Kamp-Lintfort. Das ist Technik, die begeistert: In einem professionellen Studio können Jugendliche in Kamp-Lintfort ihre Songs aufnehmen. Es kommt noch besser.
Auch bei Rappern reimt sich Herz auf Schmerz. Und wenn der junge Mann in der coolen Jogginghose nicht im Takt bleibt, muss er halt noch mal ran – unermüdlich, bis es sitzt. Dass seine Stimme noch eher schüchtern daherkommt, das macht nix. Die Technik wird es richten. Denn die hat es in sich, im SCI-Jugendcafé. Ein professionelles Ton- und Videostudio mit allen Schikanen inklusive Schallkabine steht den jungen Leuten seit wenigen Tagen zur Verfügung.
Das trifft den Nerv
Mit diesem Angebot trifft die Einrichtung anscheinend den Nerv der jungen Leute. Schon nach dieser kurzen Zeit erscheinen immer wieder neue Gesichter an der Moerser Straße 265 b. Derzeit ist es schon ein harter Kern von 20 Jungs, die mit Unterstützung von Honorarkräften nach dem richtigen Ton und den richtigen Worten suchen, sagt Einrichtungsleiter Milan Djuric. Dass es sehr bald mehr werden, die Text, Melodie und Video You-Tube-tauglich zusammenbringen wollen, ist er sicher.
Möglich geworden ist dieses außergewöhnliche Equipment durch eine großzügige Zuwendung der Aktion Mensch. 300.000 Euro fließen in das Projekt, verteilt auf fünf Jahre. 40.000 sind schon in die Ausrüstung
geflossen – inklusive Alarmanlage. In den Folgejahren steht dann genug Geld auch für entsprechendes Personal zur Verfügung, für namhafte Honorarkräfte und auch eine halbe Planstelle mehr, wie SCI-Geschäftsführer Frank Liebert am Freitag erklärt. 300.000 Euro sind für eine Jugendeinrichtung eine Menge Holz, dass es geklappt hat, darauf und auf die höchste Priorisierung bei der Zuwendung „sind wir auch ein bisschen stolz“, gibt Liebert unumwunden zu.
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Ganz für sich will das Jugendcafé die tolle Errungenschaft nicht behalten. „Wir wollen auf den Fall mit den Schulen, dem Ganztag, Musikschulen oder dem KaLiber kooperieren, sagt Liebert. Und vielleicht trauen sich ja auch bald ein paar Mädchen zur Jungstruppe dazu. Wenn alles so läuft, wie es sich jetzt anlässt, verschließt sich Milan Djuric auch nicht, an den Wochenenden zu öffnen.
Manche haben sich für Videos verschuldet
„Wir haben gehofft und auch ein bisschen damit gerechnet, dass das Tonstudio super ankommt“, erklärt Djuric. Denn sich darzustellen gehöre nun mal für junge Leute dazu. Er weiß von einigen, die sich sogar dafür verschuldet haben, um mit Profi-Unterstützung ihre Songs und Videos hochzuladen. „Das brauchen sie jetzt nicht mehr.“ Eine musikalische Vorbildung haben die wenigsten, die beim SCI aufschlagen. „Einer ist derzeit dabei, der mal eine Gitarre mitbringt und auch was anderes machen will als Rap. Aber das Gros hier ist von Natur aus Rapper.“ Djuric kennt so seine Leute. Und wenn noch mehr kommen, um so besser. Wieder ein paar weniger auf den Plätzen, die mit sich nichts anderes anfangen können als rumhängen.
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Es ist ja eine Binsenweisheit, dass Musik verbindet und gemeinsames Feilen an Texten zu Gesprächen führt, die sonst nicht geführt würden. Das freut den Pädagogen. Ebenso wie der Umstand, dass mancher, die bisher das Wort „Verantwortung“ vielleicht nicht ganz so dolle fand, diese im Umgang mit der kostbaren Technik wohl gerne übernimmt.
Und wenn dann demnächst noch „Airdit“ – den man in Rapperkreisen wohl kennen muss – persönlich in Kamp-Lintfort aufschlägt, um Tipps und Tricks zu verraten, dann dürfte die Welt der jungen Leute nahezu perfekt sein. Trotz Herz und Schmerz.