Kleve. Auf dem Oraniendeich kreisen die Bagger. Der Deichverbandschef erklärt, welche Arbeiten jetzt anstehen - und warum Radfahrer sich gedulden müssen.

Auch wenn einige Radfahrer es nach wie vor hartnäckig versuchen: Auf dem Oraniendeich ist bis Jahresende wirklich kein Durchkommen. Mit großem Gerät wird hier aktuell das alte Pumpwerk abgerissen, um dann in einem zweiten Schritt den Deich in diesem Bereich vollständig abzutragen. Deichverbandschef Maximilien Pieper und Oberbauleiter Harald Rodiek erklären der NRZ, was aktuell auf der Baustelle los ist.

Zurzeit wird das alte Schöpfwerk abgetragen und ein großes Loch in den Deich gebaggert, um es anschließend wieder zu füllen - ist wie beim Zahnarzt.
Zurzeit wird das alte Schöpfwerk abgetragen und ein großes Loch in den Deich gebaggert, um es anschließend wieder zu füllen - ist wie beim Zahnarzt. © NRZ | Andreas Gebbink

Deichverband investiert 3,5 Millionen Euro

Mit viel Geschick greift sich der Baggerfahrer die Aluabdeckung des alten Schöpfwerkes am Oraniendeich. Stück für Stück reißt er die Elemente ab und legt sie fein säuberlich getrennt auf dem Deich ab – Mülltrennung ist auch auf Großbaustellen in Deutschland vorgeschrieben. Und so wird das Gebäude aus den 60er Jahren nicht einfach mit der Abrissbirne geplättet, sondern hübsch sauber entkernt und peu à peu abgetragen: Steine, Metalle und andere Materialien werden separat gelagert - und entsorgt.

Die Fahrbahn wurde bereits im Bereich des Schöpfwerks vollständig entfernt und auch der Asphalt wird getrennt aufbewahrt - hier kommt nix weg. Die Abbrucharbeiten werden von dem Unternehmen Knoll aus Haren durchgeführt, die gemeinsam mit B & G aus Bocholt den Auftrag für diese 3,5 Millionen Euro teure Aufgabe gewonnen haben. Neben den Deichbauarbeiten wird gleichzeitig auch der Radweg zwischen Griethausen und dem Oraniendeich errichtet - Ende Dezember soll alles fertig sein.

Eine zehn Meter tiefe Baugrube wird entstehen

Doch bis dahin gibt es noch eine Menge zu tun. Deichverbandsgeschäftsführer Maximilian Pieper geht davon aus, dass in zwei Wochen das alte Schöpfwerk verschwunden ist und dann können die Bagger den Deich abtragen. Die zu schaffende Baugrube wird gut zehn Meter in den Boden ragen, um alle Reste des alten Schöpfwerks vollständig zu entfernen. „Danach wird der Deich mit seinen unterschiedlichen Schichten wieder aufgebaut“, so Oberbauleiter Rodiek.

Der Asphalt wird separiert und aufbereitet.
Der Asphalt wird separiert und aufbereitet. © NRZ | Andreas Gebbink

Die Erdmassen müssen diesmal nicht weit herangekarrt werden wie beim Deichbau vor zwei Jahren. Diesmal werden Mutterboden, Lehm und Sand des bestehenden Deiches vor Ort gelagert. Gleichwohl wird der Deich an dieser Stelle etwas aufgeweitet und auch eine Rampe für den Radweg muss erstellt werden, sodass am Ende einige Lkw-Fahrten mit Erde und Sand doch noch nötig sein werden.

Durchlassrohre sind 2,50 Meter hoch

Wo sich jetzt das alte Schöpfwerk befindet, sollen in Kürze zwei große Rohre den Durchlass für den Kellener Altrhein unter der Oraniendeich gewährleisten: „Und hier sprechen wir von richtigen Rohren“, lacht Rodiek. 2,50 Meter hoch mal zwei Meter breit: „Da kann man bequem durch laufen“, sagt der Fachmann. Ein Rohr wird für den eigentlichen Wasserdurchlass genutzt, das andere Rohr soll für die Fische gelten.

Bald wird hier ein riesiges Loch entstehen, in dem die Durchlassrohre für den Kellener Altrhein eingearbeitet werden.
Bald wird hier ein riesiges Loch entstehen, in dem die Durchlassrohre für den Kellener Altrhein eingearbeitet werden. © NRZ | Andreas Gebbink

Damit der Durchlass auch geschlossen und Grünzeug aus dem Kellener Altrhein entfernt werden kann, entsteht am Oraniendeich noch kein kleines Bauwerk für die Elektronik und für eine Siebanlage. Diese wird dann vollautomatisch funktionieren.

Deichweg kann für Radfahrer nicht freigegeben werden

Auf Unverständnis stößt die Haltung des Deichverbandes, den Weg am neuen Schöpfwerk vorübergehend für Radfahrer nicht freizugeben. Aber Oberbauleiter Harald Rodiek erklärt, dass man dies aus prinzipiellen Gründen nicht tun könne: „Das ist ein Betriebsgelände mit vollautomatischen Maschinen. Wir können hier keine Leute auf das Betriebsgelände lassen. Wir wären da sofort im Bereich der Fahrlässigkeit“, so Rodiek. Dies würde keine Versicherung mitmachen. Bis zum Jahresende müssten Rad- und Autofahrer weiterhin tapfer sein.

Der Radweg Richtung Griethausen wird auch erstellt.
Der Radweg Richtung Griethausen wird auch erstellt. © NRZ | Andreas Gebbink

Die Arbeiten sollen kurz vor Weihnachten abgeschlossen sein. Geschäftsführer Pieper geht davon aus, dass die Asphaltarbeiten noch vor der Schlechtwetterperiode im Oktober durchgeführt werden können. Auf einer Länge von 400 Metern wird der Asphalt dann neu aufgetragen. Straßen.NRW wird dann erst 2026 zwei nicht bearbeitete Teilstücke (von der Baustelle Schöpfwerk bis zum Kreisverkehr Griethausen und in die andere Richtung bis zum Anschluss der neuen Asphaltdecke) in Angriff nehmen.

>> Das alte Schöpfwerk

Ein Schöpfwerk reguliert die Wasserstände im Hochwasserfall und sorgt für den Abfluss den Kellener Altrheins in den Griethausener Altrhein, der in Verbindung mit dem Rhein steht.

Das alte Schöpfwerk am Oraniendeich wurde am 10. Juni 1965 in Betrieb genommen. Die Bauzeit des Schöpfwerkes inklusive Banndeich hat damals drei Jahre betragen - quasi genauso lange wie die heutigen Sanierungsarbeiten.