Mülheim. Mit heldenhaftem Einsatz hat Mohamad Al Hasan einer Mülheimerin das Leben gerettet. Nun hofft er, dass Broicher ein Herz für seine Familie haben.

Immer und immer wieder Absagen. Mohamad Al Hasan, der 2015 vor dem Krieg in Syrien geflohen und mittlerweile überzeugter Mülheimer ist, erlebt eine Enttäuschung nach der nächsten bei der Wohnungssuche. Es mag seine Herkunft sein, die manchen vielleicht abschreckt, es mag einfach Pech sein. Fakt jedenfalls ist, dass der kürzlich von Bundesinnenministerin Nancy Faeser mit dem renommierten XY-Preis für Zivilcourage ausgezeichnete Paketbote und seine Familie nach wie vor beengt leben müssen. Mit heldenhaftem Mut hatte Al Hasan im Sommer 2022 einer Mülheimerin das Leben gerettet - nun hofft er darauf, dass Vermieter in Broich ein Herz für seine Familie haben.

Dass 53 Quadratmeter für eine vierköpfige Familie eher bescheiden sind, betone selbst der aktuelle Vermieter ständig, so Al Hasan: „Er sagt immer, mehr als drei passen hier einfach nicht rein.“ Da ist die Mini-Küche, die nicht viel mehr ist als die Verlängerung des Flurs, da ist das Bad, in dem man sich kaum umdrehen kann. Ein kleines Wohnzimmer, ein enges Schlafzimmer. Nur Rama, die zwölfjährige Tochter, hat in ihrem Raum mit Dachfenster etwas mehr Platz: Zumindest Scheibtisch und Bett passen gut hinein. Doch es ist schwer vorstellbar, dass Mila (2) dort vielleicht auch irgendwann einzieht. Aktuell schläft die Schwester noch bei den Eltern.

Er sagt immer, mehr als drei passen hier einfach nicht rein.
Mohamad Al Hasan

„Bis zu 900 Euro warm“ würde der Mülheimer für eine Wohnung in Broich zahlen

Derzeit zahlt Al Hasan 750 Euro warm. Ein bisschen was drauflegen könnte er noch, sagt der 41-Jährige, „bis zu 900 Euro warm“ überweisen. Er hofft auf „eine Wohnung, die für vier Personen passt und idealerweise einen kleinen Garten oder einen Balkon hat“. Das Allerwichtigste: „Sie sollte in Broich liegen.“ Die Familie liebt dem Stadtteil. „Hier ist es ruhig und sicher, man kann sogar nachts auf der Straße spazieren gehen.“ Es gibt viele schöne Spielplätze, einen tollen Kindergarten für Mila und einen vernünftigen Anschluss an den Nahverkehr, damit Rama die Gesamtschule Saarn und ihre Freundinnen in Stadtmitte erreichen kann.

Die Küche ist ein schmaler Schlauch am Ende des Flurs. Hier kocht Rabaa Al Hariri (r.). Tochter Rama (12) und die kleine Mila (2) helfen.
Die Küche ist ein schmaler Schlauch am Ende des Flurs. Hier kocht Rabaa Al Hariri (r.). Tochter Rama (12) und die kleine Mila (2) helfen. © FUNKE Foto Services | Frank Oppitz

Im Krieg in Syrien hat Mohamad Al Hasan einen Bruder und einen Schwager im Bombenhagel verloren, auch Cousins und Nachbarn kamen ums Leben. Genau wie Verwandte seiner Frau Rabaa Al Hariri - und viele, viele andere arme Menschen: „Ich habe so viele schwer Verletzte gesehen, denen einfach niemand geholfen hat.“ Vielleicht sei auch das ein Grund gewesen, warum er der damals 81-jährigen Mülheimerin nach dem Messerangriff ohne großes Nachdenken beigestanden und kurz darauf sogar noch den Täter überwältigt hatte.

Auch Rama, die zur Gesamtschule Saarn geht, würde sich über ein etwas großzügigeres Zuhause in Mülheim-Broich freuen.
Auch Rama, die zur Gesamtschule Saarn geht, würde sich über ein etwas großzügigeres Zuhause in Mülheim-Broich freuen. © FUNKE Foto Services | Frank Oppitz

In einem völlig überladenen, unsicheren Schlauchboot ging es übers Mittelmeer

Die Erinnerungen an Damaskus im Krieg sind schlimm: „Man hat mich über Wochen grundlos ins Gefängnis gesteckt. Und ein Soldat, der es auf unsere Wohnung abgesehen hatte, hat mir zwei Finger abgeschnitten.“ Die Flucht war der einzige Ausweg. Zwölf lange Tage ging es via Türkei, Griechenland und Balkan nach Deutschland. Al Hasan überquerte das Mittelmeer in einem völlig überladenen, unsicheren Schlauchboot, legte große Distanzen zu Fuß zurück. Angekommen in Mülheim, dauerte es noch vier Jahre, bis er Frau und Kind nachholen konnte.

Man hat mich über Wochen grundlos ins Gefängnis gesteckt. Und ein Soldat, der es auf unsere Wohnung abgesehen hatte, hat mir zwei Finger abgeschnitten.
Mohamad Al Hasan

Die meisten Angehörigen leben heute verstreut über verschiedene Länder, Jordanien, Österreich, Deutschland. „Wir haben alles verloren“, sagt Al Hasan. „Doch ich wollte nicht für immer traurig sein. Man muss einen neuen Anfang finden.“ Das ist ihm gelungen: Seit Jahren arbeitet er als Paketbote, hat viele deutsche Freunde gefunden und möchte nie wieder weg aus Broich. „Hier ist mein neues Heimatland“, so der 41-Jährige.

Wer Mohamad Al Hasan und Rabaa Al Hariri eine Wohnung anbieten möchte, meldet sich unter mohamad.hasn045@gmail.com.

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