Moers. . Die Frauen der KFD in Moers treten in den Kirchenstreik. Sie fordern Gleichberechtigung und Priesterweihe für Frauen. Das ist längst nicht alles.
Morgen ist Sonntag, und wie immer sonntags gehen Monika Heinemann und Eva Ohms zur St. Bonifatius-Kirche. Doch anders als sonst werden die beiden Katholikinnen an diesem Sonntag das Gotteshaus nicht betreten. Monika Heinemann und Eva Ohms gehören der Katholischen Frauengemeinschaft Deutschlands (KFD) in Asberg an.
Sie streiken und mit ihnen, da sind sie zuversichtlich, eine Menge Mitstreiterinnen. Sie fordern Gleichberechtigung in der „Männerkirche“ und protestieren gegen den massenhaften sexuellem Missbrauch und dessen Vertuschung.
Wortgottesdienst auf dem Platz vor St. Bonifatius
Der Aufruf der KFD zum Frauenstreik gilt bundesweit. Die Asberger Gruppe will um 10.15 Uhr auf dem Platz vor St. Bonifatius einen Wortgottesdienst abhalten. Eine Viertelstunde später beginnt die „normale“ Messe in der Kirche, „aber da werden wir nicht dabei sein“, kündigt die KFD-Vorsitzende Monika Heinemann an: „Dann wird mal deutlich, wie eine Kirche ohne Frauen aussieht.“ Heinemann kritisiert, dass Frauen in der Amtskirche nur unterstützende Funktionen zugestanden würden: „Wir sind Messdienerinnen und Lektorinnen und bei Gemeindefesten dürfen wir Kaffee kochen und Kuchen backen“, schimpft sie.
Klare Haltung in einer entscheidenden Frage
„Die Ämter, in denen Entscheidungen gefällt und in denen gestaltet wird, bleiben uns verwehrt.“ Die KFD-Streiterin fordert Zugang für Frauen zu allen Weiheämtern, also soll es auch Priesterinnen geben: „Warum nicht? Jesus hat alle angesprochen, nicht nur die Männer.“ Ihr Vorschlag für einen eintägigen Frauenstreik sei bei den KFD-Frauen in Asberg auf große Resonanz gestoßen: „Es haben ganz viele gesagt: ‘Da bin ich dabei. Endlich tut jemand ‘was’.“
Monika Heinemann, Eva Ohms und die anderen Asberger KFD-Frauen treibt aber noch ein weiteres Thema um: Es ist der massenhafte sexuelle Missbrauch durch Amtsträger der katholischen Kirche und die jahrzehntelange Vertuschung. Der Missbrauch an sich sei schon schlimm genug, sagt Eva Ohms, aber dass viele Verursacher nie belangt und häufig einfach nur versetzt worden seien, sei skandalös.
Eine TV-Dokumentation löst Entsetzen aus
Aufs Neue entsetzt hat sie kürzlich eine Dokumentation auf dem TV-Sender Arte über katholische Ordensfrauen in Afrika und Asien: „Sie sind von Priestern und anderen Amtsträgern missbraucht worden. Die Täter blieben unbehelligt, aber die Frauen mussten oft den Orden verlassen und man hat sie gezwungen, die Kinder, die aus solchen Missbräuchen entstanden sind, zur Adoption freizugeben oder sogar abzutreiben.“ Eva Ohms war danach so aufgewühlt, dass sie ihren Pfarrer angerufen und mit ihm über den Film geredet hat. Sie kenne aber, berichtet sie, eine ganze Reihe „gestandener Katholikinnen, die nach diesem Film kurz davor standen, aus der Kirche auszutreten.“
Auf eines legen Eva Ohms und Monika Heinemann Wert: Die Priester der Großgemeinde St. Josef, zu der St. Bonifatius gehört, stehen Hinter der Aktion der Frauen.