Neukirchen-Vluyn/Moers. Der Solarpark an der A40 ist nun in Betrieb. Wie Bürger aus der ganzen Region vom Millionenbau profitieren und wo die nächsten Anlagen entstehen.

Der Solarpark am Hoschenhof in Neukirchen-Vluyn ist am Freitag, 24. Mai, in Betrieb genommen worden. Die rund 10.600 entlang der A40 aufgestellten Module sollen von nun an reichlich Sonnenenergie aufnehmen und etwa 1700 Haushalte mit Strom versorgen. Nach Angaben der Enni-Tochtergesellschaft Enni Solar GmbH verfügt das neue Kraftwerk zwischen der Ausfahrt Neukirchen-Vluyn und dem Rastplatz Neufelder Heide über eine Leistung von sechs Millionen Kilowattstunden. Mehr als 2700 Tonnen CO2 können so eingespart werden, gibt das Unternehmen bei der Eröffnungsfeier bekannt.

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Doch genug zu den Zahlen: Sowohl Enni als auch die Stadt Neukirchen-Vluyn bezeichnen die Inbetriebnahme als Meilenstein in der Energiewende. Bürgermeister Ralf Köpke spricht von seiner Kommune bereits als „Solarmetropole am Niederrhein“. Das Sonnenkraftwerk am Hoschenhof ist nach der 2013 eingeweihten Anlage Mühlenfeld das zweite seiner Art in der Bindestrich-Stadt. Zudem prägen etwa 1000 Photovoltaikanlagen das Stadtbild. „In der Bevölkerung ist das längst kein Trend mehr, sondern fester Bestandteil bei Neubauten. Die Neukirchen-Vluyner setzen auf Solarenergie“, sagt Köpke, der sich in der städtischen Nachhaltigkeitsstrategie bestätigt sieht.

Enni stellt zeitnahen Bau neuer Solarpark in Neukirchen-Vluyn und Moers in Aussicht

Enni-Chef Stefan Krämer schließt an, dass schon in zwei Jahren der gesamte Absatz der Neukirchen-Vluyner Haushaltskunden grün erzeugt werden kann – auch Dank des vier Millionen Euro teuren Neubaus am Hoschenhof. „Wir werden jetzt jährlich ein bis zwei Solarparks in Betrieb nehmen können“, stellt Krämer in Aussicht. Bis 2030 rechnet der Vorsitzende mit zehn neuen Enni-Solarparks am Niederrhein.

Wir werden jetzt jährlich ein bis zwei Solarparks in Betrieb nehmen können
Stefan Krämer - Enni-Vorsitzender

Am weitesten fortgeschritten sei die Planung für ein Sonnenkraftwerk rund um das Wasserwerk in Moers-Vinn. Sofern der Bau zeitnah genehmigt wird, wolle das Unternehmen mit Sitz in Moers die Anlage noch in diesem Jahr in Betrieb nehmen. Noch im Jahr 2025 soll zudem ein neuer Solarpark am Nieper Wasserwerk entstehen. An beiden Standorten plant Enni in ähnlicher Dimension wie bei dem Solarpark Mühlenfeld, welcher etwa 940 Haushalte mit Strom versorgt. „Diese Projekte haben höchste Priorität. Durch sie wird unsere Wasserversorgung krisensicher und kann auch im Falle eines Blackouts gewährleistet werden“, begründet Stephan Scholz, Geschäftsführer von Enni Solar.

Solarpark Hoschenhof in Neukirchen-Vluyn: Mehrere Hürden verzögerten Bau entlang der A40

Scholz und sein Team hoffen, dass sie der Bau künftiger Anlagen vor weniger Hürden stellen möge als der neue Solarpark am Hoschenhof. Dort vergingen sechs Jahre zwischen dem ersten Kontakt zum Grundstückseigentümer und der Inbetriebnahme. Ein Grund für die Verzögerung ist das Ergebnis eines Gutachtens, laut welchem Autofahrerinnen und Autofahrer auf der A40 mit der ursprünglich angedachten Südausrichtung der Module an bestimmten Tageszeiten geblendet werden könnten. So mussten die Planer auf eine Ost-West-Aufstellung ausweichen, bei der die Solarpanele einzelne „Dächer“ bilden. Unter den Modulen soll übrigens eine Schafherde grasen – und den Enni-Mitarbeitern so das Rasenmähen ersparen.

Ein weiteres Hindernis für den Bau ergab sich aus einem Widerspruch zwischen dem Erneuerbare-Energien-Gesetz, kurz EEG, und dem Bundesfernstraßengesetz. Deren Regelungen bezüglich erlaubter Abstände zur Autobahn wichen voneinander ab. Hätte Enni den Bau trotz der rechlichen Unklarheit durchgezogen, wäre das Unternehmen zum Rückbau des Solarparks verpflichtet gewesen, sofern die A40 ausgebaut worden wäre. Folglich lag das Projekt für längere Zeit auf Eis, bis Herbst 2023 wurde am Hoschenhof noch Getreide angebaut. Nach der Ausnahmegenehmigung ging es schnell: Innerhalb von fünf Monaten wurde das Ackerland zum Standort eines modernen Sonnenkraftwerks, wie es am Niederrhein bald zahlreiche Nachahmungen finden soll.

Große Pläne für die Energiewende

Zusätzlich zum Bau von rund zehn Solarparks am linken Niederrhein will der Versorger Enni bis zum Jahr 2030 auch den Ausbau im E-Ladesäulennetz forcieren. Rund 400 Ladestellen sollen innerhalb der nächsten fünfeinhalb Jahre dazukommen, so das Ziel des Vorsitzenden Stefan Krämer. Zudem sollen in Moers zwei Großbatterien gebaut werden, um Strom aus erneuerbaren Energieträgern langfristig speichern zu können. Zur Unterstützung von Solar, Windkraft und Co. wirkt Enni als eines von 20 Stadtwerken für die Zeit nach dem Steinkohleausstieg ebenfalls am Bau eines wasserstofffähigen Gaskraftwerks in Hamm mit.