Kleve. Jannik Berbalk übt Kritik am Mobilitätskonzept für Kleve. Er stellt Bürgeranträge für Verkehrsverbesserungen in der Unterstadt. Zehn Vorschläge.
Sehr unzufrieden waren alle Politiker zuletzt mit dem Mobilitätskonzept, auf das sie zwei Jahre warteten und dafür all ihre Vorschläge zur Verbesserungen der Verkehrssituation immer wieder zurückstellen mussten. So hatte es die Verwaltung empfohlen. Im Endeffekt standen 873 einzelne Punkte im Raum, 873 Puzzleteile, so nannten es die Politiker im Verkehrsausschuss erbost. Jannik Berbalk als sachkundiger Bürger für die SPD hatte bereits angekündigt, dass er nun also viele einzelne Anträge vorlegen werde. Die ersten zehn hat er vorbereitet.
Die Stadt hätte eine Menge Geld sparen können, wenn sie die Bürger gefragt hätte
Er stellt sie als Bürgeranträge in der Erwartung, dass die SPD diese unterstützen wird. „Die Politik hatte ein Mobilitätskonzept beauftragt, um zu sehen, wie schlimm die Lage ist. Die Stadt hätte eine Menge Geld sparen können, wenn sie die Bürger gefragt hätte“, beklagt Berbalk. Mit seinen Anträgen hat er „da angefangen, wo es mich am meisten stört und das ist natürlich im eigenen Umfeld,“ sagt der passionierte Fahrradfahrer, der in der Unterstadt wohnt.
Daten aus vielen Studien liegen vor
Jannik Berbalk hat seit Jahren einiges an Wissen und Daten zusammengetragen aus öffentlichen Studien des Kreises Kleve zur Bevölkerungsentwicklung, zu öffentlichem Nahverkehr, Treibhausemissionen in Kleve, Infos über die Öko-Modellregion und den Regionalentwicklungsplan. Der 24-jährige Student ist aktiv bei den Fridays for Future, sieht seine Tätigkeit in der SPD als riesiges Ehrenamt, ist Schatzmeister im Haus Mifgash, zweiter Vorsitzender im Schleusenverein und auch noch im Karneval in Geldern aktiv.
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Zum Thema Öffentlicher Nahverkehr und Fahrradwege legt er Pendlerverflechtung im Kreis Kleve zugrunde: Wer wo wohnt und arbeitet wo? Nach Bedburg-Hau etwa, „nur einen Katzensprung entfernt“, brauche es dringend eine vernünftige Radverbindung, keine Holperstrecke. „Die Europa-Radbahn muss verlängert werden. Wir brauchen ein Oberstadt-Unterstadt-Konzept“, fordert er generell.
Das sind die Anträge im Detail
Seine Anträge im Einzelnen:
Die drei Kreisverkehre an der Hafenstraße und Wiesenstraße bräuchten einheitlich gestaltete Schutzstreifen, insbesondere mit Blick auf unklare, irritierende Situationen an Fußgängerüberwegen und Zebrastreifen. „Nach meiner tagtäglichen Erfahrung ist es ein Wunder, dass es bisher keine großen Unfälle gegeben hat“, meint Berbalk. Zudem entsprächen die Fahrradwege an und um die Kreisverkehre kaum dem gesetzlichen Standard – besonders an der Zufahrt vom Bahnhof.
Nötig sei ein Fußgängerweg auf der Abzweigung Wiesenstraße / Van-den-Bergh-Straße, die parallel zur Europaradbahn verläuft und bis zur Bus-Haltestelle Van-den-Bergh-Straße führt. Da die Stadt Kleve den Radverkehr ausbauen will, sollte die Europaradbahn entsprechend als Fahrradschnellstraße von Fußgängern in Richtung Bahnhof frei gehalten werden. Nötig sei ein sicheres Konzept, wie Fahrradfahrende von der Van-den-Bergh-Straße auf die Europaradbahn gelangen. Und: es fehle ein rollstuhlgerechter Übergang am Kreuzungspunkt.
Der Rat möge einen Fahrradschutzstreifen auf der gesamten Van-den-Bergh-Straße beschließen: „Die Straße ist von großer Bedeutung für den Zielverkehr aus Richtung Kellen in die Innenstadt und umgekehrt.“ Nahe der Bushaltestelle seien überdachte Fahrradabstellplätze nötig.
Fahrradschutzstreifen seien auch auf dem Teilstück der Riswicker Straße zwischen der B9 und der Van-den-Bergh-Straße wichtig.
Die Ausbesserung des Fuß- und Radweges an der Bahnhofstraße von Kreuzung Herzogstraße bis Kreisverkehr Wiesenstraße/Hafenstraße, insbesondere parallel zum Gleisbett sei nötig. Besonders der gemeinsame Fuß- und Radweg sei zu schmal, insbesondere zu Ankunftszeiten von Bus und Bahn. Berbalks Vorschlag: „Der Konfliktpunkt könnte gelöst werden, wenn der Radverkehr in der Kurve Richtung Kreisverkehr auf die Straße mit Fahrradschutzstreifen gelenkt wird und so mehr Platz für Fußgänger frei wird.“
Eine Überquerungshilfe an der Ecke Bahnhofstraße, gegenüber der Hausnummer 29a wäre eine bessere Lösung, als 130 Meter Umweg über die vorhandene Ampel, für Radler aus Richtung Kreisverkehr Wiesenstraße Richtung Bahnhof.
Fahrradwege auf der Emmericher Straße zwischen Kreisverkehr Wiesenstraße bis Ampelanlage B9 müssten ausgebessert werden.
Danach für Kellen Vorschläge auszuarbeiten, wäre ein Vollzeitjob
Fahrradschutzstreifen seien außerdem sinnvoll auf der Ludwig-Jahn-Straße als Zubringer zu Supermarkt, Hochschule und Rathaus.
Das gleiche gilt für das Teilstück der Briener Straße vom Kreisverkehr Emmericher Straße bis zum Überquerungspunkt des Radweges an der Straße An der Spoy – eine dann mögliche attraktive Anbindung ans Fahrradwege-Netz Richtung Bahnhof.
An der Kreuzung Hafenstraße, Kavarinerstraße und Koekkoeksplatz hätten bisher Fußgänger und Radfahrer aus Richtung Hafenstraße Mühe, sicher den Platz zu überqueren. Für sie und auch für Autofahrer sei die Sicht wegen der Kurve eingeschränkt. Berbalk schlägt einen Zebrastreifen vor.
Ein paar Visionen dürfen sein: So weiß er aus Island von einem Lift-System, an dem sich Fahrradfahrer einhaken und bergan ziehen lassen könnten.
Was folgt für Jannik Berbalk als nächster Schwerpunkt? „Allein für Kellen weitere Anträge zu stellen, ist ein Vollzeitjob“, sagt er.