Kleve. . Rücktrittsangebot der Hochschul-Präsidentin. „Eine Gruppe nicht bekannter Professoren“ sind unzufrieden „aus nicht bekannten Gründen“.
Einige Professoren der Hochschule Rhein-Waal, die sich in der Anonymität verstecken, äußern Kritik, die sie nicht konkret benennen, aber sie haben bereits im Dezember dem Hochschulrat angekündigt, dass es möglicherweise zur Abwahl der Präsidentin kommen werde. Das ist die Lage, die sich Mittwochnachmittag den 40 Senatsmitgliedern und 30 Zuhörern in der Senatssitzung zeigte. Dr. Heide Naderer bot dort, wie schon am Montag vor dem Hochschulrat, ihren Rücktritt als Präsidentin an. Eine Antwort darauf gibt es noch nicht.
Sie habe mehrfach vergeblich um Gespräche mit den auch ihr unbekannten Kritikern gebeten, sagte Naderer. Konflikte seien „nicht sachlich zu erfassen“. Sie habe statt dessen über Dritte dann „Lügen und Diffamierungen meiner Person“ gehört.
In der öffentlichen Senatssitzung zeigten sich mehrere Professoren „extrem überrascht“, fanden die Intrigen „unerträglich“, und eine „absurde Situation“. „Eine Gruppe nicht bekannter Professoren“ mit Unzufriedenheit „aus nicht bekannten Gründen“ sei schließlich kein „irgendwie demokratisch legitimiertes Gremium“, betonte Senatsmitglied Prof.Dr. Irmgard Buder. Das sei eine „Geisterdiskussion“. Die Verleumdung könne man gerichtlich klären, schlug sie vor. Von einer „überwältigenden Zustimmung der Studierenden für die Präsidentin“ berichtete Prof. Dr. Petra Blitgen-Heinecke und erhielt klopfende Zustimmung im Saal, dass Dr. Naderer „eigentlich Rückhalt in der Hochschule hat“.
Offenbar gebe es keine Inhalte für Vorwürfe
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Der persönliche Referent der Präsidentin, Lukas Hagen, hatte Internationale Beziehungen studiert und fand es vor dem Hintergrund „über alle Maßen widerlich“, wie eine Person „mürbe gemacht“ werden solle „durch ein paar wenige Personen“. Offenbar gebe es keine Inhalte für Vorwürfe.
Dr. Naderer forderte erneut, dass ein Kritiker aufstehe, seinen Namen nenne. Im Saal tat es keiner. Senatsmitglied Prof. Dr. Thorsten Brandt regte mit Erfolg an, das Thema später nicht öffentlich fortzusetzen.
Langjähriges Senatsmitglied Prof. Dr. Ralf Klapdor erklärte dem sich frisch konstituierenden Senat: „Die Probleme gab es schon vor Frau Dr. Naderer. Es ist nicht gesagt, dass ein nächster Präsident es an der Stelle besser hätte“. Aber man müsse es „aufarbeiten“ und zwar schnell. Er war jedoch dafür, das Thema nur gemeinsam mit dem Hochschulratsvorsitzenden zu besprechen. Bei einem erneuten Präsidentenwechsel wäre der Schaden für die Hochschule „immens“, fürchtete Prof.Dr. Klaus Hegemann.
An der Umsetzung der Ziele gehindert
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Dr. Heide Naderer hatte das Problem beschrieben: „Ich bin davon überzeugt, dass mich die derzeit vorhandenen Konfliktlinien innerhalb der Hochschule daran hindern, die auf Basis des Hochschulentwicklungsplan definierten Ziele weiter effektiv und effizient umzusetzen.
Konkret bedeutet dies, dass Vorhaben wie die Ziel- und Leistungsvereinbarungen mit den Fakultäten, die Verbesserung der Lehr- und Lernbedingungen unserer Studierenden unter anderem durch die Schaffung ausreichender Räumlichkeiten oder die weitere Umsetzung von Vorhaben im Transferbereich in der momentanen Situation nicht gemeinsam zu erreichen sind. Da mir die angesprochenen Themen aber sehr am Herzen liegen, habe ich mich zu diesem Schritt entschlossen“ und sich das nicht leicht gemacht. „Es ist nun Aufgabe des Hochschulrats über mein Rücktrittsangebot weiter zu beraten.“
„Solche Konflikte sind nicht ungewöhnlich“
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Dr. Naderer hatte von den Studierenden mehrfach bestätigt bekommen, dass seit ihrem Amtsantritt Forschung und Lehre an Qualität und durch ihre ruhige Art an zwischenmenschlicher Qualität gewonnen hätten. Die Konflikte liegen scheinbar bei Budget und Autonomie der Fakultäten.
Prof.Dr. Aloys Krieg ist als Vorsitzender des Hochschulrates Dienstvorgesetzter von Präsidentin Naderer und dem gerade frisch gewählten Kanzler Michael Strotkemper. Dr. Krieg antwortete der NRZ: „Solche Konflikte sind nicht ungewöhnlich, gerade, weil die Hochschule so schnell gewachsen ist.“ Jetzt gehe es ums Konsolidieren. Das sei vergleichbar mit Start-up-Firmen.
„Ansatzpunkt stimmt mich optimistisch“
Der Hochschulrat – vergleichbar dem Aufsichtsrat einer Firma – begleite den Prozess. Probleme zu lösen, „mit denen man umgehen muss“, werde noch Monate dauern. Dinge brauchen ihre Zeit, wir werden weiter miteinander auskommen müssen“. Dr. Krieg erinnert, dass der neue Kanzler von Senat und Hochschulrat einstimmig gewählt wurde. „Der Ansatzpunkt stimmt mich optimistisch.“ Da hätten „Mitglieder an die Hochschule gedacht, nicht an Partikularinteressen“, sagt er.
Hochschulrat – bestehend aus vier internen und sechs externen Mitgliedern aus der Gesellschaft – und Senat müssten gemeinsam eine Lösung und eventuell eine/n Nachfolger/in finden. Im 40-köpfigen Senat aus Hochschulangehörigen und Studentenvertretung sind 25 Mitglieder stimmberechtigt, nicht stimmberechtigt sind Präsidium und Dekane. Wie schon der Vorgängerin Prof. Klotz nach der Nicht-Wiederwahl eine Professur an der Hochschule angeboten wurde, werde auch im Falle eines Falles Dr. Naderer ein Angebot erhalten.
Generell sagt Krieg: „Kleve braucht sich hinter anderen Neugründungen nicht zu verstecken. Wenn ich die Gebäude und Labore sehe, werde ich echt neidisch. Die Rahmenbedingungen sind wirklich sehr gut“, sagt der Mathematiker von der RWTH Aachen, Prorektor für Lehre, der in 20 Jahren Hochschulmanagement gelassen mit personellen Konflikten umgeht.