Goch/Weeze. Der Schwerwellpappe-Hersteller Tricor baut im Gewerbepark Weeze-Goch. Wie die Region von der riesigen Investition profitieren soll.
Von der ersten Anfrage in 2016 bis zum symbolischen Spatenstich am Freitagmittag, 9. Februar, sind acht Jahre vergangen. „Manchmal dauert es halt, bis es gut wird“, sagte Ulrich Knickrehm, den die Gespräche über eine Ansiedlung des Schwerwellpappe-Herstellers Tricor im Gewerbepark Weeze-Goch fast seine kompletten zwei Amtszeiten als Gocher Bürgermeister begleiten. Umso zufriedener zeigte er sich bei der Zusammenkunft zum Baustart, dass das Unternehmen mit Stammsitz im bayerischen Bad Wörishofen den Beginn der Produktion im neuen Werk im Kreis Kleve für das dritte Quartal 2025 plant. Läuft alles wie gewünscht, könnte die Eröffnung einer der letzten Termine für Knickrehm sein, bevor er als Bürgermeister in den Ruhestand geht.
170 Millionen Euro investiert die Tricor Packaging und Logistics AG in den neuen Produktionsstandort. Diese gewaltige Summe würdigten die politischen Redner beim Spatenstich mit großen Worten. Ulrich Knickrehm sprach von einer „Jahrhundert-Ansiedlung“. Landrat Christoph Gerwers, der als „Geschenk“ die Teilbaugenehmigung des Kreises Kleve mitbrachte, nannte sie einen „Meilenstein“. Georg Koenen, Bürgermeister der Gemeinde Weeze, freute sich, dass die Idee, interkommunal und „ohne Kirchturmdenken“ zusammenzuarbeiten „spätestens ab heute erfolgreiche Früchte trägt“.
Nachhaltiges Werk mit PV-Anlage
Mehr als 200 Arbeitsplätze sollen in dem neuen Werk entstehen, das nach höchsten Energieeffizienzstandards (KfW 40) gebaut wird. Um den Energiebedarf des Maschinenparks zu decken sowie den Bedarf an Heizung im Winter und Kühlung im Sommer zu minimieren, wird es über eine Photovoltaikanlage mit 3,3 Megawatt Leistung und vier Blockheizkraftwerke verfügen. Tricor-Vorstandsvorsitzender Philipp Kosloh versprach das „nachhaltigste Werk seiner Generation“.
Dieses wird pro Jahr 140.000 Tonnen Schwerwellpappe produzieren – ein Produkt, das mehrfach recycelt werden kann. Die Großverpackungen sind vor allem für die chemische, Lebensmittel- und Automobilindustrie bestimmt. Um die Tricor-Kunden in den Benelux-Ländern, im Ruhrgebiet, in Nordfrankreich und Skandinavien besser beliefern zu können und einen schnelleren Zugang zu den Häfen zu erhalten, fiel die Entscheidung der Geschäftsführung für den neuen Produktionsstandort auf Goch und Weeze. Zudem überzeugte sie direkte Anbindung des Gewerbeparks an die Autobahn 57.
170.000 Quadratmeter großes Grundstück
Tricor-Chef Kosloh lobte im Gespräch mit der NRZ darüber hinaus das „große Engagement“ der Stadt Goch, der Gemeinde Weeze sowie des Kreises Kleve. Nach den ersten konkreten Gesprächen in Bad Wörishofen habe man den festen Vorsatz gefasst, alles zu tun, um das Unternehmen hier anzusiedeln, sagte Gochs Bürgermeister Ulrich Knickrehm dazu.
Das moderne Werk wird auf einem 170.000 Quadratmeter großen Grundstück hochgezogen, für das aktuell die Zufahrtsstraße von der B67 im Bau ist. Zu der Produktionsstätte gehören zwei Hochregallager für Halbfertig- und Fertigware, eine weltweit erstmals eingesetzte, 6,5 Meter breite Inline-Maschine zur Verarbeitung von Schwerwellpappe, vollautomatische Roboterlinien sowie Rotations- und Flachbett-Stanzmaschinen.
Mutterkonzern finanziert die 170-Millionen-Investition
„Wir werden zum Wohlstand in der Region beitragen“, kündigte Philipp Kosloh an. Neben neuen Arbeitsplätzen und Steuereinnahmen sollen der Kreis Kleve und seine Firmen auch davon profitieren, dass beim Bau des Werkes und später auch in der Zulieferung regionale Unternehmen zum Zuge kommen.
Zum Spatenstich war auch Hirofumi Hori aus Japan angereist, der für die Rengo-Gruppe als Aufsichtsrat für das Überseegeschäft zuständig ist. Der Weltkonzern aus Fernost mit einem Sechs-Milliarden-Euro-Jahresumsatz ermöglicht seinem Tochterunternehmen Tricor das 170-Millionen-Investment in Goch und Weeze. Ein Projekt dieses Ausmaßes sei auch für Rengo sehr selten, sagte Hori gegenüber der NRZ.
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