Kleve. Verwirrung bei der Wahl von Christian Bomblat zum Nachfolger von Jürgen Rauer als Technischem Beigeordneten der Stadt Kleve. Das steckt dahinter.

Christian Bomblat ist als neuer Technischer Beigeordneter der Stadt Kleve gewählt – eigentlich. Denn der Landrat muss da erst nochmal prüfen. Das ist zwar für den Kreis als Aufsichtsbehörde sowieso üblich. In diesem Falle aber wohl doppelt wichtig: Ist wirklich alles korrekt gelaufen?

Seit Wochen haben sich die Fraktionen mit der Wahl eines neuen Beigeordneten befasst und Kandidaten zu Gesprächen gebeten. Ein Nachfolger wird gesucht für Jürgen Rauer, der 22 Jahre lang Kleves Geschicke mit lenkte.

Keine Aussprache zur Wahl des neuen Technischen Beigeordneten

Am Mittwochabend sollte entschieden werden. Es stand eine sehr kurze Hauptausschusssitzung an, bei der unter dem einzigen Tagesordnungspunkt eine Aussprache zur Wahl des neuen Technischen Beigeordneten möglich gewesen wäre. Man hätte den Punkt aufrufen können und auch ohne Beratung an den Rat verweisen, damit er offiziell jedenfalls behandelt worden wäre. Bürgermeister Wolfgang Gebing riet dazu. Doch die Ratsmehrheit setzte gegen die Stimmen von CDU und zweier Einzelner den Punkt komplett ab – man wolle keine Personalen breittreten. Der Bürgermeister bezweifelte, ob das nicht ein Formfehler und die kommende Wahl somit ungültig wäre.

In der dann unmittelbar folgenden Ratssitzung wollte CDU-Fraktionsvorsitzender Georg Hiob beantragen: die Besetzung eines Technischen Beigeordneten neu auszuschreiben, weil keiner der Kandidaten das Anforderungsprofil erfüllt habe. Bürgermeister Gebing musste ablehnen: Dieser Antrag wäre nur im Hauptausschuss zulässig gewesen. Hier im Rat sei nur die Wahl aufgerufen. So blieb der CDU nur, geheime Abstimmung zu beantragen.

Christian Bomblat war der einzige Kandidat

Christian Bomblat ist nun Technischer Beigeordneter der Stadt Kleve - vermutlich. Hier Mittwochabend auf dem Rathausflur.
Christian Bomblat ist nun Technischer Beigeordneter der Stadt Kleve - vermutlich. Hier Mittwochabend auf dem Rathausflur. © Astrid Hoyer-Holderberg

Christian Bomblat war der einzige Kandidat. Er würde gewählt, wenn er die Hälfte der gültigen Stimmen auf sich vereinigt. Das tat er. Es gab 29 Ja-Stimmen und 21 Nein-Stimmen.

Einen Monat hat der Landrat des Kreises Kleve als Aufsichtsbehörde nun Zeit, Bedenken über die Art der Wahl zu äußern. Erst danach darf die Ernennungsurkunde ausgehändigt werden. Christian Bomblat soll dann zum 1. August die Nachfolge von Jürgen Rauer antreten.

Klimaschutzmanager der Stadt

Christian Bomblat (58) ist als Klimaschutzmanager der Stadt in allen Fraktionen hoch anerkannt. Für die Stelle eines Technischen Beigeordneten jedoch werden neben den neuen Qualifikationen im Bereich Umwelt und Klima vor allem Fachkenntnisse im Bereich der Raumplanung und im Bauingenieurwesen verlangt.

Wie berichtet, machte Bomblat in Kleve Abitur (Konrad Adenauer Gymnasium), Bachelor und Master in Umweltwissenschaften in den USA (University of Arkansas), zog dann für 25 Jahre nach Bolivien, wo der Umweltprojekte initiierte, Studiengänge der Umweltwissenschaften und Umweltingenieurswissenschaften konzipierte. Photovoltaik, Abfall und Abwasser und Luftqualitätsüberwachung gehörten zu seinen Arbeitsfeldern. Er kam nach Kleve, um für die Stadt Ideen für Stadtbegrünung und Energieeinsparung zu koordinieren. Nun startet er extrem schnell ganz nach oben durch.

Andere Namen genannt

Hinter den Kulissen war zu hören, dass so mancher den Fachbereichsleiter Tiefbau, Bernhard Klockhaus, für den passendsten Kandidaten gehalten hätte. Angeblich sei dessen Kandidatur aber nicht möglich gewesen, weil er nur sieben Jahre bis zur Rente hat, die Stelle eines Technischen Beigeordneten aber für acht Jahre ausgeschrieben wird. Ausnahmen seien nicht möglich, hieß es.