Kreis Wesel. Die Zahl der zugelassenen Wohnmobile ist im Kreis Wesel gestiegen. Auch Campingplatz-Betreiber und Niederrhein Tourismus spüren den Trend.
Campingstühle und Tisch sind unter dem Vorzelt aufgestellt, ein Planschbecken steht bereit, die Fahrräder ebenfalls: Familie Ebbeskotte ist soeben aus Osnabrück angereist – und nun startbereit, um mit den Kindern von Sonsbeck aus den Niederrhein zu erkunden. Für Nathalie Sander-Noll aus Euskirchen ist es derweil bereits der letzte Urlaubstag, sie sitzt mit ihrem Hund vor dem Wohnmobil und zieht ein größtenteils positives Fazit. Mit dem Fahrrad seien sie unterwegs gewesen, haben zum Beispiel Xanten erkundet, nur für den Hund könnte es hier in der Region mehr Möglichkeiten geben, ans Wasser zu gehen. Hört man sich bei den Gästen des Campingparks Kerstgenshof in Sonsbeck an diesem Tag um, so nennen sie vor allem die Freiheit und Flexibilität – das mache die Urlaubsform für sie aus.
Und damit sind sie offenbar nicht allein, Camping liegt im Trend: Zahlen des statistischen Landesamts zufolge waren Anfang diesen Jahres knapp 30 Prozent mehr Wohnmobile im Bundesland zugelassen als noch vor zwei Jahren. Auch im Kreis Wesel macht sich das bemerkbar. Hier ist die Zahl der zugelassenen Wohnmobile in den vergangenen Jahren stetig angestiegen – zum Stichtag 1. Januar 2022 sind es 4978 – das sind über tausend mehr als noch vor zwei Jahren.
Camping ist „eine sehr hip gewordene Freizeitform“
Die Gründe? Klar, die Reiseform ist seit dem Ausbruch der Pandemie besonders beliebt. Statt mit dem Flieger ins Hotel, wo viele Kontakte kaum zu vermeiden sind, lässt es sich beim Camping an der frischen Luft eher auf Abstand und vor allem autark reisen. Aber nicht nur Corona hat die Branche beflügelt, weiß Leo Ingenlath. Er betreibt den Sonsbecker Campingpark in zweiter Generation und ist zugleich Vorsitzender des Fachverbandes der Freizeit- und Campingunternehmer NRW.
Früher kannten viele die TV-Serie „Die Camper“, heute werde Camping ganz anders wahrgenommen, man sei in der Natur, zugleich biete es auch einen gewissen Komfort. „Es ist eine sehr hip gewordene Freizeitform“, sagt Ingenlath und verweist auf die Bullis und mit viel Liebe umgebauten Camper-Vans. Dazu spiele Natur und Regionalität eine immer wichtigere Rolle.
Das führe dazu, dass vermehrt Neu-Einsteiger auf Camping-Plätzen zu Gast seien, die diese Reiseform eben nicht von Kind auf gelernt hätten und stattdessen eher den Hotel-Aufenthalt gewöhnt seien. Bei Fragen würden sie sich im ersten Schritt der Rezeption zuwenden, der erfahrene Camper frage erstmal bei den Nachbarn nach, sagt Ingenlath. Die wichtigsten Verhaltensformen? Kommunikation, sich vorstellen und anpacken, wenn Hilfe benötigt wird. Ein weiterer Tipp: Camping-Gäste sollten sich vorab gut informieren, was sie in der Region erwartet und sich mit dem Umfeld vertraut machen.
Niederrhein Tourismus: Region ist begehrt bei Wohnmobilurlaubern
Wohnwagen, Reisemobil, aber auch das Zelt: Die Nachfrage sei gut und ziehe sich durch sämtliche Segmente, sagt Ingenlath. Damit spiele Camping eine zunehmende Rolle für den Tourismus. Viele Gäste aus den Ballungsraum würden zur Naherholung in die umliegenden Regionen strömen: ins Münsterland, die Eifel und eben an den Niederrhein. Das stärkt die Region, die Campingurlauber sind viel mit dem Fahrrad unterwegs und besuchen die Gastronomie vor Ort: „Die Gäste lassen auch Kaufkraft hier.“
Auch für Niederrhein Tourismus ist der Camping-Bereich ein zentraler Bestandteil des Angebots. Vor mehr als zehn Jahren habe sich dazu ein Arbeitskreis gekümmert, um das zu bewerben. „Diese Bemühung zahlt sich aus. Die Region gehört zu den begehrtesten Reisezielen für Wohnmobilurlauber in Deutschland“, sagt Pressesprecherin Kathrin Peters, die dabei auf eine Studie verweist. Dabei liege der Niederrhein bei den Umsätzen auf Platz drei hinter Regionen wie Mosel/Saar und der Ostsee, noch vor der Lüneburger Heide und dem Schwarzwald. Niederrhein-Tourismus ist in diesem Jahr erstmals beim Caravan Salon in Düsseldorf dabei.