Mülheim. Sie lieben Vintage-Mode, Kaffee, Platten oder Hunde. Sie erfüllten sich 2023 den großen Traum vom eigenen Laden in Mülheim. Klappt das?

Am 5. Dezember 2023, auf der Zielgeraden eines ereignisreichen Jahres, filmte sich Markus-Josef Gees mit kariertem Schal um den Hals bei einer persönlichen Adventsansprache und lud sie auf Instagram hoch. Der Mülheimer, der in Broich seit knapp zehn Monaten den Vintage-Shop „Lumpenjunge“ betreibt, bittet die Freunde seines Geschäftes und anderer inhabergeführter Läden um einen „Riesengefallen“. Die Fans mögen ihre Liebe ausdrücken, in Likes, guten Bewertungen, lobenden Worten, bittet Gees. „Denn hinter jedem solcher Läden steht jemand, der das live sieht.“

Mülheimer Vintage-Laden „Lumpenjunge“: 25-Euro-Jeans gehen gut

173 Personen gefällt seine kleine Rede, rund 830 Follower zählt @lumpenjungeoriginal zur Zeit, und Gees will sich überhaupt nicht beschweren. Mitte März hat er sein Geschäft an der Kirchstraße 4 eröffnet, in dem es Vintage-Mode und Naturkosmetik für Männer gibt sowie verschiedene Accessoires: Caps, Taschen, Silberringe. Er sagt: „Ich kann mich nicht beklagen. Wir machen keinen Onlinehandel und werden dafür weiterhin nicht bestraft.“ Die Sachen stammen ganz überwiegend aus Lagerbeständen, wie Markus-Josef Gees betont: „True Vintage“, ausnahmslos Originale. Bis jetzt habe sich das Konzept komplett bewährt, „absoluter Renner sind unsere Markenjeans für 25 Euro - Levi‘s, Diesel, Wrangler...“

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Momentan, bis zum 9. Januar, macht der „Lumpenjunge“ Betriebsferien, die Gees nutzen will, um das Lager zum Workshopraum umzubauen. Dort sollen ab Februar Kurse stattfinden: Upcycling, Reparaturen, Siebdruck. „Wir freuen uns sehr, dass es mit rein konventionellem Geschäft funktioniert“, sagt der Vintage-Profi.

„Plattenjunk‘s“ in der Innenstadt: Zweiter Öffnungstag geplant

Kein Onlinehandel? Das wäre momentan noch schwierig für Marc Sander und Daniel Lehmann, Betreiber des neuen Plattenladens am Dickswall in der Mülheimer City. Der Verkauf gebrauchter Schallplatten übers Internet sei weiterhin ihre wichtigste Einnahmequelle, erklärt Lehmann. Doch auch der „Plattenjunk‘s Record Store“, den die beiden Freunde und Musikfans Ende September eröffnet haben, laufe recht gut: „Bisher sind wir ganz zufrieden.“ Ihre Anfangserwartungen seien auch bescheiden: Das Geschäft soll seine Miete erwirtschaften, ein bisschen was darüber hinaus abwerfen, und das gelinge schon.

Sowohl Marc Sander als auch Daniel Lehmann haben ihre Brotberufe behalten und managen den Laden nebenbei. Verlässlich geöffnet ist die Fundgrube für Vinylfans bislang nur samstags in der Zeit von 10 bis 15 Uhr. Einige wenige Male konnte man dort auch mittwochs stöbern. Ab Frühjahr wollen die Freunde einen zusätzlichen Öffnungstag regelmäßig anbieten: „Dann könnten wir mit mehr Leuten ins Gespräch kommen, uns besser vernetzen“, sagt Daniel Lehmann.“

„Plattenjunk‘s“ von Marc Sander (l.) und Daniel Lehmann ist bisher nur samstags geöffnet. Doch das Geschäft am Dickswall verzeichnet schon erste Stammkunden.
„Plattenjunk‘s“ von Marc Sander (l.) und Daniel Lehmann ist bisher nur samstags geöffnet. Doch das Geschäft am Dickswall verzeichnet schon erste Stammkunden. © FUNKE Foto Services | Martin Möller

Was läuft bei den Mülheimer Plattenhändlern besonders gut? „Heavy Metal kaufen viele. Aber auch Punk oder Soul und Funk verkauft sich sehr gut.“ Ebenso klassische Rockscheiben: Clapton oder die Stones. Was die Ladenbetreiber besonders freut, da sie ja erst wenige Monate vor Ort sind: „Es gibt schon Stammkunden. Vier, fünf Leute, die immer wieder kommen und auch Geld da lassen.“ Marc und Daniel werden häufig gefragt, ob sie auch andere Dinge verkaufen würden als Vinylscheiben aus zweiter Hand, etwa CDs oder Merchandise wie T-Shirts. „Wir haben jetzt erstmals einige Titel Neuware angeboten“, berichtet Daniel Lehmann. „Auch Plattenspieler wurden schon nachgefragt. Wenn es weiter so gut läuft, könnten wir über eine Vergrößerung nachdenken. Aber nur in kleinen Schritten.“

Dass der Plattenladen gelegentlich noch übersehen wird, könnte an der Dauerbaustelle auf dem Dickswall direkt vor der Tür liegen. Es nervt, doch es war schon schlimmer: „Wir hatten wochenlang einen Bagger direkt vor unserem Schaufenster stehen.“ Zumindest der ist jetzt weg.

„Kaffeerausch“ am Kohlenkamp: Barista-Kurse sind besonders gefragt

Einige hundert Meter entfernt, am Kohlenkamp 45, plant André Hartung mit großem Elan das neue Jahr. In seinem Geschäft „Kaffeerausch“ renoviert und verkauft der ausgebildete Elektromeister hochwertige Espressomaschinen samt Zubehör. Zusätzlich bietet er Workshops an, etwa „Barista Basic“-Kurse, „und die sind gerade sehr gefragt“, sagt Hartung. Mit seinem Geschäft, das vor gut einem Jahr offiziell eröffnet hat, erfüllte sich der leidenschaftliche Kaffeetrinker und Handwerker einen Traum. Und bisher gibt ihm der Zuspruch, den er erfährt, Auftrieb.

„Das Geschäft ist sehr gut angelaufen“, sagt André Hartung. „Es gibt hier viel Laufkundschaft, es kommen viele Leute rein, die interessiert sind.“ Dass nicht jeder und jede gleich etwas kauft, habe er allerdings auch gelernt. Rege genutzt werde sein Reparatur-Service für edle Espressomaschinen, Kundschaft komme nicht nur aus Mülheim, sondern auch aus den großen Nachbarstädten Duisburg oder Essen, sagt der Kaffee-Experte.

André Hartung in seinem Element: an der Espressomaschine. Nach einem Brand im selben Haus musste er sein Geschäft „Kaffeerausch“ am Kohlenkamp drei Wochen lang schließen.
André Hartung in seinem Element: an der Espressomaschine. Nach einem Brand im selben Haus musste er sein Geschäft „Kaffeerausch“ am Kohlenkamp drei Wochen lang schließen. © FUNKE Foto Services | Martin Möller

Der denkwürdigste, dramatischste Tag des vergangenen Jahres dürfte für André Hartung der 6. Oktober gewesen sein. Das Haus, in dessen Erdgeschoss sich der Laden befindet, stand in Flammen. Die Feuerwehr rettete zahlreiche Bewohnerinnen und Bewohner, teilweise mit Drehleitern. Der Mann, in dessen Wohnung das Feuer ausgebrochen war, starb wenig später im Krankenhaus. André Hartung war am Unglückstag in sein Geschäft geeilt, um sich ein Bild von der Situation zu machen. Im Laden selber gab es nur „optische Schäden“, die das Löschwasser hinterlassen habe. Jedoch: „Ich musste nach dem Brand drei Wochen lang schließen - kein Strom, keine Heizung, kein Wasser.“

Noch heute, ein Vierteljahr nach dem Feuer, zeigt sich André Hartung beeindruckt: von großartiger Unterstützung aus dem Wallviertel. Bei Optik Breuer durfte er Strom abzapfen, im Shop von Julian Schick konnte er Wasser holen, die Gürtelmanufaktur hätte ihm für den Notfall Räumlichkeiten angeboten. „Toll, dass die ganze Nachbarschaft so hilfsbereit war.“

„Woof Deli“ mit gesundem Hundefutter: Laden schon vergrößert

Auch für Giulia Weinert erfüllte sich ein persönlicher Traum, als sie Ende April 2023 ihren eigenen Laden eröffnete: „Woof Deli“ an der Straßburger Allee in Saarn. Die Mission der jungen Frau ist: gesunde Ernährung für Hunde. Sie versichert: „Unser Futter hat Lebensmittelqualität.“ Es sei frei von Konservierungsstoffen oder Lockmitteln. Und mit diesem Angebot kommt sie in Mülheim bisher gut an: „Wir sind sehr zufrieden“, sagt Guilia Weinert nach knapp neun Monaten im Business, und ihr eigener Hund Bo bellt wie zur Bestätigung im Hintergrund.

Giulia Weinert liegt gesunde Hundenahrung am Herzen. Ihr Saarner Geschäft „Woof Deli“ konnte sie schon erweitern, ihr eigener Hund Bo ist meistens dabei.
Giulia Weinert liegt gesunde Hundenahrung am Herzen. Ihr Saarner Geschäft „Woof Deli“ konnte sie schon erweitern, ihr eigener Hund Bo ist meistens dabei. © FUNKE Foto Services | Martin Möller

Unterstützt wird sie im Geschäft von ihrem Vater und von Aushilfskräften, die beim Abpacken helfen. „Woof Deli“ hat sich sogar schon vergrößert - Lagerräume werden nun für den Verkauf genutzt. Auch das Sortiment hat die Ladeninhaberin erweitert, etwa im Bereich der alternativen Snacks und Leckerchen. Hinzu kommt Zubehör wie Leinen, Halsbänder, Bademäntel.

Giulia Weinert absolviert nebenbei eine Online-Ausbildung zur Ernährungsberaterin speziell für Hunde, und sie beginnt, ihre Produkte per Internet deutschlandweit zu vertreiben: „Anfangs haben wir uns sehr auf den stationären Handel konzentriert“, sagt Guilia Weinert, „jetzt bauen wir nach und nach unseren Onlineshop aus.“ Am Heiligen Abend postete sie auf Instagram ein Foto von sich und ihrem kuscheligen Lieblingshund Bo. Sie strahlt: „Danke für dieses tolle Jahr.“

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