Kreis Wesel/Kleve. 2030 sollen 20 Prozent der Landwirtschaft in NRW ökologisch betrieben werden. Warum die Kreise Wesel und Kleve ein anderes Ziel haben.

Bis 2030 sollen 20 Prozent der Landwirtschaft in NRW ökologisch betrieben werden. So sieht es die NRW- Nachhaltigkeitsstrategie vor. 20 Prozent – davon sind die Kreise Wesel und Kleve weit entfernt. Aktuell liegt der Anteil von Ökobetrieben bei 2,7 Prozent. Dies soll sich ändern. Mehr Umwelt- und Klimaschutz, mehr Tierwohl und auch mehr Artenreichtum sind das Ziel der neuen „Öko-Modellregion Niederrhein“. Gemeinsam mit der Landwirtschaftskammer und regionalen Akteuren soll eine Dachmarke etabliert werden. Landwirtschaftsministerin Ursula Heinen-Esser gab im Herbst eine Förderzusage in Höhe von 80.000 Euro pro Jahr bis 2024. Am heutigen 1. März nimmt die Regionalmanagerin ihre Arbeit auf.

Schwerpunktregion für Nutztiere

67 ökologische Landbau-Betriebe gibt es derzeit in den Kreisen Wesel und Kleve. 67 von insgesamt 2798. „Natürlich ist jeder Betrieb, der auf Ökolandbau umstellt, ein Gewinn. Wir würden uns sehr darüber freuen, wenn wir den Anteil von 2,7 Prozent bis 2030 verdoppeln können“, sagt Monika Stallknecht, Teamleiterin für ländliche Regionalentwicklung bei der Entwicklungsagentur Wirtschaft des Kreises Wesel. Doch man müsse sehen, dass eine Umstellung von einer konventionellen auf eine ökologische Landwirtschaft „eine gewisse Zeit“ dauere. Der Niederrhein sei eine Schwerpunktregion für Nutztierhaltung, man spreche derzeit mit Milchtier- und Schweinehaltern und fange nicht bei Null an.

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Seit 2003 gebe es eine Strategie zur Regionalvermarktung. In der Genuss-Region Niederrhein bieten viele Hofläden Obst, Gemüse, Molkereiprodukte und Fleisch. „Wir haben am Niederrhein eine so große Dichte an Hofläden wie sonst keine andere Region in NRW“, sagt Monika Stallknecht. Der Trend zu regionalen Produkten sei seit Jahren zu beobachten. Auch Lieferdienste springen auf den Zug, „ausgelöst durch Corona.“

Der Frohnenbruchhof in Kamp-Lintfort, auf dem die männlichen Küken nicht sofort getötet werden, sondern vorerst weiterleben leben dürfen, ist einer von 67 Biohöfen in den Kreisen Wesel und Kleve.
Der Frohnenbruchhof in Kamp-Lintfort, auf dem die männlichen Küken nicht sofort getötet werden, sondern vorerst weiterleben leben dürfen, ist einer von 67 Biohöfen in den Kreisen Wesel und Kleve. © Julia Tillmann / FUNKE Foto Services | Foto: Julia Tillmann

Viele Verarbeitungsbetriebe hätten bereits Interesse an einer Zusammenarbeit im Rahmen der Öko-Modellregion signalisiert, mitmachen können auch Bäckereien, Brennereien oder Brauereien. In den vergangenen Jahren hätten aber „viele kleine verarbeitenden Betriebe“ aufgegeben. „Dabei werden genau diese für eine nachhaltige und regionale Landwirtschaft gebraucht“, so Monika Stallknecht.

Ziel sei es, eine Kombination aus Bio- und Regional zu schaffen. So sollten die Äpfel im Verkauf zu 100 Prozent auf der Region kommen und ein Teil davon Bio sein. Dies könnte für viele Menschen von Vorteil sein, auch unter Gesundheitsaspekten: „Alte Apfelkultursorten, die nicht hochgezüchtet wurden, können für Allergiker verträglicher sein“, erklärt Monika Stallknecht.

Die Öko-Modellregion soll ein Förderlotse für Betriebe werden – und unter dem Motto „Bio-Fair-Regional“ ein „unverwechselbares Image“ für die Produkte vom Niederrhein aufbauen. Ein Image, dass auch Touristen an den Niederrhein ziehen soll.