Goch/Weeze. Die größte Investition in der Region: Wellpappe-Produzent Tricor siedelt sich im gemeinsamen Gewerbegebiet Goch/Weeze an. Das ist geplant.
Mit 170 Millionen Euro das größte Investment der ganzen Region wird in Goch getätigt. Im neuen gemeinsamen Gewerbegebiet zwischen Goch und Weeze siedelt sich die Firma Tricor Packaging and Logistics AG mit einem nachhaltigen Wellpappenwerk an. Im dritten Quartal 2025 soll bereits die Produktion beginnen. Minimum 200 Arbeitsplätze – auch für hochqualifizierte Mitarbeiter – und Ausbildungsplätze hängen daran, freut sich Gochs Bürgermeister Ulrich Knickrehm.
Über Jahre gab es bei den Verhandlungen ein Auf und Ab
Die Gespräche mit Tricor begleiten ihn, seit er Bürgermeister ist, und der Geschäftsführer habe ihm versprochen, dass er das Werk einweihen kann, bevor er in zweieinhalb Jahren in Pension geht, sagt Knickrehm lachend. „Wir haben die rechtliche Grundlage geschaffen, das Bauleitverfahren beginnt.“
Es hatte in den Verhandlungen ein Auf und Ab gegeben und zu Coronazeiten auch mal eineinhalb bis zwei Jahre Stagnation. „Aber es hat sich eine Dynamik entwickelt“, so der Bürgermeister, die jetzt zum Ziel führte. Goch wird jetzt aber nicht auf einen Schlag eine reiche Stadt werden, antwortet er auf Rückfrage. Denn was es an Steuereinnahmen mehr gibt, fließt entsprechend an Schlüsselzuweisungen vom Land weniger. Aber etwa fünf Prozent seiner Steuereinnahmen spüle die Ansiedlung wohl in Gochs Etat, schätzt der Bürgermeister.
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Das japanische Mutterunternehmen Rengo stellte das Geld bereit
Günter Burkhardt, Chief Finance Officer (Finanzchef) von Tricor, freue sich, „dass das erforderliche Geld für das Projekt von Rengo, dem japanischen Mutterunternehmen, bereitgestellt wurde“, lässt er mitteilen.
Eine Produktionskapazität von bis zu 200 Millionen Quadratmetern schwerer Wellpappe pro Jahr sind geplant. Das alles passiert auf einem Grundstück von 166.000 Quadratmetern, wovon das Werk allein 130.000 Quadratmeter umfasst.
Gute Lage zu Benelux-Ländern, dem Ruhrgebiet, Nordfrankreich und Skandinavien
Laut Co Kroon, Chief Business Development Officer (Leiter Geschäftsentwicklung) von Tricor, spielte die strategisch gute Lage an der Autobahn 57 und „die Nähe zur niederländischen Grenze eine wichtige Rolle bei unserer Entscheidung für diesen Standort. Dadurch sind wir in einer besseren Position, um die Benelux-Länder, das Ruhrgebiet, Nordfrankreich und Skandinavien abzudecken“, lässt er mitteilen. Man wolle den Absatz und die Servicereichweite erweitern, die wirtschaftliche Entwicklung der Region stärken und die eigene Position als Anbieter von Verpackungen in Europa, sagt Robert Wiblishauser, Chief Executive Officer (geschäftsführendes Vorstandsmitglied).
Einer der höchsten Automatisierungsgrade in der Branche
Technische Daten: Das neue Werk wird schwere und konventionelle Wellpappe herstellen von bis zu 2,80 Metern Breite mit einer Produktionsgeschwindigkeit von 400 Metern pro Minute. Es werde außerdem mit Rotations- und Flachbett-Stanzmaschinen sowie Jumbo-Inlinern mit Arbeitsbreiten von 3,2 bis 6,2 Metern ausgestattet sein. 2025 soll das Werk eine der höchsten Automatisierungsgrade in der Branche bieten (Transportsysteme, Hochregallagertechnologie, Prozess-Leittechnik). Das böte eine „angenehme und sichere Arbeitsumgebung“ für die Mitarbeitenden, kündigt Robert Wiblishauser an. Thomas Aust, Chief Sales Officer (Vorstand Vertrieb) des Unternehmens, verspricht hohe Liefertreue und Produktionsqualität.
Solaranlagen auf den Dächern und über den Parkplätzen
Auf der Visualisierung des Architektenbüros ist erkennbar, dass die zahlreichen Parkplätze neben den Produktionshallen überdacht sind, laut neuer Bauvorschrift nämlich mit Solaranlagen. Auch auf den Dächern wird Solar installiert und 3,3 Megawatt Energie liefern. Das Werk werde nach höchsten Energieeffizienzstandards gebaut, der Bedarf an Heizung im Winter und Kühlung im Sommer minimiert. Das füge sich nahtlos in die nachhaltige Firmen-Strategie ein, sagt Klaus Wiblishauser, Chief Operations Officer (Manager).
Tricor gehört zur weltweit tätigen Rengo/Tri-Wall-Gruppe (Hauptsitz in Osaka und Tokyo in Japan) und betreibt fünf Produktionsstandorte, eine Logistik-Plattform und vier Service-Center in Deutschland, der Tschechischen Republik und Slowenien. Industriekunden sind im Bereich Automotive, Chemie, Maschinenbau und Elektronik in ganz Mitteleuropa zu finden. Tricor Packaging and Logistics AG und die Tricor Packaging System GmbH haben weitere acht Standorte für Multimaterial-Verpackungen sowie ergänzende Lager durch die Tochtergesellschaft Transcor Logistik.
Für die weitere große Ansiedlung in Goch, das Möbelhaus XXXLutz, seien die Bauanträge gestellt und genehmigt, die Zubringerstraße ist fertig. „Jetzt geht es nur darum, dass sie anfangen“, sagt Bürgermeister Ulrich Knickrehm.