbar gewesen wären. Dazu gehören Fälle, in denen die festgestellte Todesursache durch entsprechende Vorsorgeuntersuchungen, eine adäquate medizinische Versorgung oder präventive Maßnahmen bis zu einer bestimmten Altersgruppe hätte verhindert werden können. Zu den häufigsten vermeidbaren Todesursachen zählen laut des Berichts Lungen- und Brustkrebs, die Erkrankung der Herzkranzgefäße, Bluthochdruck und Hirnblututngen.

Lebenserwartung

Sowohl die Lebenserwartung für Mülheimer Männer (78,12 Jahre) als auch die für Mülheimer Frauen (82,78 Jahre) weicht nur minimal vom Landesschnitt ab. „Die Lebenserwartung ist ein Standardindikator zur allgemeinen Beurteilung der Gesundheit der Bevölkerung. Sie erlaubt allgemeine Rückschlüsse auf die gesundheitliche Lage, die medizinische Versorgung und den Lebensstandard einer Bevölkerung“, heißt es in dem Bericht. Im NRW-Vergleich landen die Mülheimerinnen im Mittelfeld, Schlusslicht bildet hier Gelsenkirchen (80,61 Jahre), Spitzenreiter ist Münster (84,56 Jahre). Bei den Männern ist der Mülheimer Schnitt zwar auch im Mittelfeld, aber näher am letztplatzierten Gelsenkirchen (75,91 Jahre) als am erstplatzierten Münster (80,42 Jahre).

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Kindergesundheit

Einen großen Bestandteil des Berichts macht die Gesundheit der jüngsten Mülheimerinnen und Mülheimer aus. Die wichtigsten Erkenntnisse: Im Rahmen der Schuleingangsuntersuchungen sind Auffälligkeiten gerade im Bereich der auditiven Merkfähigkeit, der Sprachkompetenz, der Sehschärfe, bei der Zahngesundheit sowie eine Zunahme von Adipositas festgestellt worden. „Die Zunahme der Auffälligkeiten beginnt bereits einige Jahre vor der Corona-Pandemie, sodass weitere Ursachen dieser Entwicklung identifiziert und näher beleuchtet werden müssen“, heißt es dazu von der Verwaltung. Gerade bei der auditiven Merkfähigkeit, hier ist Mülheim im Landesschnitt weit abgeschlagen, bestehe ein „akuter Bedarf, Maßnahmen zur Gegensteuerung zu entwickeln“.

Gesundheitliche Versorgung

Neben dem Gesundheitszustand der Bürgerinnen und Bürger betrachtet der Bericht auch die Versorgungslage in der Stadt. Die zwei Krankenhäuser halten demnach knapp 1000 Betten für die stationäre Versorgung vor. Nach Stand aus Juli 2023 gehen 602 Betten auf das Konto des Evangelischen Krankenhauses, das St. Marien Hospitals kommt auf 393 Betten. Bei der ambulanten Versorgung liegt in Mülheim laut Gesundheitsbericht ein erfüllter oder, je nach Fachrichtung, sogar ein übererfüllter Versorgungsgrad vor.

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Eine Überversorgung ist laut Definition dann gegeben, wenn der Versorgungsgrad über 110 Prozent liegt. Das gilt in Mülheim laut Bericht bei Augenärzten (115,2 Prozent), in der Chirurgie/Orthopädie (154,4 Prozent), bei Frauenärzten (141,2 Prozent), bei Hautärzten (159,7 Prozent), bei HNO-Ärzten (129,5 Prozent), Nervenärzten (120,9 Prozent), Psychotherapeuten (124,3 Prozent), Urologen (114,4 Prozent) und Kinderärzten (112,8 Prozent). Nicht berücksichtigt ist hier die Verteilung der jeweiligen Mediziner und ihrer Praxen im Stadtgebiet.

Der gesamte Bericht ist hier auf der Internetseite der Stadt abrufbar. Zudem liegen gedruckte Exemplare im Gesundheitshaus in der Heinrich-Melzer-Straße 3 sowie in der Stadtbibliothek im Medienhaus am Synagogenplatz 3 aus.

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