Mülheim. Eine spürbare Verbesserung des Mülheimer Schulverkehrs nach den Ferien haben Schüler und Eltern gefordert. Warum ihre Erwartung enttäuscht wird.
Das Ende der Herbstferien wird für viele Mülheimer Schüler und Eltern wohl mit einer Enttäuschung starten: Die dringend erwarteten Verbesserungen im Nahverkehr zu den Mülheimer und Oberhausener Schulen lassen weiter auf sich warten. „Der Arbeitskreis hat sich sehr intensiv mit dem Thema E-Wageneinsatz auseinander gesetzt“, heißt es seitens der Ruhrbahn. Nur die Umsetzung wird noch dauern.
Dabei läuft es im Nahverkehr zu den Schulen und zurück schon seit zwei Monaten selten rund. Eltern und Schüler berichten entnervt darüber, seit dem neuen Nahverkehrsplan doppelt so lange unterwegs zu sein, dass die Einsatzbusse zum Teil nicht auf den Schulbeginn abgestimmt sind, sie entweder zu spät oder deutlich zu früh an der Schule ankommen und dass beim Umsteigen viele Anschlüsse nicht stimmen – oder Busse ganz einfach ausfallen.
Ruhrbahn will aus Mülheimer Fehlern lernen und besser informieren
Auch interessant
Eilig hatte die Politik deshalb Anfang September einen Arbeitskreis beschlossen, der schon eine Woche später zusammentrat. Ziel: Vordringlich die schulischen Einsatzbusse so anzupassen, dass nach den Herbstferien wenigstens diese Verbindungen rund laufen.
Zwei Mal ist der Arbeitskreis zur Krisensitzung auch zusammengekommen und wird doch sein Versprechen auf eine schnelle Lösung zum Schulbeginn nicht halten können. Erst ab 6. November sollen die Fahrpläne der E-Wagen angepasst werden. Dabei mangelte es an Verbesserungsvorschlägen aus der Bürgerschaft nicht, denn die liefen bei Ruhrbahn und Politik vom ersten Tag des Fahrplanwechsels im August reichlich ein.
Durchaus schnell hatte das Unternehmen im September auf diese Rückmeldungen mit ersten Anpassungen von vier E-Wagen-Linien reagiert. Doch man habe auch aus dem Chaos gelernt, das der neue Fahrplan im August verursacht hatte, weil er direkt nach den Ferien anrollte, ohne dass Schülerinnen und Schüler ausreichend informiert worden seien, heißt es aus dem Arbeitskreis. Deshalb sollen nun die Schulen nach den Ferien ins Bild gesetzt werden und genügend Zeit bekommen, die Fahrplanänderungen der Einsatzwagen weitergeben zu können.
Mülheims ÖPNV: Darum verzögern sich die E-Wagen-Pläne
Doch so verzögern sich auch die Lösungen um weitere drei Wochen. An dem Willen der Politik lag es nicht; schon in der ersten Septembersitzung legte sie einen verbesserten Fahrplanentwurf für den E-Busverkehr vor. Informierten Kreisen zufolge hatte die Ruhrbahn aber aus Krankheits- und Urlaubsgründen niemanden zur Arbeitsgruppe geschickt, der mit der Thematik ausreichend vertraut gewesen sei. Man müsse den Plan erst prüfen, habe die Ruhrbahn daher bremsen müssen. So vergingen noch einmal zwei Wochen bis zur nächsten Sitzung am 27. September.
Auch danach ging Zeit ins Land: „Aufgrund der notwendigen Planungs- und Umsetzungsschritte war eine Information der Schulen vor Ferienbeginn nicht möglich. Die Kommunikation an die Schüler*innen und Eltern über die Schulverwaltungen ist in den Ferien erschwert“, begründet die Ruhrbahn die Verzögerung.
Kritik aus Mülheimer Arbeitskreis: „kein proaktives Handeln“
Und dennoch klingt das für manches Mitglied des Arbeitskreises nicht nach Arbeit unter Hochdruck: „Man setzt sich extra zusammen und fragt sich, was man hier eigentlich soll. Ich habe erwartet, dass Ruhrbahn und Stadt proaktiv etwas tun. Aber es geht von Verkehrsbetrieb und Verwaltung kein Impuls aus“, macht sich ein Mitglied hinter vorgehaltener Hand Luft über einen offenbar allzu abwartenden Apparat.
Zwar sei das Personalproblem der Ruhrbahn nachvollziehbar, doch das Unternehmen sei auch „unflexibel“, die benötigten Fahrer zwischen Essen und Mülheim nach Bedarf zu verschieben, kritisiert ein Arbeitskreismitglied – daran zeige sich, dass die Ruhrbahn auch Jahre nach der Fusion weiterhin aus zwei getrennten Betrieben bestehe.
Eltern und Schüler wünschen sich schnelleres Handeln
Schnelleres Vorgehen wünscht sich auch manche Schüler- und Elternschaft: „Wir haben von der Politik oder der Ruhrbahn seit September nichts gehört – gar nichts“, sagt Verena Faust, Sprecherin einer Speldorfer Elterninitiative, und erinnert an ein Versprechen im Mobilitätsausschuss: „Dort hat der Ruhrbahngeschäftsführer bestätigt, dass E-Busse auch über die Stadtgrenze hinaus möglich seien. Wir haben erwartet, dass der Arbeitskreis noch im September dafür eine Lösung vorlegt.“
Denn in Speldorf sind einige Jugendliche von „ihrer“ weiterführenden Schule in Oberhausen wie abgehängt, seit eine Direktverbindung – die Linie 122 – eben nicht mehr durch den Mülheimer Süden führt. Zwar hätten sich inzwischen die Ausfälle der Busse reduziert, bestätigt Verena Faust. Doch gerade auf dem Rückweg nach Hause seien Kinder und Jugendliche noch immer länger als eine Stunde unterwegs. Vor der Fahrplanänderung waren es dagegen knapp 25 Minuten.
Besserer Nahverkehr in Mülheim: In diesen Schritten will man vorgehen
Alle Probleme des neuen Nahverkehrsplan können nicht sofort gelöst werden – auch nicht im Krisenmodus des Arbeitskreises. Das liegt auch an den Kosten. Einen ersten Entwurf der Politik zum E-Wagen-Verkehr hatte die Ruhrbahn mit höherem Aufwand bewertet. Daraufhin habe man das „Wünsch-dir-Was-Konzept“ soweit abgespeckt, dass es auch nach Auskunft der Ruhrbahn kostenneutral bleiben soll.
Die noch weiter notwendigen Nachbesserungen bei den Umstiegen will man nun in mehrere kleine Schritte packen: Einen kleinen Schritt im regulären Linienangebot plant die Ruhrbahn zum 8. Januar. Dann sollen Umstiege zwischen Linien besser aufeinander abgestimmt werden.
Bis die größeren Anschlussprobleme beseitigt sein werden, müssen sich die Mülheimer dagegen noch bis zum nächsten Sommer gedulden. Nicht nur, weil Änderungen auf den Linien komplex sind, sondern erst umständlich über die Bezirksregierung in Düsseldorf bestätigt werden müssen – mit einem halben Jahr Vorlauf.
Ausfälle auf den Mülheimer Linien: So wertet die Ruhrbahn
Auch interessant
Die Fahrtausfälle haben sich nach Auskunft der Ruhrbahn im Verlauf des Septembers von Tag zu Tag verringert. Die gleiche Entwicklung habe sich auch bei den Auftragsunternehmern beobachten lassen. Dies sei ein Ergebnis der kurzfristig eingeleiteten Maßnahmen einerseits und der positiven Entwicklung der Krankenstände andererseits.
In den letzten drei Wochen habe sich allerdings bei der Stoag eine gegenläufige Entwicklung gezeigt, sodass es hier vermehrt zu Fahrtausfällen auf der Linie 112 gekommen ist, obwohl die Ruhrbahn hier durch Übernahme der Dienste unterstütze.
In der Woche vom 11. bis 17. September seien bei der Ruhrbahn nur noch ca. 0,7 Prozent aller Fahrten ausgefallen. Man liege innerhalb der mit der Stadt Mülheim vereinbarten Parameter. Bei den Auftragsunternehmern fielen aber ca. 4,3 Prozent aller Fahrten, bei der Stoag rund 11 Prozent aller Fahrten aus.
In der Woche 18. bis 24. September sind bei der Ruhrbahn eigenen Angaben zufolge nur 0,87 Prozent, bei den Auftragsunternehmern ca. 1,8, bei der Stoag ca. 17 Prozent aller Fahrten ausgefallen. Hier sei insbesondere die Linie 112 und teilweise noch die Linie 129 betroffen gewesen.