Moers/Niederrhein. Ein katholischer Pfarrer in Moers fordert, dass Frauen Priesterinnen werden können. Auch zum sexuellen Missbrauch zeigt er klare Kante.

Herbert Werths Wort hat Gewicht in der Katholischen Kirche am linken Niederrhein. Er ist nicht nur leitender Pfarrer der Großgemeinde St. Josef in Moers. Er steht auch dem Dekanat Moers, Kamp-Lintfort und Neukirchen-Vluyn mit seinen vier Gemeinden und fast 48.000 Gemeindemitgliedern vor. Herbert Werth fordert nun: „Die Katholische Kirche muss Frauen zu Weiheämtern zulassen.“ Ihnen und denjenigen den Rücken zu stärken, die sich jüngst als queer geoutet haben, ist das Ziel eines Gottesdienstes am kommenden Samstag. Gleichzeitig soll dort der Opfer sexueller Gewalt in der Katholischen Kirche gedacht werden.

Im Gespräch ist schnell zu spüren, wie sehr der sexuelle Missbrauch und dessen jahrzehntelange Vertuschung in seiner Kirche bekümmern. „Das hat mich tief getroffen“, sagt Werth. „Auch dass der Skandal mittlerweile mit Benedikt das Papstamt erreicht hat.“ Diejenigen, die versagt und das ‘System Kirche’ über die Opfer gestellt hätten, müssten zurücktreten, so der Geistliche, „auch Bischöfe und Kardinäle.“ Anders werde die Katholische Kirche keinen Neuanfang schaffen, für den es neue Männer und Frauen brauche.

Zugang zum Diakonat „wäre mal ein Anfang“

Zu diesem Neuanfang gehört nach Herbert Werths Überzeugung eine tiefgreifende Reform: „Die Frauen müssen raus aus der zweiten Reihe, mehr Macht in der Kirche haben, und wir Männer müssen Macht abgeben“, verlangt er. Konkret sollten Frauen zu Weiheämtern zugelassen werden, etwa zum Diakonat, das es erlaubt, Gottesdienste zu leiten, zu predigen und die Sakramente der Taufe und der Ehe zu spenden: „Das wäre mal ein Anfang“, sagt Werth – um gleich klar zu stellen, dass das Diakonat auf Dauer nicht reicht: „Natürlich müssen sie auch zu Priesterinnen geweiht werden können.“ Er erlebe viele Frauen, denen er diese Aufgabe und das Amt zutraue und über die er sage: „Die können das so gut wie die Männer.“ Er unterstütze „aus vollem Herzen“ die innerkirchliche Bewegung Maria 2.0, die um den Zugang von Frauen zu allen Kirchenämtern streitet.

Auch einer anderen kritischen Bewegung gehört Herbert Werths Sympathie: Mit der Initiative „#Out In Church“ outeten sich soeben mehr als 120 Menschen, die beruflich oder ehrenamtlich in der Katholischen Kirche tätig sind, als schwul, lesbisch, bisexuell oder transgender. „Gott liebt jeden Menschen“, betont Werth. Noch 2013 habe er – in einer anderen Gemeinde – erlebt, dass eine Pastoralrefentin gehen musste, weil sie ihre Partnerschaft mit einer Frau nicht mehr verheimlichen wollte: „Sie war eine tolle Krankenhausseelsorgerin, nah bei den Menschen. Ihr Verlust hat uns weh getan und geschadet.“ Eine solche Reaktion der Kirche als Arbeitgeber gebe es heute nicht mehr. Der Münsteraner Bischof Felix Genn schließe Ausgrenzung und arbeitsrechtliche Konsequenzen für Frauen und Männer wegen ihrer sexuellen Neigung aus, so Werth: „Auch ihnen wollen wir mit dem Gottesdienst die Kraft geben, ihren Weg weiter zu gehen.“

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Den Gottesdienst am Samstag, 5. Februar, um 17 Uhr in der St. Josef-Kirche am Kastell gestalten die beiden Moerser Gemeinden St. Josef und St. Martinus. Herbert Werth wird ihn leiten.

Es gilt, am Platz eine Maske zu tragen. Da wegen der Abstandspflicht in der Kirche nur rund 100 Menschen Platz haben, sollen Lautsprecher den Gottesdienst auch nach draußen übertragen.

Als Zeichen der Stärkung von Frauen und denjenigen, die sich als queer geoutet (#Out in Church) haben, sowie für der Opfer sexueller Gewalt in der Kirche werden Kerzen entzündet.