Moers. Nach dem großen Bauern-Protest am Montag haben sich Landwirte in Moers getroffen. Von Subventionen bis Wölfen: Diese Probleme beschäftigen sie.
Deutschlandweit protestieren Landwirte für bessere Arbeitsbedingungen. Warum auch die Moerser Bäuerinnen und Bauern Unmut verspüren, wurde am Donnerstagabend bei der Winterversammlung der Moerser Ortsbauernschaften Kapellen-Hülsdonk, Repelen und Moers-Schwafheim beantwortet. Treffpunkt war der Familienbetrieb von Landwirt Dieter Ueltgesforth.
Dass sich die Landwirtschaft wandelt, machte der Moerser Bürgermeister Christoph Fleischhauer klar: „Erneuerbare Energien wie Solarenergien sollten genutzt werden, aber es muss verträglich bleiben, sodass eine Selbstversorgung möglich bleibt und beides nicht miteinander konkurriert.“ Deutschland müsse hinsichtlich der Nahrungsmittelselbstversorgung autark bleiben: „Die Bauernproteste thematisieren das. In Moers sind die Proteste hervorragend abgelaufen – gut wahrnehmbar, strukturiert und friedlich.“ Am Samstag lade Fleischhauer zum Neujahrsempfang mit Bürgermeistern aus der „Wir4“-Region zur Thematisierung wirtschaftlicher Krisen ein, „bei denen gerne auch Bauern mit ihren Traktoren ein Signal setzen dürfen.“
Moerser Bauern ziehen Bilanz: „Erfolgreiches Jahr mit nervenaufreibende Ernte“
Mit Blick aufs vergangene Jahr machte der stellvertretende Kreisbauernvorsitzende Frank Heckes zur aktuellen Agrarpolitik deutlich, dass es ein „erfolgreiches, aber nasses Jahr 2023 mit nervenaufreibender Ernte“ gewesen sei: „Viele Flächen waren nicht befahrbar.“ Langgezogene Entscheidungen „über Köpfe der Landwirte hinweg“ lösten Unmut aus, etwa zum Thema Wölfe im Kreis: „Wölfin Gloria wird, wenn die Entscheidungen um ihren Abschuss weiterhin so schleppend laufen, wohl vorher eines natürlichen Todes sterben“, sagte Heckes. Tierhalter würden von Naturschutzverbänden trotz oft gleicher Zielsetzungen als Tierquäler betitelt, „weil Tierhalter angeblich Futter für Wölfe züchten“.
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Unklar sei auch, wie neue Verordnungen wie die Tierhaltungskennzeichen praktisch umgesetzt werden sollen, der weitere Umgang mit steigendem Preisdruck durch Importe, gekürzten Dieselsubventionen und vielem mehr. „In der Weihnachtsansprache der Bundesregierung kam nicht ein einmal der Begriff ‚Landwirtschaft‘ vor. Der Dank fehlte, während aber Bürgergeld und Beamtenbezüge fröhlich erhöht werden“, unterstrich der Ortsbauernvorsitzende Herbert Meiwes und machte deutlich, dass Landwirte „auch sonn- und feiertags ihre Tiere in Ställen versorgen“.
Moers: Landwirte können ungenutzte Flächen an Enni für Solarerzeugung verpachten
Rund um Solar, Wasser und Wind beantwortete Enni-Vorstandsmitglied Kai Gerhard Steinbrich Fragen: „Für Solar wählen wir vorrangig mindestens zwei Hektar große Flächen, die nicht landwirtschaftlich genutzt werden. Wenn Landwirte ihre Fläche nicht mehr nutzen wollen, kann die Enni sie pachten. Windkraftflächen werden ebenfalls gesucht.“
Andre Krohn (Landwirtschaftskammer NRW) gab Einblicke in die Gesamtsituation, von den in Moers wenig mit Nitrat belasteten Gebieten bis zu konstantem Interesse an grünen Berufsausbildungen. „Als Berater kann ich sagen: Vor zehn Jahren konnte ich spontan helfen, heute muss ich dicke Regelkataloge wälzen. Vorgänge müssen erleichtert werden.“ Schließlich prangte am Ausgang der Spruch: „Landwirtschaft macht alle satt, auch die Gegner, die sie hat.“