Goch-Kessel. NRZ stellt drei Positionen zur Grundschule Goch-Kessel nebeneinander: Bürgerinitiative, Schulpflegschaft und Bürgermeister.
Die Bürgerinitiative zum Erhalt der Niers-Kendel-Grundschule in Kessel (NKS) meldet sich noch einmal ausführlich in einem Schreiben an die Mitbürger zu Wort, bevor die Frist für ein Bürgerbegehren abläuft (19. Januar), zu dem sie Unterschriften einsammelt. Die NRZ holte Meinungen auch der Elternpflegschaft der Grundschule und des Gocher Bürgermeisters als Vertreter des gefällten Ratsbeschlusses ein und stellt sie hier nebeneinander.
Falls 2500 Unterschriften für ein Bürgerbegehren zusammen kommen, müsste sich die Politik erneut mit dem Thema befassen, zu dem längst ein Ratsbeschluss mit deutlicher Mehrheit gefallen ist. Der Ratsbeschluss vom Juni dieses Jahres besagt, dass die Grundschulen Kessel und Asperden fusionieren und in Asperden angesiedelt würden.
An zwei Standorten mehr Quadratmeter
Lars Wagner betont als Initiativ-Vertreter, für das Wohl der Grundschulkinder brauche es „moderne und großzügige Flächen und dazu ein wohnortnahes Grundschulangebot“. Die Grundstücke in Kessel und Asperden zählten zusammen knapp 11.000 Quadratmeter. Die Idee der Stadt, ein neues Grundstück an der B504 zu kaufen, oder ein Neubau am Knobbenhof würden nur auf 7500 bis 8000 Quadratmetern realisiert. Dabei bräuchten dort aber hundert Kinder mehr ihre „Bewegungsfreiheit“.
Viele wollen bewusst ländliche Strukturen
„Wir meinen, dass eine Zentralisierung nicht automatisch immer auch einer Zukunftsorientierung gleichzusetzen ist“, so Wagner. Die Bürgerinitiative folge Empfehlungen des Experteninstituts Biregio und beauftragte einen Architekten: Der schlägt vor, „dass die Schulgebäude an beiden Standorten vollständig neu gebaut werden. Dazu sollen alte Gebäude auch durch neue ersetzt werden“ für „moderne pädagogische Konzepte“, so Wagner.
„Wir möchten explizit nicht, dass die Kinder weiter in alten und renovierungsbedürftigen Räumen unterrichtet werden.“ Aber auch nicht in zu großen Strukturen. „Viele von uns leben ganz bewusst in den ländlichen Strukturen in und um Goch“, so der Vertreter der Bürgerinitiative, dem es in dieser Frage „auch ganz klar um die Zukunft der Ortschaften“ geht. Die Initiative wolle „als Bürger mitbestimmen“.
Die Initiative interpretiert, dass sie mit ihrem Begehren keine Verzögerung auslösen würde. Es ließen sich zwei Neubauten auf vorhandenen Grundstücken schneller umsetzen als ein zentraler Neubau in internationalem Ausschreibeverfahren.
Ein Schritt nach vorn zur Dreizügigkeit
Die Eltern der Grundschule halten dagegen: Wo sollte denn dann der Unterricht während der Bauphasen stattfinden?, fragt Peter Janßen für die Schulpflegschaft und den Förderverein der Niers-Kendel-Grundschule Kessel. Die Pflegschaft würde es begrüßen, wenn sich die Politik noch einmal mit ihnen an einen Tisch setzte – allerdings haben sie etwas andere Ziele. Die Eltern aus Kessel, Hommersum, Hassum und Asperden wollten „nach langen Diskussionen nicht Vorstellungen auf die Kinder projizieren. Ein Beschluss muss abseits der Befindlichkeiten, abseits privater Interessen und politischer Interessen“ fallen, sagt der Asperdener Peter Janßen, der selbst auch politisch tätig ist. „Das muss man aber mal ausblenden.“ Die Grundschule solle dreizügig werden, „wir müssen einen Schritt nach vorne gehen. Das Grundstück in Kessel liegt sympathisch am Steinacker, subjektiv“, aber es müsste dann dreizügig mehrstöckig gebaut werden.
Auf keinen Fall Zeitverzögerung
Er frage im Namen des delegierten Eltern-Gremiums: „Was erwartet die Kinder?“ Einen Standort an der Bundesstraße 504 in Asperden fände er nicht attraktiv, „direkt an der Straße. Es gäbe so viele schönere Standorte. Wir haben Kessel für einen Neubau vorgeschlagen und würden damit der Bürgerinitiative entgegenkommen. Wir wollen uns unparteiisch verhalten, aber die Dinge zu Ende denken“, sagt er. „Wir wollen aber auf keinen Fall einen weiteren Zeitverzug durch unnötige Neuerungen“, so Peter Janßen.
Entscheidung wohl überlegt und für Lehrer attraktiver
Bürgermeister Ulrich Knickrehm erinnert: „Wir haben im Rat mit klarer Mehrheit eine Entscheidung getroffen, geknüpft an Aussagen von Experten, Schulrätin und Lehrerinnen und Lehrern. Sie fiel nicht aus heiterem Himmel, sondern wohlüberlegt.“ Es gehe um die Interessen der Kinder. Einstimmig wurde beschlossen, dass die Grundschule dreizügig (drei Parallelklassen) wächst. „Das ist Ausgangspunkt aller Überlegungen“, so der Bürgermeister. Der Standort Asperden bilde „in der Schulplanung für die gesamte Stadt Goch ein wesentliches Zentrum für Asperden, Kessel, Hommersum, Hassum und auch Nierswalde“. Bedacht werde, welche Wege die Schüler zurücklegen, also auch, wenn Nierswalder nach Kessel gelangen müssten. Knickrehm gibt auch zu bedenken, ob Lehrer in einer Schule mit zwei Standorten arbeiten wollten. „Jetzt schon ist die Lehrersituation sehr eng“, man sollte nicht offenen Auges unattraktive Arbeitsbedingungen schaffen. „Das ist ein zusätzlicher Aspekt.“
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