Kleve. Die Zahl der Nachbarschaftsbeschwerden hat in Kleve deutlich zugenommen. Über diese Dinge ärgern sich die Klever Bürger besonders häufig.

Es gibt so Tage, da steht bei Christian Seißer das Telefon nicht still. Und diese Tage nehmen zu. Der Leiter des Klever Fachbereiches Ordnung und Sicherheit stellt eine deutliche Zunahme von Nachbarschaftsbeschwerden fest. „Oft haben die Betroffenen noch nicht einmal miteinander geredet, da wird schon bei uns gemeckert“, sagt er. Mehr Ignoranz, weniger Toleranz, mehr Egoismus, weniger Nachsicht - der gesellschaftliche Wandel dringt regelmäßig durch die Ohrmuschel von Seißers Telefonapparat.

Das Klever Ärger-Quartett: Autos, Hecken, Lärm und Müll

Worüber sich die Klever so aufregen? Die Klassiker sind dabei: Äste und Sträucher, die über die Grundstücksgrenze wachsen, Dreck, der auf dem Gehweg liegt, Straßen, die nicht gereinigt werden, Müll, der in der Landschaft liegt, Lärmbelästigung, Autos, die falsch geparkt werden oder Autos ohne TüV. Der moderne Bürger registriert vieles, regelt aber selten etwas auf kleinem Dienstweg. „Die Leute sprechen einfach weniger miteinander und beschweren sich dafür lieber sofort. Man könnte so viele Dinge in einem Gespräch klären“, sagt Seißer. Oft bleibe dies aus.

Christian Seißer leitet den Fachbereich Ordnung und Sicherheit der Stadt Kleve.
Christian Seißer leitet den Fachbereich Ordnung und Sicherheit der Stadt Kleve. © NRZ | Andreas Gebbink

Über den städtischen Mängelmelder flattert mittlerweile täglich eine Beschwerde oder ein Hinweis ein. Jüngst war es ein weggeworfener Hundekot-Beutel im Gebüsch. Kein Kapitalverbrechen, aber doch eine Tat, für die die Umweltbetriebe wieder ausrücken müssen und Kosten verursachen.

Auch auf dem Dorf gibt es Spannungen

„Vor 20 Jahren hatten wir noch keine Nachbarschaftsbeschwerden aus Reichswalde“, sagt Seißer. Doch heute nehmen die Spannungen auch auf dem Dorf zu. „Jüngst stand ein Wohnmobil in einer Wohnstraße und ich bekam einen Anruf einer Bürgerin: Sie könne jetzt nicht mehr aus dem Küchenfenster auf die Straße schauen. Das Wohnmobil müsse da weg“, berichtet Seißer. Aber das Wohnmobil durfte in diesem Falle auf der Straße parken. Das Verständnis war gering.

In fast allen Bereichen, für die das Klever Ordnungsamt zuständig ist, sei die Arbeit gestiegen. Ob es die Straßenmusiker sind, die in der Fußgängerzone die Nachbarn mit ihrem Dauergedudel wuschig machen, oder der Lkw, der im Wohngebiet unerlaubt abgestellt wurde - immer wird die 840 gewählt.

Mehr Autos, mehr Ärger

Manche Beschwerden sind struktureller Natur. Seißer blickt auf die vielen Autos: „Vor 20 Jahren hatten wir annähernd die gleiche Einwohnerzahl wie heute, nur die Zahl der Autos hat deutlich zugenommen. In meiner Nachbarschaft gibt es Haushalte mit vier oder fünf Autos vor der Haustür. Da muss man sich nicht wundern, wenn der Parkraum knapp ist.“ Wer keinen Parkplatz vor der Haustür hat, der wird schnell fuchsig, und wer wütend ist, genau, der ruft bei Christian Seißer an.

Fehlender Hecken- und Pflanzenschnitt sind Klassiker unter den Nachbarschaftsstreitereien – für die das Ordnungsamt auch gar nicht zuständig ist, wenn der Wuchs nicht den öffentlichen Verkehrsraum beeinträchtigt: „Das sind zivilrechtliche Probleme“, so Seißer. Die Anrufe kommen trotzdem. Leider wüssten viele Bürger auch gar nicht, wie man eine Hecke richtig pflanzt. „Wer sie direkt auf die Grundstücksgrenze setzt, der erntet automatisch Ärger“, sagt der Ordnungsamtschef. Denn es dauert nicht lange, bis sie zum Nachbarn wuchert. Also: 50 Zentimeter Abstand zur Grundstücksgrenze.

Müll ist ein Dauerproblem

Das Verklappen von Müll ist ein Problem, welches sich kaum aus der Welt schaffen lässt. „Oft sind es die bekannten Stellen in der Stadt, an denen der Müll abgelegt wird“, so Seißer, der nicht so recht weiß, wie man diesem Problem Herr werden will: „Wir können als Stadt ja nicht permanente Öffentlichkeitsarbeit leisten und die Bürger darum bitten, keinen Müll in die Landschaft zu werfen oder das Auto richtig zu parken.“ Im Grunde seien das Selbstverständlichkeiten.