Goch. Kunden sind frustriert wegen sanierter Bahnstrecke Krefeld-Kleve. Diese Erklärungen für Verspätungen oder Ausfälle stoßen auf wenig Verständnis.

Die junge Frau mit den blonden Haaren macht gute Miene zum bösen Spiel. Denn sie lächelt, als sie der NRZ am Bahnsteig in Goch stehend verrät: „Die Bahnverbindungen sind eine Katastrophe. Eigentlich weniger die Verbindungen, als die krasse Realität, dass die Züge ständig zu spät kommen – wenn sie überhaupt kommen.“

„Es ist überhaupt kein Verlass auf die Bahn“

Als die NRZ am Donnerstag verschiedene Fahrgäste des Regionalexpresses fragt, wie’s denn läuft mit den Zugverbindungen nach Krefeld, da möchte keiner namentlich genannt werden, der seine Meinung sagt. Das mag daran liegen, dass die meisten eben keine gute Miene mehr zum nicht funktionierenden Bahnverkehr machen können. Eben keine Nettigkeiten von sich geben. Um nicht zu sagen: Die Flüche über den RE 10 so kurz vor Weihnachten haben es in sich.

Der RE 10 zwischen Kleve und Krefeld fährt nach den Modernisierungsarbeiten wieder, aber aus Sicht der Bahnkunden läuft es überhaupt nicht gut.
Der RE 10 zwischen Kleve und Krefeld fährt nach den Modernisierungsarbeiten wieder, aber aus Sicht der Bahnkunden läuft es überhaupt nicht gut. © FFS | Kai Kitschenberg

Ein Fahrgast ärgert sich ganz besonders über das Gutreden der Verantwortlichen im Verkehrsverbund. „Heute steht’s doch in der NRZ. Die Bahn erwartet mit Einführung des neuen Deutschland Tickets 100.000 neue Kunden. Wofür? Es ist überhaupt kein Verlass auf die Bahn – es kann mal gut gehen, aber meistens geht’s schief und die Züge kommen zu spät oder gar nicht. Es ist immer irgendetwas. Entweder sind die Zugführer krank, das Wetter zu kalt, zu warm, zu windig, zu viel Laub oder Schnee oder Eis auf den Schienen, die neuen Stellwerke tun’s auch oft nicht… Das ist doch einfach nur zum Ko...“

„Eine Frechheit“ für dieses „Bahnverbindungsglücksspiel“ Geld zahlen zu müssen

Die berufstätige Frau neben ihm, die auf die Bahnverbindungen angewiesen ist, setzt noch einen drauf: „Es ist eine Frechheit, dass wir für dieses Bahnverbindungsglücksspiel überhaupt noch Geld zahlen müssen.“

Nun – die Klagen häufen sich und die Fraktionen, die in den Verbandsversammlungen des Nahverkehrs-Zweckverbandes Niederrhein und VRR vertreten sind, haben einen offenen Brief verfasst. Darin heißt es unter anderem, dass trotz der jüngst eingerichteten modernen elektronischen Stellwerktechnik immer noch Störungen, Verspätungen und Zugausfälle an der Tagesordnung seien.

„Erfolgreiche Inbetriebnahme“ entspreche nicht den Tatsachen, so die Politik

„Es wurde eine erfolgreiche Inbetriebnahme propagiert, was absolut nicht den Tatsachen entspricht und die Fahrgäste zusätzlich verärgert“, heißt es in dem von den Fraktionen CDU, SPD, Grüne und FDP verfassten Schreiben. Deswegen fordern die Unterzeichner die DB Netz dazu auf, dass zur zuverlässigen und dauerhaft stabilen Funktion der Strecken dringend eine Gesprächsrunde zur Bahnstrecke Kleve-Krefeld zustande kommen müsse.

Die hatte CDU-Bundestagsabgeordneter Stefan Rouenhoff für Januar 2023 terminiert und die Verfasser des offenen Briefs fordern die DB Netz auf, daran teilzunehmen und Stellung zu den vielen Vorwürfen zu beziehen. Mit dabei sein sollen auch Mitglieder aus Bundestag und Landtag sowie der VRR.