Moers. Pfarrer Werth und die Katholischen Kirchengemeinde St. Josef in Moers werden weiter homosexuelle Paare segnen – gegen den Willen des Vatikans.

In den Kirchen der Katholischen Großgemeinde St. Josef erhalten homosexuelle Paare auch künftig Gottes Segen. Mit dem leitenden Pfarrer Herbert Werth widersetzen sich alle Seelsorger der Gemeinde der Anordnung des Vatikans, gleichgeschlechtliche Paare nicht mehr zu segnen. Sie gehören zudem zu den bundesweit 2600 katholischen Theologen, Priestern, Ordensleuten, Seelsorgern, Pfarr- und Gemeindereferenten, die eine Petition gegen das Segnungsverbot unterzeichnet haben.

Und dabei soll es nicht bleiben: Die Gemeinde, die neben St. Josef in Moers auch St. Bonifatius in Asberg und St. Ludger in Kapellen umfasst, wird in den kommenden Tagen an ihren drei Gotteshäusern große Transparente aufhängen, auf denen ein bunter Regenbogen das St. Josef-Logo umschließt. Herberth Werth: „Wir wollen ein Zeichen setzen, gut sichtbar für die Moerser Bürgerinnen und Bürger.“

Pfarrer aus Moers: „Wir Priester sind für alle da“

Die Absage der Römischen Glaubenskongregation an die Segnung schwuler und lesbischer Paare hat Pfarrer Werth spürbar aufgewühlt. Nach seiner Überzeugung ist sie Ausdruck einer Sexualmoral, die er „verstaubt“ nennt, die Menschen ausgrenze, wie er es formuliert. Jesus Christus sei aber zu denen gegangen, die am Rand der Gesellschaft standen und verachtet wurden.

Es gebe aus seiner Sicht kein theologisches Argument und keine Erkenntnis der Humanwissenschaften, homosexueller Liebe die Achtung zu verwehren, sagt Werth, der im Gespräch seinen Standpunkt mit großer Leidenschaft vertritt: „Wenn ein Paar sich seiner Liebe bewusst wird, wenn es zu mir kommt, um Gottes Segen bittet, um seinen Beistand und Schutz, dann kann ich ihm das doch nicht verweigern.“

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Er wolle nicht nur für die „klassische Verbindung“ von Mann und Frau da sein: „Wir Priester sind für alle da, wir müssen allen nah sein und allen sagen: Wir schätzen Euch wert und lassen Euch nicht allein.“ Das gelte im Übrigen auch für geschiedene Gläubige, die eine neue Partnerschaft eingehen.

Das Sakrament der Ehe können sie – wie homosexuelle Paare – nach Römischem Kirchenrecht nicht empfangen. „Aber wir wollen ihre Liebe segnen und haben das in unserer Gemeinde auch mehrfach beispielsweise in Gottesdiensten zum Valentinstag getan“, so der 68-Jährige. Er segne am Erntedanktag Tiere und Autos an Christi Himmelfahrt, fügt Werth hinzu: „Das stelle ich auch nicht in Frage. Aber ich soll zwei Menschen an der Kirchentür abweisen, weil sie homosexuell sind?“

Pfarrer Herbert Werth bekam nach dem Gottesdienst Applaus für seine Haltung

Herbert Werth weiß sich in seiner Haltung einig mit Bischof Felix Genn in Münster und Weihbischof Rolf Lohmann in Xanten. Genn habe zudem klargestellt, dass in seinem Bistum kein Geistlicher Bestrafung für das Segnen homosexueller Paare fürchten muss. Mindestens so wichtig ist Werth die Rückendeckung seiner Kirchengemeinde. Als er am Ende des Palmsonntagsgottesdienstes in St. Josef seinen Standpunkt dargelegt hatte, „da habe ich ganz viel Applaus bekommen“, berichtet Werth. „Das war wirklich ergreifend.“

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Die Banner sind bestellt und sollen an den drei Gotteshäusern aufgehängt werden, sobald sie eintreffen. Neben Regenbogen und St. Josef-Logo werden die Worte stehen: „Wir wollen nicht nur SEIN WORT verkünden! Wir möchten auch danach handeln! Wir segnen ALLE Menschen!“

Herbert Werth bekümmert nicht nur die Absage des Vatikans an den Segen für Homosexuelle. Ihn empört auch der sexuelle Missbrauch an Kindern durch Geistliche, „die unerträglichen Verbrechen an Schutzbefohlenen und die Machtmissbräuche“, wie er es formuliert. Doch die christliche Botschaft werde vor Ort glaubhaft gelebt, „auch das ist Katholische Kirche“. Diejenigen, die mit dem Gedanken des Austritts spielen, ermutigt Werth zu bleiben: „Nur dann können wir gemeinsam etwas ändern.“

>>> Zur Person: Herbert Werth<<<

Der aus Rheinhausen stammende Herbert Werth (68) begann nach dem Abitur ein Theologiestudium, unterbrach es aber und kümmerte sich um den Hof der Eltern, als sein Vater starb.

Im Jahre 1998 wurde er zum ständigen Diakon in Münster geweiht. 2000 kam er als Diakon in die Gemeinde St. Martinus Moers, 2001 folgte die Priesterweihe. Werth war zunächst Kaplan mit einer halben Stelle an St. Bonifatius Asberg und St. Ludger Kapellen. Seine erste Pfarrstelle trat er 2004 in Wesel an, 2011 wechselte er in die Gemeinde St. Dionysius in Duisburg-Walsum. 2016 wurde er Nachfolger von Hans-Joachim Klaschka als Pfarrer an St. Josef Moers. Seit 2018 ist er der Dechant im Dekanat Moers.