Kleve. Der Rat der Stadt Kleve sendet Brandbrief an das Schulministerium. IT-Unterstützung sei absolut mangelhaft. Digitalisierung in Gefahr.
Der Rat der Stadt Kleve sendet einen Brandbrief an das NRW-Schulministerium und fordert vehement eine bessere Leistung bei der IT-Unterstützung an Schulen ein. Der bisherige Support sei völlig unzureichend. Es fehlen mindestens drei Stellen, eher fünf, um alle Klever Schulen bei der Nutzung von Computer, Tablets oder Smartboards vernünftig zu unterstützen. Mit dem jetzigen System werde die Digitalisierung der Schulen massiv gefährdet.
Enorme Diskrepanz zwischen Realität und Anforderung
Bruno Janßen (Grüne und Lehrer am KAG) sagte, der Bericht der Verwaltung dokumentiere in erschreckender Weise die enorme Diskrepanz zwischen fehlender Unterstützung und dem, was eigentlich notwendig wäre. So schreibe die Stadt, dass sie bereits drei Stellen über das Kommunale Rechenzentrum (KRZN) finanziere. Das reiche aber nicht aus: „Mit dem First-Level-Support sind die Lehrkräfte überlastet und stehen für ihre eigentlichen Aufgaben nicht zur Verfügung“. Wichtig sei, dass an jeder weiterführenden Schule an mindestens zwei Tagen in der Woche ein IT-Mitarbeiter anwesend sei.
Kleve sieht hier in erster Linie das Land NRW in der Pflicht. Das Land ist für die personelle Ausstattung der Schulen verantwortlich, die Kommunen stellen die Gebäude. Zum sogenannten First-Level-Support zählt unter anderem die Installation von Software auf PCs, das Verwalten von Benutzerkonten oder die Pflege von Inventarlisten für Hard- und Software. Auch die Erstellung von Benutzervereinbarungen oder die Reglementierung von Fehlverhalten der Nutzer wird dazu gerechnet. Mit anderen Worten: In jeder Schule fällt eine Menge Arbeit an.
Auf den Rücken der Lehrer
Bislang gibt es für die Lehrer, die Medienbeauftragte sind, eine wöchentliche Entlastung von 45 Minuten. Das ist aber nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Hochgerechnet wären das 30 Stunden pro Jahr (bei 40 Unterrichtswochen). Bei einer Abfrage an den Grund- und weiterführenden Schulen wurden jedoch extrem starke Abweichungen deutlich:
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In einer Grundschule, in der sich Lehrkräfte als Medienbeauftragte um die Digitalisierung kümmern, beträgt der jährliche Arbeitsaufwand 325 Stunden (pro Schule). Um alle anfallenden Aufgaben erledigen zu können, sind jedoch 359 Stunden pro Jahr notwendig. Also 34 Stunden mehr. Nimmt man alle Grundschulen in Kleve zusammen, so werden ca. 2275 Stunden geleistet, notwendig wären 2513 Stunden, also 238 Stunden mehr.
Krasses Missverhältnis
Bei den weiterführenden Schulen ist das Missverhältnis noch krasser: Hier leisten die Medienlehrer 715 Stunden pro Schule, nötig wären aber 1124 Stunden (es fehlen 409 Arbeitsstunden). Für alle weiterführenden Schulen in Kleve bedeutet dies 3575 geleistete Arbeitsstunden für die Digitalisierung, nötig wären aber 5620 Arbeitsstunden pro Jahr (plus 2045).
Die Stadtverwaltung Kleve kommt zu dem Schluss, dass mindestens drei weitere Assistenten für die Schulen benötigt werden, die sich um die Digitalisierung und den IT-Support kümmern. Die Gesamtkosten würden sich auf 180.000 Euro pro Jahr belaufen. Dieses Geld müsste allerdings das Land NRW aufbringen, nicht die Stadt Kleve.
Eine Resolution wird nachgeschoben.
Im Klever Stadtrat waren sich die Fraktionen schnell einig: Hier muss jetzt deutlich mehr geschehen. So wird jetzt zuerst ein Brandbrief gesendet und für die nächste Ratssitzung im Juni wird die Verwaltung auch noch eine Resolution vorbereiten, die ebenfalls auf den Weg gebracht werden soll. „Man kann auch doppelt moppeln“, sagte Bürgermeister Wolfgang Gebing mit einem ironischen Unterton.
Gleichwohl ist es der Verwaltung bitterernst: Die IT-Unterstützung vom Land müsse sich deutlich verbessern.