Kreis Kleve/Niederlande. 70.000 Niederländer wohnen in NRW. Viele nehmen an den Parlamentswahlen in den Niederlanden teil. Einige wünschen sich einen politischen Wechsel.

Natürlich wird er wählen. Für Willem van het Hekke ist das keine Frage. Der Niederländer, der vor einigen Jahren mit Freunden einen Bauernhof in Kleve-Keeken gekauft hat, unterhält nach wie vor enge Verbindungen zu seinem Heimatland.

Die Wahlen zur Zweiten Kammer der Generalstaaten sind für ihn wichtig: „Es ist meine Möglichkeit Einfluss auszuüben“, sagt er. So wie Willem van het Hekke leben gut 70.000 Niederländer in NRW und viele von ihnen sind wahlberechtigt in den Niederlanden.

Wer sich rechtzeitig in das zentrale Wahlregister in Den Haag eingeschrieben hat, der bekam im vergangenen Monat die Wahlunterlagen nach Hause geschickt und kann dann per Briefwahl oder per Direktwahl in einem niederländischen Wahllokal seine Stimme abgeben.

Niederländer dürfen nicht den Bundestag wählen

Willhelm van het Hekke wohnt mit niederländischen Freunden auf einem ehemaligen Bauernhof in Kleve.
Willhelm van het Hekke wohnt mit niederländischen Freunden auf einem ehemaligen Bauernhof in Kleve. © Funke Foto Services GmbH | Thorsten Lindekamp

Auch wenn Willem van het Hekke nicht mehr in den Niederlanden lebt, will er doch die Geschicke in seinem Heimatland mitbeeinflussen. Er findet es heute schade, dass er als Ausländer nicht für den Deutschen Bundestag abstimmen kann, sondern nur auf kommunaler Ebene in Kleve wählen darf.

Selbst in seiner Partei, die SPD, darf er keine Bundestagskandidaten wählen: „Da fühle ich mich wie ein Mitglied zweiter Klasse“, sagt van het Hekke. Er wünscht sich, dass dies bald geändert wird.

Vielen Niederländern ist die Parlamentswahl wichtig

In den Niederlanden müsse sich endlich ein Wandel vollziehen, findet er. „Es wird Zeit, dass der neo-liberale Kurs verändert wird. Die Corona-Pandemie zeigt doch, wie ungleich unsere Gesellschaft mittlerweile geworden ist. Das ist eine tickende Zeitbombe für das Funktionieren einer Demokratie. Auch in Deutschland.“

Der Niederländer Tjerk Miedema wohnt seit 27 Jahren in Kleve.
Der Niederländer Tjerk Miedema wohnt seit 27 Jahren in Kleve. © NRZ | AG

Auch Tjerk Miedema, der seit 27 Jahren in Kleve wohnt und viele Jahre als Manager bei Shell gearbeitet hat, nimmt sein Wahlrecht in den Niederlanden weiterhin wahr. „Ich bin Rentner und ich erhalte nach wie vor meine Rente aus den Niederlanden. Dort habe ich auch meine Steuern bezahlt. Also es gibt noch enge Verbindungen.“

Und schließlich mache es einen Unterschied ob man die rechts-liberale Partei VVD oder die sozialistische Partei SP wähle. Die Politik in seinem Heimatland ist für Miedema immer schwieriger zu verstehen.

Auch interessant

Mittlerweile gebe es gleich 33 Parteien mit unterschiedlichsten Ansätzen, es sein „een rommeltje“ - ein Durcheinander. „Es gibt eine große Fragmentierung unter den Parteien, das macht eine Wahl immer schwieriger. Früher habe ich in der Tat die VVD gewählt, heute die SP, weil mir die Parteiführung zusagt“, sagte Miedema.

Wie entscheidet man sich zwischen Deutschland und den Niederlanden?

Wenn er sich zwischen einer Wahl zum Deutschen Bundestag oder zur Zweiten Kammer entscheiden müsste, würde Miedema sich vermutlich für den Bundestag entscheiden, sagt er.

Denn Deutschland habe viel mehr Einfluss: „Europa kann nicht ohne Deutschland agieren. Die Niederlande sind nur ein kleiner Staat mit wenig Möglichkeiten. Aber wenn Deutschland kann dem Kontinent eine Richtung vorgeben“, so Miedema.

Auch interessant

Maria van der Meiden, die nicht mit ihrem richtigen Namen in die Zeitung möchte, hat auch bereits gewählt. Der jungen Wissenschaftlerin ist es wichtig, sich auch politisch zu engagieren. Auch sie wohnt in Kleve, arbeitet aber in den Niederlanden, zahlt hier ihre Steuern und Sozialabgaben. „Wenn ich schon nicht in Deutschland wählen darf, dann wenigsten in den Niederlanden.“

Auf unserer Themenseite lesen Sie mehr Nachrichten und Berichte aus den Niederlanden.