Kreis Kleve/Kreis Wesel/Rindern. Öko-Modellregion Kreis Kleve/Kreis Wesel: Auf der Wasserburg Rindern eröffnete Ministerin Silke Gorißen Netzwerk-Initiative „NRW kocht mit Bio“.

„Wir haben Sie schon ein bisschen vermisst“, sagte die stellvertretende Landrätin Paula Backhaus in Richtung Silke Gorißen. Die ehemalige Landrätin ist ja inzwischen Ministerin für Landwirtschaft und Verbraucherschutz NRW, und in dieser Funktion eröffnete sie nun die Netzwerk-Initiative „NRW kocht mit Bio“ in der Wasserburg Rindern. Gut 50 Personen mit Bezug zu existierenden oder wünschenswerten Bio-Regio-Wertschöpfungsketten waren gekommen, um sich kennenzulernen und auszutauschen.

Ziel: 20 Prozent Bio bis 2030

„Vor einem Jahr durfte ich mich als Landrätin über die Auszeichnung als eine der drei ersten Öko-Modellregionen des Landes NRW freuen“, sagte die Ministerin. Die Kreise Kleve und Wesel hatten sich gemeinsam beworben und werden nun drei Jahre im Regionalmanagement unterstützt. Ein Ziel: „Wir wollen den Aufbau eines Netzwerkes initiieren“, so Silke Gorißen.

Ihr Ministerium biete neben Vernetzungs-Veranstaltungen aber auch Beratung und Coaching für Unternehmen an, die erstmals Bio-Produkte in ihren Küchen anbieten wollen. „Selbst wenn die aktuellen Probleme für den Absatz von Bio-Produkten groß sind, halten wir am Ziel von 20 Prozent bis 2030 fest.“ Es sei ihr ein großes Anliegen, die ökologische Landwirtschaft auszubauen. „Aber ohne Unterstützung vor Ort kann es nichts werden.“

Noch zu wenig Bio in den Kreis Klever Kantinen

Paula Backhaus wies in ihrer Begrüßung darauf hin, dass es momentan im Kreis Kleve nur eine Krankenhauskantine und ein Restaurant mit Bio-Zertifizierung gebe. „Täglich isst ein Großteil der Bevölkerung auswärtig, doch nur ein Bruchteil der verwendeten Nahrungsmittel stammt aus ökologischem Landbau und noch weniger aus den Regionen.“

Die Kantinen im Kreis Kleve bieten noch zu wenig Bio-Speisen an. Hier im Bild: Die Kantine der Kreisverwaltung in Kleve.
Die Kantinen im Kreis Kleve bieten noch zu wenig Bio-Speisen an. Hier im Bild: Die Kantine der Kreisverwaltung in Kleve. © NRZ | Ralf Daute

Rainer Roehl von A’Verdis aus Münster hatte in seinem Eröffnungsreferat die passenden Zahlen dazu. Aktuell haben Bio-Produkte einen Anteil von weniger als fünf Prozent. Doch das Potenzial sei enorm. Einmal setze die Politik verstärkt auf das Thema – so sei ein Öko-Landbau von 30 Prozent bis 2030 Bestandteil des Koalitionsvertrags der Bundesregierung. „Klimawandel und Ressourcenknappheit sind Themen, die vor Küchen nicht Halt machen“, sagte Roehl. „Nachhaltigkeit ist das zentrale Thema dieser Dekade.“

Kreiskantinen Wesel starten erste Bio-Versuche

Und dabei sollten die Kreise mit gutem Beispiel vorangehen, fand Heinrich Heselmann, stellvertretender Landrat des Kreises Wesel. „In unseren Kreiskantinen starten wir erste Versuche“, sagte er. „Die Umstellung erschwert, dass allgemeine Strukturen von Großküchen sich in einer Weise entwickelt haben, dass sie auf weiterverarbeitete Ressourcen angewiesen sind.“ An verarbeitenden Strukturen für Bio-Qualität fehle es derzeit.

Immerhin die Wasserburg Rindern achtet schon sehr auf Bio, Fair Trade und regionale Produkte, versicherte Direktor Markus Toppmöller. So produziert die Wasserburg eigenen Apfelsaft und eigene Marmelade aus den Früchten, die auf dem Gelände wachsen.

Abbruchrate bei Köchen höher als bei anderen Ausbildungsberufen

Allerdings haben die Kantinen aktuell noch ein ganz anderes Problem, wie Roehl deutlich machte. Wegen der Möglichkeit von Home-Office nach Corona blieben derzeit 20 bis 30 Prozent der Gäste weg, was für viele Kantinenbetreiber eine große Herausforderung sei. Hinzu kommen jetzt noch die Kostensteigerungen durch die Erhöhung des Mindestlohns, der Energie und der Lebensmittel. Und natürlich der Fachkräftemangel.

„Bei der Berufsausbildung zum Koch gibt es die höchste Abbruchrate unter allen Ausbildungsberufen“, erklärte er, „und nur die wenigsten halten noch nach mehreren Jahren durch.“ Nur zehn Prozent blieben über längere Zeit in ihrem Beruf.