Kreis Wesel. Wegen der Gasknappheit setzen viele auch im Kreis Wesel auf elektrische Öfen. Gibt es Grund, sich Sorgen um einen Stromausfall zu machen?
Elektrische Heizgeräte anschaffen, aus Angst, dass im Winter das Gas abgedreht wird und die Wohnung kalt bleibt? Weil viele Menschen sich zur Sicherheit dafür entscheiden, steht sofort das Stichwort ,Blackout’ im Raum, ein großflächiger lang anhaltender Stromausfall. Davor warnt unter anderem der Deutsche Städte- und Gemeindebund. Davon abgesehen, dass es kostspielig ist, mit Strom zu heizen: Kann unser Netz die zusätzliche Belastung bewältigen? Und wie stabil ist es überhaupt, unabhängig von der Heizlüfter-Frage?
Zwar zitiert Westnetz, Verteilnetzbetreiber in der Region und damit zuständig für die lokalen und regionalen Netze, die Bundesregierung, nach der die Versorgungssicherheit im Stromsystem weiterhin hoch sei. „Es liegen aktuell keine Beeinträchtigungen des Stromsystems vor“, so eine Westnetz-Specherin.
Lokale Überlastungen des Netzes im Winter sind nicht ausgeschlossen
Aktuell nicht, doch sie schränkt ein, dass man sich auf „weitere Herausforderungen im Winter“ einstellen müsse, „auch durch den möglichen, zunehmenden Einsatz von Heizlüftern“. Grundsätzlich seien lokale Überlastungen unter bestimmten Bedingungen in den Stromverteilnetzen nicht ausgeschlossen. Der Strom, den die Heizlüfter verbrauchen, bedeute dabei einen zusätzlichen Leistungsbedarf im System.
„Wir bei Westnetz arbeiten als Verteilnetzbetreiber aber schon heute daran, die Versorgungssicherheit auch unter einer höheren Belastung des Netzes weiter sicherzustellen, beispielsweise mithilfe von digitalen Ortsnetzstationen“, heißt es in der Antwort. Digitale Ortsnetzstationen unterstützen die Versorgungssicherheit, weil sie Mittel- und Niederspannungsnetze, also die, die zunächst die Region und dann als Niederspannung die Haushalte versorgen, besser steuern können.
Trotz all dieser Bemühungen, die Stromversorgung ohne Unterbrechungen sicherzustellen, appelliert die Westnetz-Sprecherin an die Verbraucher: „Alle müssen Energie sparen, im Strom- und Gasbereich. Sinnvoll ist, schon vor dem Winter Effizienzmaßnahmen zu ergreifen.“
Amprion schließt kontrollierte Abschaltungen nicht aus
Beim Thema ,Blackout’ denkt Amprion nicht daran, dass im Kreis Wesel oder einer seiner Kommunen die Lichter ausgehen könnten, an einen regionalen Stromausfall also. „Unter Blackout verstehen wir den unkontrollierten, großflächigen Ausfall des Stromsystems in Europa“, teilt Amprion auf Anfrage mit. Die Betonung liegt auf unkontrolliert und großflächig. Von dieser Möglichkeit geht das Unternehmen nicht aus. Amprion ist einer von vier Übertragungsnetzbetreibern in Deutschland und sorgt dafür, dass der Strom via Höchstspannung überall ankommt und dann letztlich durch die Verteilnetzbetreiber wie Westnetz in die Region geht.
Wie Westnetz rechne auch Amprion mit einer „angespannten Versorgungssituation im Winter“. „Deswegen können wir kontrollierte Lastabschaltungen für den kommenden Winter nicht ausschließen, auch wenn sie nicht extrem wahrscheinlich sind.“ Das sei ein technischer Eingriff, den in unserer Region Amprion mit Westnetz umsetzen würde. „Es ist ein letztes Mittel. Andere Instrumente, die vorher zum Einsatz kommen würden, sind Regelreserve, Reservekraftwerke, freiwillige Lastabschaltungen in der Industrie und weitere“, teilt Amprion mit.
Und die elektrischen Öfchen? „Auf Ebene der Übertragungsnetzbetreiber sind Heizlüfter grundsätzlich ein möglicher Faktor unter vielen, die den Strombedarf treiben können“, sagt Amprion dazu. Hier stelle sich die Frage, wie viel Leistung die lokalen Netze hergeben. Das wiederum ist im Kreis Wesel Sache von Westnetz.
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