Kreis Wesel. Wohnmobilurlaub liegt im Trend. Wer eines mietet, sollte auf mehr als nur den Preis schauen. Und schon jetzt drängt die Zeit. Hier gibt es Tipps.
Ein Urlaub im Wohnmobil, ohne gleich eines kaufen zu können oder zu wollen? Viele Menschen haben das Camping für sich entdeckt und zahlreiche Unternehmen im Kreis Wesel bieten Mietfahrzeuge an, die Auswahl ist groß. Klar ist aber: Wer für die Sommerferien 2024 plant, sollte sich jetzt schon kümmern. Vor allem für Familien könnte es sonst knapp werden.
„Besonders Fahrzeuge mit Etagenbetten für die Kinder sind auf dem Markt nicht so zahlreich“, sagt Anbieter Ralf Schlottmann aus Moers. Er hat sich vor zwei Jahren gemeinsam mit seiner Frau Antje mit „Ralf‘s Camper“ selbständig gemacht. Auch wer längere Urlaube plant, drei Wochen etwa, sollte sich rechtzeitig um das bevorzugte Fahrzeug für die Sommerferien kümmern, „im Mai wird das nichts mehr“, so der Unternehmer.
Ein Urlaub mit dem Wohnmobil ist nicht billig. Das sind die Kosten
Wohnmobilurlaub ist kein Sparmodell: Da sind die Kosten des Fahrzeugs, in der Hauptsaison läuft unter 120 Euro am Tag wenig, eher muss eine höhere Tagesmiete eingeplant werden. Die Vermieter begründen das mit den stark angestiegenen Anschaffungskosten für die Fahrzeuge. Hinzu kommt Sprit, der ADAC rechnet im Schnitt mit 10 bis 14 Liter Verbrauch auf 100 Kilometer, und nicht zuletzt die Stellplatzgebühren. Letztere machen, je nach Platz und Komfort, zwischen etwa zehn und 40 Euro aus. Reicht der Parkplatz ohne alles oder soll es ein Sterne-Campingplatz mit eigenem Bad und Whirlpool auf der Parzelle sein? Bei diesen Kosten sollten die Ferien eine rundum gelungene Sache werden. Damit das gelingt, gibt es einiges zu beachten.
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Viel Zeit für die Einweisung nehmen, das macht gute Vermieter aus
Da wären die Wahl des Anbieters und die des Wohnmobils. „Suchen Sie sich einen vernünftigen Vermieter“, rät Schlottmann. Woran erkennt man die? Daran, dass sich die Inhaber oder bei größeren Unternehmen die Mitarbeitenden Zeit für die Kunden nehmen, sagt er. Und daran, dass sie auch während des Urlaubs im Notfall immer erreichbar sind.
Eineinhalb bis zwei Stunden seien bei ihm schon angesagt, um den Mietern das Fahrzeug und seine Funktionen vorzustellen. Der ADAC rät bei dieser Gelegenheit zu einem peniblen Rundgang um das Fahrzeug. Währenddessen werden vorhandene Schäden protokolliert, „dabei auf keinen Fall das Dach vergessen“. Auch die Funktionsweise der technischen Einrichtung ist wichtig. Der TÜV empfiehlt zu prüfen, ob Kühlschrank, Heizung und, falls vorhanden, die Klimaanlage ihren Dienst tun. Besonders wichtig ist es, die Funktion der Gasanlage zu kennen. „Fragen Sie auch nach den Schnellabsperrhähnen für die Gasleitung“, so der TÜV. Ralf Schlottmann rüstet seine Wohnmobile mit Crashsensoren für die Gasanlage aus. Auf diese Weise bleiben die Flaschen geöffnet und sicher, die Mieter müssen nichts an- oder abschließen und können die Geräte ohne Aufwand nutzen.
Auf ausreichenden Versicherungsschutz achten, nicht an der falschen Stelle sparen
Dennoch gehe mit Mietmobilen immer wieder mal etwas schief, wie Jürgen Spinneken von Wohnmobile Spinneken aus Voerde auf Anfrage zu berichten weiß. Da gab es den Klassiker: Jemand hat Diesel in den Frischwassertank gefüllt, „das war richtig teuer“. Was Anfänger sonst gern falsch machen? „Es ist ungewohnt, so ein großes Auto zu fahren.“ Deshalb, das raten beide Vermieter, sollte beim Rückwärtsfahren trotz Kamera immer jemand aussteigen und schauen. „Das sagen wir bei der Übergabe, dennoch bleiben häufig beide sitzen.“ Das mache immer wieder einen Schaden am Heck. Und da ist noch die leidige Sache mit den Außenspiegeln. „Vor allem in Schottland oder Italien sind die Straßen sehr schmal“, sagt Spinneken. Da krache im Gegenverkehr häufig mal ein Spiegel gegen den anderen. „Ein Fahrer hat sich so erschreckt, dass er in das Glasdach einer Bushaltestelle gerauscht ist. Der Schaden betrug 23.000 Euro.“
An diesem Punkt taucht die Frage nach der Versicherung auf. In der Regel seien die Fahrzeuge vollkaskoversichert, doch das hat einen Haken: Die Selbstbeteiligung liegt bei rund 1000 Euro, mitunter höher. Beide Vermieter empfehlen, zusätzlich eine Selbstbehaltversicherung abzuschließen, sonst kann der Wochenend-Trip schnell zum teuren Alptraum werden. Ralf Schlottmann gibt den Tipp zu schauen, ob auch Schäden im Innenraum abgedeckt sind, „das übernimmt die Privathaftpflicht in der Regel nicht“. Die Verbraucherzentrale rät, den Versicherungsschutz vor einer Unterschrift zu prüfen. Reicht der inbegriffene Schutz nicht aus, „sollten Sie klären, ob und zu welchem Preis dieser zusätzlich abgeschlossen werden kann.“
Bei Privatvermietungen besonders auf die Zulassung achten
Vor privaten Vermietungen empfehlen die Verbraucherschützer, besonders aufmerksam zu sein. „In der Regel ist bei normalen Haftpflicht- und Kaskoversicherungen eine Vermietung gegen Entgelt ausgeschlossen. Ausnahme: Der Camper ist laut Fahrzeugpapieren als ‚Selbstfahrer-Vermietfahrzeug‘ zugelassen.“ Das sollten Mieter also unbedingt checken. Davon abgesehen könnten Privatvermietungen preiswerter sein, zudem sind meist Zubehör wie Grill, Campingstühle und -tisch an Bord. Das ist bei gewerblichen Vermietern meist nicht der Fall.
Sollen Haustiere mit, muss zunächst abgefragt werden, ob das erlaubt ist. Der TÜV Nord rät zudem, ab 3,5 Tonnen zu checken, ob der Führerschein für das Gefährt zulässig ist. Und beim Vermieter auf eine Bereitstellungsgarantie zu schauen: Fällt ein Wagen aus, wird dann ein Ersatz zur Verfügung gestellt.
Spinneken stellt zum Jahresende seinen Verleih ein. Der selbstständige Metallbauer hatte das Geschäft mit seiner Frau nebenher betrieben, die Belastung wurde aber zu groß. Ralf Schlottmann in Moers hingegen vergrößert seine Flotte im kommenden Jahr auf dann zehn Fahrzeuge, es ist sein Fulltime-Job geworden.