Kleve. Leiter der Joseph-Beuys-Gesamtschule in Kleve wechselt in seine Heimat. Stellvertreterin geht bald in Pension. So entwickelte sich die Schule.

Es gibt wieder Änderungen an der Joseph-Beuys-Gesamtschule in Kleve. Diesmal geht es nicht um Umzug, Architektenpläne, Abriss und Neubau -- diesmal geht es um Personelles. Der Schulleiter Christoph Riedl geht. Seit Februar 2018 war er hier.

Zum 30. September lässt er sich versetzen an die Robert-Schuman-Europaschule nach Willich. Das geschehe „in der Hauptsache aus rein privaten Gründen, da ich aus dem Kreis Heinsberg stamme und dort meine Familie lebt“, sagt er. In Kleve hatte er eine Wohnung genommen und bei seinen oft 14-Stunden-Tagen seine Frau und zwei Söhne sehr vermisst.

Die Außenwirkung verbessern

Joseph Beuys Gesamtschule Kleve, Standort Ackerstraße. Sie trägt an der Fassade das Siegel
Joseph Beuys Gesamtschule Kleve, Standort Ackerstraße. Sie trägt an der Fassade das Siegel "Schule ohne Rassismus, Schule mit Courage".  © NRZ | Astrid Hoyer-Holderberg

Sein Start hier begann – zusammen mit Stellvertreterin Ursula Fischer und didaktischer Leiterin Ines Knospe – gleich mit der Auseinandersetzung um den Umbau der vormaligen Sekundarschule in eine Gesamtschule. Er hatte zuvor in Mönchengladbach bereits als didaktischer Leiter eine aufgebaut. Riedl erinnerte sich an den ersten Eindruck, den er von der Joseph-Beuys-Gesamtschule am Standort Ackerstraße bekam: schrägstehende, kaputte Jalousien, eine schlechte Außenwirkung. Das Bild an der Schule zu verändern – übrigens auch mit einem frischen Anstrich für die momentane Umbau-Dependance an der Hagschen Poort, frühere Lutherschule, für die fünften und sechsten Klassen – bedeute viel für die Akzeptanz unter den Eltern, sagt er.

67,5 Minuten Unterricht

Anfangs gab es ein Kollegium mit abgeordneten Lehrern von anderen Schulen. Schnell gelang es ihm, die Beuys-Gesamtschule „auf eigene Beine zu stellen“. Dafür war es aus seiner Sicht auch nötig, den Kampf durchzustehen und den dritten Standort, den in Bedburg-Hau, zu schließen.

Unter seiner Leitung gab es an dieser Gesamtschule nach dem ersten vierzügigen Jahr seither stets fünf Parallelklassen. In Corona-Zeiten besorgte er zur Digitalisierung überall her neue Rechner. Es gab den ersten Abiturjahrgang im Coronajahr. Sein Team führte im Unterricht statt 45 Minuten die 67,5 Minuten-Taktung ein, die intensiveres Lernen möglich mache.

Die Joseph-Beuys-Gesamtschule ist eine Schule ohne Rassismus (die erste, die im Kreis Kleve dieses Siegel bekam), ist eine Euregioschule und EU-Botschafter. Die Schüler engagieren sich für Demokratie gegen rechts, gegen Vorurteile. Es besteht ein Austausch mit Israel und ein neuer Kontakt nach Tansania soll bald zu einer Partnerschaft führen.

„Wir haben ein starkes, junges, motiviertes Kollegium. Deshalb kann ich beruhigt gehen“

der Teilabriss Joseph-Beuys-Gesamtschule an der Hoffmannallee wurde jetzt in den Sommerferien beendet. Nur das denkmalwerte Haus 1 und Verwaltungsgebäude Haus 4 blieben stehen. Dazwischen entstehen nun Neubauten.
der Teilabriss Joseph-Beuys-Gesamtschule an der Hoffmannallee wurde jetzt in den Sommerferien beendet. Nur das denkmalwerte Haus 1 und Verwaltungsgebäude Haus 4 blieben stehen. Dazwischen entstehen nun Neubauten. © NRZ | Astrid Hoyer-Holderberg

Die Älteren der 950 Schüler können in Profilklassen ihre Schwerpunkte wählen von gesellschaftspolitisch bis künstlerisch. „Wir gestalten Gesellschaft“ – dieser Satz von Joseph Beuys bedeute ein „hohes Gut und großes Glück“, zu dem auch die Schule stehe, sagt der Schulleiter.

„Schule muss sich verändern und immer am Ball bleiben. Wir haben ein starkes, junges, motiviertes Kollegium. Deshalb kann ich beruhigt gehen.“ In zehn Jahren, so sieht er voraus, wenn der Neubau an der Hoffmannallee etabliert ist, werde die Joseph-Beuys-Gesamtschule „einen starken Platz in der Klever Schullandschaft haben“.

Derzeit, kurz nach den Sommerferien, wuselt und wimmelt es nur so in den Gängen der Joseph-Beuys-Gesamtschule in Kleve. Neue Kurse, neue Klassen, Schüler suchen die Wege, Kollegen haben Fragen. Und wenn es ganz eng kommt, dann fällt dieser Satz: „Wenn es einer weiß, dann du.“ Gemeint ist damit Ursula Fischer. Sie wird kommissarisch die Schulleitung übernehmen. Im Gespräch mit der NRZ wirkt sie sehr gelassen. „Das schockt mich nicht alles nicht“, sagt sie lächelnd.

Stellvertreterin mit viel Erfahrung an mehreren Schulen

In der Rolle einer kommissarischen Leitung, stellvertretenden Leitung und als Leiterin ist seit 23 Jahren unterwegs an den verschiedensten Schulen – Realschule in Kamp-Lintfort, davor im Kreis Kleve: Konrad-Adenauer-Hauptschule in Kleve, bevor sie aufgelöst wurde, davor 2008 bis 2011 an der Hauptschule Emmerich-Elten, bevor diese geschlossen wurde, und davor als Leiterin und Vize an den Hauptschulen Weeze und Uedem.

„Ich habe mir über die Jahre eine Übersicht angeeignet und bin in der Organisation gut zu Hause. Und ich bin wahnsinnig gern Lehrerin. Ich habe zwei Matheklasse. Wenn mich die Siebener mit Begeisterung empfangen, dann sind das die Sachen, dafür lohnt es sich morgens zu kommen“ sagt die Lehrerin aus Voerde.

Eine Nachfolge für den Leiter im Frühjahr

Im Oktober wird nun also die Bezirksregierung einen neuen Schulleiter für die Joseph-Beuys-Gesamtschule ausschreiben. Bis der gewählt ist und möglicherweise noch das Eignungsfeststellungs-Verfahren in Soest absolvieren muss, werde es wohl kurz vor den Osterferien sein, vermutet Ursula Fischer. Sie kann den/die Neue/n dann nur kurz begleiten. Denn im September 2024 geht sie in Pension. Zusammen mit ihrem Mann, der ebenfalls Lehrer an der Joseph-Beuys-Gesamtschule ist – sie setzt dann eher auf Urlaub außerhalb der Ferienzeiten im Wohnwagen Richtung Südfrankreich oder Spanien.

Auch an der Planung für den schicken Neubau an der Hoffmannallee, der ursprünglich jetzt zum Schuljahr 2024 fertig sein sollte, waren sie und Christoph Riedl intensiv beteiligt gewesen.