Kleve. Die Rote Panda-Dame Kamala hat im Klever Tiergarten das teuerste Gehege bezogen. Warum die Anlage so viel kostet und sogar einen Tempel hat.
Die große Schar an Ehrengästen nahm die Rote Pandadame Kamala am Donnerstag lässig hin. Sie räkelte sich ein bisschen im Geäst, schließlich ist sie eher nachtaktiv. Und kann von sich sagen, dass sie im luxuriösesten Heim des Klever Tiergartens residiert: Eine Viertelmillion Euro kostete die Anlage. Vom hinteren Ersatz-Gehege (während der Bauzeit) zog sie nun am Mittwoch in die Mitte des Zoos. Vorsichtshalber mit Köchern ausgerüstet, begleitete ein Team der Tiergartenmitarbeiter den kletterfreudigen Katzenbären in sein Domizil. Am Donnerstag empfing sie also Gäste.
Von hoher zur höchsten Attraktivität
„Wir sind froh, dass sie wieder mit Menschen in Kontakt treten kann“, sagte Thomas Müller von der Sparkasse Rhein-Maas, einem der größten Sponsoren in diesem Projekt. „Der Tiergarten steigt von der hohen Attraktivität zur höchsten Attraktivität, das finden wir Klasse“, sagte er und zum Tiergartenleiter Martin Polotzek gewandt: „Ihr Masterplan fängt an sichtbar zu werden.“ Wie berichtet, umfasst der Masterplan eine Aufteilung des Tiergartens in vier Themen, diese neue Anlage wird Teil von „Asien“.
Dreimal so groß wie die bisherige Panda-Anlage
Das Gehege ist mit 300 Quadratmetern dreimal so groß wie die bisherige Panda-Anlage. „Es ist ein ganz besonderer Tag. Ein dreiviertel Jahr haben wir darauf hingearbeitet. Ich denke, jeder der 31 Mitarbeitenden weiß, wie viel Arbeit hinter uns liegt,“ sagte Martin Polotzek. Die Anlage sei die modernste, die nach wissenschaftlichen Erkenntnissen für Rote Pandabären machbar ist. Sie ist unterteilbar in zwei Bereiche, denn im Frühjahr 2024 soll die hübsche Kamala, benannt nach einem Fluss in Nepal, vermutlich einen neuen Partner bekommen (siehe unten).
Und wenn die beiden sich mal nicht verstehen, werden die verbindenden Brücken der zwei Bereiche vorübergehend gekappt. Umrandet ist das neue Gehege nicht mehr konventionell mit Stabgittern, sondern authentisch mit Holz. In der Mitte ist der kleine Tempel, geschmückt mit bunten Gebets-Fähnchen, die zum Himmel streben, eine Original-Deko. Sie wurde aus Nepal eingeflogen, sagt Martin Polotzek.
Mit Holzbohlen und bodentiefen Fenstern bekommt das Gehege etwas Geheimnisvolles
Durch die hölzerne Umzäunung, die durch große bodentiefe Fenster unterbrochen ist, bekommt das Gehege etwas Geheimnisvolles. Kinder liefen am Donnerstag von einem Fenster zum anderen: Von wo aus sie das rote knuddelige Tier wohl am besten sehen könnten? Die Anlage ist groß, der Weg einmal ringsrum lohnt sich für die beste Aussicht. Mal setzt sich Kamala auf einen Holzstoß, mal hängt sie sich kratzend in dünne Äste.
Eine Viertelmillion Euro für die Anlage
Mit 250.000 Euro ist die Anlage die bisher teuerste im Tiergarten Kleve. Großen Dank sagte der Zoodirektor darum der Sparkasse Rhein-Maas, die sich besonders roten Tieren verbunden fühlt, Metallbau Hendricks, Glas- und Spiegelservice Kleve, Erdarbeiten Loock und Verweyen, der Kisters-Stiftung und der Zevens-Stiftung, sie alle gaben ihren Teil dazu: Die Firma KaGo und Hammerschmidt setzte die Kunstfelsen.
Ein Wassergraben ist als physikalische Barriere für das wasserscheue Tier angelegt. Doch weil Rote Pandas Kletterkünstler sind, ist eine elektronische Sicherung zusätzlich angebracht.
Karikatur zeigt Kamala als Picasso
Das Wappentier des Tiergartens Kleve entzückt viele. So hat der Zeichner, Cartoonist und Illustrator Marcel Heuveling Derijks eine Karikatur gefertigt, die Kamala als Picasso zeigt. Bekanntlich machte das putzige Tier bundesweit von sich reden, weil es mit Pfoten in Farbtöpfen prima malen kann. Heuvelings Picasso-Panda gibt es nun auch als Postkarte an der Kasse des Klever Zoos zu kaufen.
Rote Liste der aussterbenden Arten
Die Galerie Studio 20.21 in Kalkar stellt Zeichnungen und Karikaturen von Marcel Heuveling Derijks derzeit aus: „Cars – Cartoons – Characters“.
Rote Pandas werden auf der Roten Liste als „stark gefährdet“ eingestuft und mit dem Europäischen Erhaltungszuchtprogramm (EEP) international verwaltet: Dort weiß man, welcher Panda mit wem verwandt ist und kann genetisch optimale Paare zusammenstellen. Kamala hätte zu Spike gepasst. Der zehnjährige Panda-Mann ist aber Anfang Februar in Kleve gestorben.
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Im Herkunftsgebiet, dem Himalaya Gebirge, hat sich der Bestand an Roten Pandas in den letzten 18 Jahren halbiert, vor allem durch Lebensraumzerstörung. Der Tiergarten Kleve beteiligt sich am Europäischen Erhaltungszuchtprogramm und dem Red Panda Network, dort jährlich mit einer fünfstelligen Summe. Die Hälfte des Erlöses aus den Verkäufen von Kamals Gemälden ging in den Gehegebau in Kleve, die andere Hälfte nach Nepal, wo durch das Artenschutzprojekt das Naturschutzbewusstsein der nepalesischen Bevölkerung erhöht werden soll.