Kleve. Esther Lueg hat mit Nachbarn viel Schnittgut fürs Osterfeuer gesammelt – doch das private Abbrennen ist jetzt verboten. Die Stadt erklärt warum.
Da liegt er nun, der Haufen mit Heckenschnitt, Ästen, Blätterresten und ein paar Holzlatten. Eigentlich wollte Esther Lueg diese Gartenreste zu Ostern mit ihren Nachbarn aus Kleve-Brienen anzünden. Wie jedes Jahr wurde in ihrem 2000 Quadratmeter großen Garten das Schnittgut der Nachbarschaft gesammelt – bereit für ein geselliges Osterfeuer. Doch in diesem Jahr wird Esther Lueg den Haufen nicht abbrennen. Grund ist ein Verbot privater Osterfeuer durch die Stadt Kleve.
Osterfeuer müssen jetzt öffentlich sein
Auf Facebook hat die Krankenschwester sich ihrem Unmut Luft verschafft und in einem Klever Politikforum ordentlich gewettert. Die NRZ hakte nach und stellt fest: Eigentlich ist sie gar nicht so auf Krawall gebürstet. Was sie am meisten verärgert, ist der späte Zeitpunkt der Ankündigung: „Wenn wir das früher gewusst hätten, dann hätten wir hier auch nicht alles in Mengen gesammelt“, erzählt sie.
Eine Anmeldung des Osterfeuers als öffentliche Veranstaltung – wie jetzt von der Stadt Kleve gefordert – möchte sie allerdings nicht vornehmen. In ihrem schlauchartigen Garten kann sie keinen öffentlichen Zutritt gewährleisten. Alle theoretischen Besucher müssten durch ihr Wohnzimmer laufen, um in den Garten zu kommen: „Und die Vorstellung, fremde Menschen auf meine Haustoilette zu lassen, finde ich auch nicht so schön“, erzählt sie.
Mehrere Auflagen für ein Osterfeuer
Keine Verordnung in Kalkar
NRZ-Leser Ulrich Abraham wohnt in Kalkar und hakte nach der Berichterstattung zum Klever Verbot von privaten Osterfeuern in seiner Stadtverwaltung nach. Denn Abraham fühlt sich vom Qualm der Osterfeuer in seiner Nachbarschaft belästigt. In der Vergangenheit habe die Feuerstelle auch noch Tage lang nach Ostern vor sich hingequalmt. „Das ist ein fürchterlicher Gestank“, so Abraham.
Kalkars Bürgermeisterin Britta Schulz antwortete Abraham, dass der Rat 2019 die rasant gestiegenen Osterfeuer eindämmen wollte. Die Verwaltung hatte dazu eine Verordnung erarbeitet.
Dies „ist dann tatsächlich vom Rat abgelehnt worden. Man wollte auf einmal dann doch die Bürger/innen nicht so gängeln. Schon erstaunlich, aber so ist es gewesen“, schreibt Bürgermeisterin Schulz. Deshalb gebe es in Kalkar keine entsprechende Verordnung.
Esther Lueg hat Verständnis dafür, dass in Kleve nicht jeder Hinz und Kunz ein Feuerchen an den Ostertagen anstecken sollte. Aber sie betont, dass es bei ihr immer ein Nachbarschaftsfest gewesen sei: „Wir verbrennen hier keine Autoreifen und auch keine Möbel. Wir haben uns immer schön an alles gehalten“, erzählt sie. Selbst die geforderten Sicherheitsabstände zur Wohnbebauung könnte sie einhalten und in der Nachbarschaft gibt es auch zwei Feuerwehrmänner, die teilnehmen. Übrigens: Die Feuerwache Brienen-Wardhausen ist keine 500 Meter entfernt.
Sie ist traurig darüber, dass eine schöne Tradition so ausgehebelt wird. „Als ich vor zwölf Jahren hierhin gezogen bin, bekam ich über das Osterfeuer den ersten richtigen Kontakt zu den Nachbarn. Ich musste das Feuer als Neuling ausrichten und schwups war man in der Nachbarschaft. Es ist schade, wenn so etwas wegfällt.“
Diese neue Regeln gibt es jetzt
Die Stadt Kleve hat in diesem Jahr die Notbremse gezogen. Bürgermeister Wolfgang Gebing und Ordnungsamtsleiter Christian Seißer erklären der NRZ, warum sie keine privaten Osterfeuer mehr zulassen wollen. Denn häufig gehe es dabei nur um das Entsorgen von Grünabfällen – „im besten Falle“, so Seißer. Oft landen auch Sperrmüll, Autoreifen oder Möbel auf dem Feuer. „Wir haben absolut nichts gegen Brauchtumsfeuer und wir wollen diese auch nicht verbieten, aber es müssen Brauchtumsfeuer sein. Häufig stehen da aber nur zwei Leute am Feuer, um ihre Gartenabfälle zu beseitigen“, sagt Seißer.
Der Ordnungsamtschef legt Zahlen vor: Im vergangenen Jahr gab es 112 Anmeldungen, davon entsprachen 53 Anzeigen nicht den Vorschriften. „Und das will ich nicht mehr. Ich kann nicht sagen: Wir haben einerseits Auflagen und andererseits schauen wir weg, wenn das nicht ordnungsgemäß läuft. Das hat dann auch etwas mit Glaubwürdigkeit zu tun“, sagt Seißer. Im vergangenen Jahr gab es drei Feuerwehreinsätze wegen Osterfeuer. In diesem Jahr gibt es bislang nur sechs Anmeldungen.
Anmeldungen über die Internetseite
Die Anmeldung des Osterfeuers kann über die Seite der Stadt Kleve erfolgen, dort gibt es ein Anmeldeformular. Entsprechende Abstände zur Wohnbebauung müssen eingehalten werden (100 Meter) und es muss öffentlich zugänglich sein. Auch muss das Osterfeuer am Tag des Entzündens umgesetzt werden: „Aber ganz ehrlich: Wer macht das denn? Manche Feuer werden schon fünf Wochen vorher aufgestapelt. Wie viele Hasen und Igel befinden sich dann darin? Wie viele Eichhörnchen und andere Tiere? Das geht so nicht mehr“, betont Seißer.
Lesen Sie auch diese Nachrichten aus Kleve und Umland
Der Ordnungsamtsleiter weist darauf hin, dass ein öffentliches Feuer nicht bedeutet, dass man Toiletten bereitstellen muss. Man möchte, dass sich Vereine oder Nachbarschaften treffen und entsprechend ihre Feuer entzünden – das Brauchtum soll aber nicht in eine private Müllentsorgung enden.
Grünschnitt kann man zum Wertstoffhof bringen
Wer seinen Gartenschnitt entsorgen möchte, der kann dies beim Wertstoffhof an der Briener Straße tun. Hier wird das Grün zu Humus kompostiert und nicht verbrannt. 100 Liter Grünschnitt kosten übrigens 2,20 Euro, ein Kubikmeter 22 Euro. Landwirte, die größere Mengen Grünschnitt haben, weil sie etwa eine Hecken schneiden müssen, können jederzeit bei der Stadt Kleve eine Sondergenehmigung beantragen, so Seißer.
Esther Lueg und ihre Nachbarn haben sich jetzt eine andere Alternative überlegt, um den Haufen mit Pflanzenschnitt zu entsorgen: „Wir werden jetzt unsere Feuertonnen befüllen“, erzählt sie. Ein Feuer in einer Feuertonne ist nach wie vor erlaubt.