Kamp-Lintfort. Das Jugendcafé hat um Personalaufstockung gebeten – auch, weil es Versuche gegeben haben soll, mit Drogen zu dealen. Das sagen Stadt und Polizei.
Hohe Besucherzahlen, ein gestiegener Betreuungsbedarf, Aufsicht auf drei Etagen, die Zunahme von Eskalationen und nicht zuletzt auch Versuche, in der Fußgängerzone vor dem Jugendcafé mit Drogen und Waffen zu handeln – wegen all dieser Gründe hat das SCI:Moers für das Jugendcafé in Kamp-Lintfort eine Personalerweiterung bei der Stadt beantragt. Um die Öffnungszeiten mit derzeit 30 Wochenstunden aufrechterhalten zu können, müsse eine weitere Fachkraft mit 0,75 Stellenanteil eingesetzt werden, heißt es in dem Antrag, den die Sozialeinrichtung in den vergangenen Jugendhilfeausschuss am 30. August eingebracht hat.
„Wir haben in der Begründung ausgeführt, dass das Jugendcafé mittlerweile von etwa 120 Jugendlichen täglich besucht wird und diese Aufgabe einerseits einen enormen Bedarf für die Jugendarbeit darstellt, dies allerdings mit einem Mitarbeitenden allein nicht leistbar ist“, begründet SCI-Geschäftsführer Frank Liebert auf Nachfrage dieser Redaktion. Zudem sei die Aufsicht auf drei Etagen „so nicht mehr leistbar“, zumal der derzeitige Mitarbeiter seinen Verantwortungsbereich „aus Imagegründen“ auch auf die Fußgängerzone ausdehnt, so Liebert. „Tatsächlich erfährt er hier, dass in der Fußgängerzone mit Drogen und Waffen gedealt wird und ist sehr darum bemüht, diese Vorgänge nicht ins Jugendcafé gelangen zu lassen“, berichtet der SCI-Geschäftsführer.
Jugendcafé Kamp-Lintfort wird künftig Öffnungszeiten reduzieren
Trotz der Argumentation blieb die Forderung des SCI bisher ohne Erfolg. Die Stadt lehnte den Antrag ab, „mit dem Argument, dass ein gesamtstädtisches Konzept für die Kinder- und Jugendarbeit entwickelt werden müsse“, erklärt Liebert. Doch die Hoffnung ist nicht ganz verloren: „Die SPD-Fraktion brachte in der Sitzung den Antrag ein, dass dieses Konzept bis August 2024 beschlossen sein soll und dann über unseren Antrag wieder beraten werde.“ Kurzfristig werde es für das Jugendcafé aber keine Personalentlastung geben. Was das bedeutet? „Über die Konsequenzen werden wir noch intern beraten“, so Liebert. Mindestens aber die Öffnungszeiten müssten reduziert werden, „wissentlich, dass dies die falsche Konsequenz ist angesichts wachsender Problemlagen bei Jugendlichen“.
Auch interessant
Eine Rolle spielten dabei auch immer Drogen. Diese seien „in der Arbeit mit jungen Menschen leider ein Dauerthema“, erklärt auch Sarah Krams, Sprecherin der Stadt Kamp-Lintfort auf Anfrage der Redaktion. Doch sie sagt auch: „Bis zum heutigen Tag gibt es seitens der Polizei jedoch keine gesicherten Erkenntnisse zu Drogen- und Waffenhandel im und vor dem Jugendcafé.“ Björn Haubrok, Polizeisprecher für den Kreis Wesel, bestätigt auf Nachfrage ebenfalls, dass es keine Einsätze der Polizei wegen Drogen- oder Waffenhandel in der vergangenen Zeit vor oder in dem Jugendcafé gegeben habe. Er bittet jedoch darum: „Wer konkrete Hinweise zu Drogen- und Waffenhandel in der Kamp-Lintforter Innenstadt geben kann, soll sich bitte direkt an die Polizei wenden.“
Polizei führt Kontrollen in der Kamp-Lintforter Innenstadt durch
Polizei, Ordnungsamt sowie auch die mobile Jugendarbeit des Amtes für Schule, Jugend und Sport, arbeiteten durch präventive Maßnahmen – wie mit Kontrollfahrten – daran, Drogen- und Waffenhandel rund um das Jugendcafé und den weitläufigen Bereich um den Busbahnhof, vorzubeugen, „um jederzeit auf Besonderheiten reagieren zu können und Entwicklungen im Blick zu halten“, teilt Stadtsprecherin Krams mit. Parallel dazu sei das SCI:Moers mit dem Amt für Schule, Jugend und Sport im „fachlichen Austausch“, bestätigen Stadt und Betreiber des Jugendcafés.