Kreis Kleve. Zwölf Jahre lang hat das NRW-Umweltministerium sich nicht richtig um das Vogelschutzgebiet Unterer Niederrhein gekümmert. Darum ist das schlecht

Die Antworten des NRW-Umweltministeriums sind entlarvend. Fast acht Wochen gingen ins Land, bis man zwölf Fragen für die NRZ beantworten konnte. Das zeigt: In Düsseldorf hat sich nie jemand richtig für die Umsetzung des Maßnahmenkataloges für das EU-Vogelschutzgebiet Unterer Niederrhein verantwortlich gefühlt. Dabei fällt die Zuständigkeit für Natura-2000-Gebiete eindeutig in die Verantwortung des Landes.

Hier wurden die Interessen der Natur geopfert

Um es deutlich zu sagen: Hier wurde die Arbeit verweigert. Hier wurde der Erhalt eines der wichtigsten EU-Vogelschutzgebiete in NRW den Interessen anderer Wirtschaftsteilnehmer geopfert. Wenn uns die Lebensgrundlagen am Niederrhein noch wichtig sind, dann darf das so nicht weitergehen. Naturschutz ist kein Gedöns. Der Schutz von Lebensgrundlagen für Tiere und Pflanzen ist letztendlich der Schutz unserer eigenen Lebensgrundlage. Und da sollten wir nicht so nachlässig sein.

Dass das NRW-Umweltministerium sinngemäß meint, dass der Maßnahmenkatalog im Grunde nur „Entwicklungsziele“ aufzeige und kein Umsetzungsplan sei, ist eine sehr eigenwillige Sicht der Dinge und im Grunde genommen auch beschämend. Nicht ohne Grund führt die Europäische Union jetzt ein Vertragsverletzungsverfahren gegen Deutschland durch, weil die Maßnahmen zum Schutz der EU-Vogelschutzgebiete völlig unzureichend sind. Wenn selbst ein Umweltministerium keinen Dampf macht, ja wer denn dann?

Das Prinzip der Freiwilligkeit muss aufgegeben werden.

Den Artenschutz auf internationalen Konferenzen zu beklagen ist die eine Sache, ihn wirksam auf lokaler Ebene durchzusetzen ist ungleich schwerer. Das Prinzip der Freiwilligkeit muss hier aufgegeben werden – denn freiwillig geschieht gar nichts zum Wohle der Natur. Die Durchsetzung des Arten- und Naturschutzes ruft knallharte Interessenskonflikte hervor, da darf man von niemandem barmherziges Samaritertum erwarten. Wer wirtschaftliche Nachteile wegen des Natur- und Artenschutzes hinnehmen muss, der muss finanziell ausgeglichen werden. Die Rettung unserer Lebensgrundlagen, die wir so lange vernachlässigt haben, kostet Geld.