Kreis Kleve/ Goch. Eine Ausbildung zum Friseur bietet nicht nur Raum, selbst kreativ zu werden – man macht auch anderen Menschen eine Freude. Das erwartet Azubis.

Der Friseurberuf ist mehr als nur Haare schneiden. Friseurinnen und Friseure geben den Menschen die beste Außenwirkung, unterstreichen ihren Typ, geben den Kunden Selbstbewusstsein. Für Jochen Valentin war es keine Frage, dass er den Beruf ergreifen wollte, den ihm seine Mutter gezeigt hatte. Nun zeigt er ihn den Nachwuchskräften. Er ist Lehrlingswart der Innung. Und er weiß: Alle Betriebe im Kreis Kleve ohne Ausnahme, suchen zusätzliches Personal.

Im Kreis Kleve gab es im Jahr 2021 insgesamt 20 Auszubildende, in diesem Jahr bisher fünf. Die Ausbildungszeit beginnt am 1. August, aber auch danach werden Kurzentschlossene immer noch und gerne angenommen.

Er empfiehlt diesen kreativen Beruf wegen seiner Vielseitigkeit

Einige der Vorurteile stimmen natürlich. Man muss viel stehen, obwohl es längst auch Stühle gibt, mit denen die Friseurinnen und Friseure um den Kunden herum rollen. Und der Verdienst ist nicht so üppig. „Der Beruf ist eine Frauendomäne“, erklärt Valentin. In den typischen Frauenberufen wurde in der Vergangenheit selten für angemessene Bezahlung gekämpft.

Aber er empfiehlt diesen kreativen Beruf wegen seiner Vielseitigkeit. „Man hat sofort ein Erfolgserlebnis. Man kann Menschen sofort glücklich machen“, beschreibt Jochen Valentin den Berufsinhalt. Er hängt der Kundin oder dem Kunden nicht gleich den Friseurkittel um, sondern schaut erst an deren oder dessen Kleidung, welcher Typ sie oder er ist, welche Frisur zu ihr oder ihm passt. Valentin fühlt die Kopfform, sieht die Gesichtsform. Vor, während und nach der Behandlung wird individuell beraten. Auch zu Reinigung und Pflege von Haut und Haar.

Auch das Kommunizieren kann man lernen

Valentin lässt Azubis schnell an den Kunden mitarbeiten, „nicht nur zugucken“. Oft müssen die jungen Nachwuchskräfte erst lernen, die Hemmschwelle bei der Kommunikation zu überwinden. Die Floskel „Erzähl das deinem Friseur“ ist für Jochen Valentin gar nicht negativ belegt. „Die Friseurin, der Friseur ist eine Vertrauensperson wie ein Arzt. Was man ihm erzählt, bleibt privat“, so der Friseurmeister.

Laut einer Studie, so kann er zitieren, bleiben viele Kundinnen und Kunden ihrem Friseursalon treu, nicht allein wegen der Fachkompetenz, sondern weil sie sich dort wohlfühlen. Laut „ausbildung.de“ ist der Friseurbesuch für Kundinnen eine beliebte Freizeitbeschäftigung. Und vor allem gehören Friseurinnen und Friseure zu den Berufsgruppen, die am meisten Freude an ihrer Arbeit haben. „Wir setzen Wünsche in die Tat um“, beschreibt Valentin.

Er begann seine Lehre 1985 in Goch und baute sich auch in Goch seinen Salon auf. Bis heute gilt für ihn: „Der Beruf macht einfach Spaß.“

Bei Modellabenden bringen die Azubis die Oma, die Tante, die Schwester mit und proben die typgerechte Beratung, erst theoretisch, dann mit der Schere.

Das erwartet die Auszubildenden im Friseurberuf

Anforderungen: Handwerkliches Geschick müssen die Auszubildenden mitbringen, recht gute Noten in Deutsch, Mathe und Chemie. Die Azubis lernen, was Frisur- und Kosmetik-Dienstleistung bedeuten. Denn auch Schminken gehört dazu. Über modische Trends von Schnitt und Locken, über Hochsteck- und Flechtfrisuren sowie Haarverlängerung und über Farb-Trends halten sie sich ständig auf dem Laufenden. Betriebsablauf, Terminplanung, Produktverkauf und Beratung, Umweltschutz, die digitale Arbeitswelt – alles das ist Teil des Jobs. Auszubildende „sollen neuer Mode aufgeschlossen gegenüberstehen und auch mutig sein“.

Ausbildungsablauf: In der Regel dauert die Ausbildungszeit drei Jahre (Schultage am Berufskolleg Kleve). Die lässt sich verkürzen bei vorheriger anderer Ausbildung.

Verdienst: im ersten Lehrjahr 610 Euro, im zweiten 720 Euro, im dritten 815 Euro. Nach abgeschlossener Berufsausbildung etwa 1400 bis 1600 Euro. Der Beruf kann auch in Teilzeit ausgeübt werden.

Am Berufskolleg Klevehat der Innungsfachbeirat vor einigen Klassen den Beruf näher vorgestellt. Denn mit bedruckten Flyern wird man Jugendliche kaum für eine Ausbildung gewinnen können. „Es gab eine gute Resonanz“, hatte Jochen Valentin den Eindruck.