An Rhein und Ruhr. Eine Hausverwaltung am Niederrhein schickt Mietern eine Empfehlung des Bundesamtes für Katastrophenhilfe. Warum dies für Verwirrung sorgte.

Die Verwunderung war groß morgens am Briefkasten: Heike S. fischte einen Wurfzettel von ihrer Hausverwaltung raus. „Ratgeber für Notfallvorsorge“ stand dort geschrieben, darunter: „Das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) empfiehlt einen Notfallvorrat anzulegen, der für 10 Tage Ihre Lebensmittelversorgung sicherstellt.“ Es folgen einige Tipps: 3,5 Kilogramm Getreide, 2,5 Kilogramm Obst (bevorzugt in Dosen), 20 Liter Wasser pro Person... „Was soll denn das?“, fragt sich die Kevelaererin. Auf Nachfrage erklärt die Hausverwaltung Immo Danckwart, die Wohnungskomplexe zwischen Düsseldorf und Kleve verwaltet, knapp: Sie habe nur weitergegeben, was das Bundesamt herausgegeben hat.

Überlastung des Stromnetzes?

Allerdings hat es das nicht erst jetzt. Schon im vergangenen Jahr empfahl das BBK die Planung der persönlichen Notfallvorsorge. Die Starkregenfälle, die im Juli 2021 in mehreren Regionen Deutschlands verheerende Sturzfluten und Überschwemmungen verursachten, die Corona-Pandemie mit ihren internationalen Auswirkungen seit 2020, 2018 der Orkan Friederike, der Stromleitungen beschädigte und bis zu 140.000 Menschen über Stunden bis wenige Tage von der Stromversorgung abschnitt – diese Ereignisse seien nur einige Beispiele für Notsituationen, die in Deutschland in den letzten Jahren eingetreten sind. „Das staatliche Hilfeleistungssystem greift in solchen Situationen und bietet Unterstützung. Aber auch die beste Hilfe ist nicht immer sofort zur Stelle“, begründet das BKK den Rat. Bei großflächigen Schadenslagen könnten die Rettungskräfte nicht überall gleichzeitig sein. Wer vorbereitet ist, „könne sich selbst, Angehörigen und Nachbarn helfen, bis die staatliche Hilfe eintrifft.“

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Mit Blick auf die Energiekrise und den bevorstehenden Winter hatte jetzt der Chef des Deutschen Städte- und Gemeindebundes (DStGB), Gerd Landsberg, mit einer Äußerung aufhorchen lassen. Deutschland habe ein sicheres Stromnetz. Trotzdem seien die Befürchtungen, dass es zu einem Blackout – also einem langfristigen Stromausfall – kommen könnte, aktuell groß. „Die Gefahr des Blackouts ist gegeben“, wurde Landsberg in Medien zitiert. „Flächendeckende Stromausfälle“ seien „nicht auszuschließen.“ Landsberg warnte konkret vor der Gefahr einer „Überlastung des Stromnetzes – etwa wenn die 650.000 in diesem Jahr verkauften Heizlüfter ans Netz gehen, sollte die Gasversorgung ausfallen“.

Ziel der Städte: 20 Prozent Gas einsparen

Der DStGB empfiehlt den Bürgern deshalb, die Notfallvorsorge ernst zu nehmen und Wasser sowie Lebensmittel im Haus zu haben. Bei einem großflächigen Stromausfall „läuft kein Wasser, man kann nicht tanken, nach zwei Tagen kann man sein Handy nicht mehr laden“, beschrieb er.

Allerdings „sollten wir jetzt nicht mit Panik reagieren“, warnte Helmut Dedy, Hauptgeschäftsführer des Deutschen Städtetages. Die Städte wollten 20 Prozent Gas einsparen. Wenn alle gemeinsam dieses Ziel verfolgten, sehe er eine gute Chance, ohne Blackout durch den Winter zu kommen. „Den Kommunen ist bewusst, dass dieser Winter ernste Krisen mit sich bringen kann. Um das Risiko von Stromausfällen so weit wie möglich zu reduzieren, sparen die Städte und Gemeinden genauso wie Wirtschaft und Verbraucher an allen Ecken und Enden Energie ein“, sagt auch ein Sprecher des Städte- und Gemeindebundes NRW. Um auch im Notfall handlungsfähig zu sein, befassten sich die Kommunen im Rahmen des Katastrophenschutzes „seit jeher mit Worst-Case-Szenarien.“ Dazu zähle auch das Szenario eines Blackouts. Eine Schlüsselrolle spiele dabei die Fähigkeit der Bürger zur Selbsthilfe. Rettungskräfte können nicht immer sofort und überall zur Stelle sein. Sie müssen sich erst auf die Gefahrenschwerpunkte konzentrieren“, so der Sprecher. Daher sei es nur vernünftig, sich mit den Empfehlungen des BKK auseinanderzusetzen und auch für zuhause Vorsorge zu treffen. Das Hochwasser im vergangenen Jahr habe gezeigt, „wie schnell und unerwartet eine Katastrophe eintreten kann.“