Mülheim/Essen. Das Rhein-Ruhr-Zentrum (RRZ) Mülheim wird umgebaut zu einem neuartigen Center. Die Eigentümer investieren 180 Mio. Euro. Ein Blick auf die Pläne.

Das Rhein-Ruhr-Zentrum (RRZ) an der Stadtgrenze zwischen Mülheim und Essen hat hitzige Monate hinter sich. Erst wurde um den Ankermieter Galeria Karstadt Kaufhof gebangt, bis es Mitte März endlich hieß: Das Warenhaus bleibt. Nun wird der Verkauf des kompletten Centers offiziell verkündet: Ein Konsortium aus der Eurofund Group mit Hauptsitz in Madrid und dem Investmentfonds Signal Capital Partners (London) ist neuer Eigentümer. Am 19. Juli sei der Kaufvertrag für das 200.000 qm große Einkaufszentrum unterschrieben worden, teilten die Partner am Montag mit.

Zugleich haben die neuen Eigner auch ihre Pläne für das Rhein-Ruhr-Zentrum erstmals verraten. Eine umfassende Modernisierung für rund 200 Millionen Euro hatten schon die Vorbesitzer angestrebt, die das RRZ fünf Jahre hielten, letztlich den Umbau aber nicht mehr finanzieren konnten. Nun soll es in ähnlichen Dimensionen weitergehen. Rund 180 Millionen Euro will das Joint Venture ins Center investieren, in zwei Phasen. Am Ende soll an der A 40 „das erste ,Shopping Resort’ in Deutschland stehen“, kündigen die Eigentümer an. In einem Saal des Mülheimer Cinemaxx wurden jetzt vor Mietern, Medienvertretern und Repräsentanten der Stadt Mülheim erste Entwürfe gezeigt.

Mülheimer Rhein-Ruhr-Zentrum wird zum „Shopping Resort“ umgestaltet

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Seit über zehn Jahren verwirklicht die Eurofund Group ihre Idee von zukunftsweisenden Centern - das erste entstand im spanischen Saragossa. „Einzigartige Erlebnisse“, „fantastische Umgebung“ und „außergewöhnlicher Service“ - das sind die Schlagworte, mit denen Eurofund-Präsident Ian Sandford dem gespannten Mülheimer Publikum die Veränderung schmackhaft machen möchte. „Es ist eine Herausforderung - aber wir sind bereit dafür.“

Konkreter wird dann Sean Roberts, der das neu eröffnete Deutschland-Büro von Eurofund leitet: Zunächst soll der Freizeit- und Gastronomiebereich erweitert werden, sollen neue Spielplätze entstehen. Das Cinemaxx bleibt dem Rhein-Ruhr-Zentrum langfristig erhalten: Der Mietvertrag sei soeben um 15 Jahre verlängert worden, verkündet Roberts. Bunte Animationen zeigen, wie Menschen auf dem Gelände des neuen RRZ Sport treiben oder in einer geräumigen Außengastronomie Kaffee trinken, zwischen jungen Bäumen. Auch die Parkplätze sollen komplett umgebaut werden, die Zahl der Stellplätze aber erhalten bleiben.

Großer Supermarkt und Discounter sollen einziehen

Das ist praktisch auch für den Familien-Großeinkauf, der künftig am Humboldtring stattfinden und dem Center zusätzliche Kundschaft bringen soll. Ein großer Supermarkt soll dort eröffnen und direkt von außen zugänglich sein, daneben ein günstiger Discounter. Mit möglichen Mietern werde verhandelt, sagt Roberts, möchte aber noch keine Namen nennen.

Im Bereich Lebensmittel soll das Angebot im Rhein-Ruhr-Zentrum erheblich erweitert werden. Verhandelt wird mit einem großen Supermarkt und einem Discounter.
Im Bereich Lebensmittel soll das Angebot im Rhein-Ruhr-Zentrum erheblich erweitert werden. Verhandelt wird mit einem großen Supermarkt und einem Discounter. © Eurofund/Animation

Ein Name muss indes fallen: Karstadt. Das zuletzt gebeutelte Warenhaus-Team kann sich auf eine Modernisierung des Hauses freuen unter dem Stichwort „Galeria 2.0.“, mit der „richtigen Größe für ein modernes Kaufhaus“, so Sean Roberts. Schick, aber mit deutlich verkleinerter Fläche. Auch die Food Lounge soll völlig neu gestaltet werden. In einer zweiten Umbauphase könnte sich das Centergelände weiteren Nutzungsformen öffnen: „Eine sinnvolle Idee“, aber noch nicht fix, sei beispielsweise ein Hotel.

Beide großen Einkaufscenter in Mülheim im Umbruch

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In nächster Zeit wird sich das Gesicht beider großer Einkaufszentren in Mülheim entscheidend verändern. Das Forum in der Innenstadt ist seit fast drei Jahren auf dem Weg zu einem Hybriden aus Gesundheitszentrum und Shopping-Mall. Dort soll der Umbau bis Ende 2024 abgeschlossen sein. Im Rhein-Ruhr-Zentrum wird es länger dauern. Die Eigentümer rechnen damit, dass Anfang kommenden Jahres die ersten Bauarbeiten beginnen können und das gesamte Vorhaben sicher drei Jahre in Anspruch nehmen wird. Dann wäre 2027 angebrochen.

Der Ehrgeiz ist groß: Die Eurofund Group ist bis dato in Spanien, Portugal, Großbritannien und Italien tätig. Sie nennt sich selber europaweit „führend bei der Entwicklung, Umsetzung und Verwaltung einzigartiger Einzelhandelsziele, die Gemeinden und Besucher begeistern“. Jüngstes Referenzobjekt sei ein Einkaufszentrum in Lissabon, das übernommen und in Portugals erstes „Shopping Resort“ umgewandelt worden sei. Die Besucherzahlen seien von 2019 bis 2022 um mehr als 20 Prozent gestiegen, der Umsatz ebenso.

Mülheimer OB spricht von einem „Meilenstein“

Dem Rhein-Ruhr-Zentrum frische Energie zuzuführen, das ist Ziel der 180-Millionen-Euro-Spritze. Es ist nötig. Nach Auskunft von Centermanager Frederik Schmälter beträgt der Leerstand aktuell 30 Prozent. Die Kundenfrequenz habe sich nach Corona aber wieder gut erholt und befinde sich auf dem Niveau von 2019. Er und sein Team freuen sich augenscheinlich über den Anbruch moderner Zeiten. Wie die Eigentümer auf Anfrage erklärten, soll ECE das Rhein-Ruhr-Zentrum auch weiterhin verwalten.

Wärmstens dankte die versammelte Manager-Riege der Stadt Mülheim für ihre Kooperation und intensive Unterstützung. Oberbürgermeister Marc Buchholz sagte vor großem Publikum im Kinosaal, sichtlich emotional bewegt: „Das ist ein Meilenstein für uns in Mülheim.“

Ein Hotel im Rhein-Ruhr-Zentrum: Das ist eine Idee, die in der zweiten Umbauphase realisiert werden könnte. Das Center an der Stadtgrenze zwischen Mülheim und Essen bekommt eine 180-Mio.-Euro-Spritze.
Ein Hotel im Rhein-Ruhr-Zentrum: Das ist eine Idee, die in der zweiten Umbauphase realisiert werden könnte. Das Center an der Stadtgrenze zwischen Mülheim und Essen bekommt eine 180-Mio.-Euro-Spritze. © Eurofund/Animation

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