Kamp-Lintfort/Kleve. . Der Streit um die Kanzler-Besetzung führt zu Verwerfungen an der Hochschule Rhein-Waal. Hochschulrat-Vorsitzender: “Misstrauensvotum gegen mich“.
Der Streit um die Auswahl eines neuen Kanzlers an der Hochschule Rhein-Waal hat zu personellen Konsequenzen geführt: Prof. Gerard Meijer ist von seinen Ämtern an der Hochschule zurückgetreten. Der 54-jährige Physiker war Vorsitzender des Hochschulrats - und er führte unter anderem die Findungskommission, die mit der Auswahl eines neuen Kanzlers für die Hochschule beauftragt war. Deren Vorschlag für die Person eines neuen Kanzlers aber wurde jüngst vom Hochschul-Senat abgeschmettert.
"Das ist ein Misstrauensvotum gegen mich", erklärte Meijer am Freitag auf NRZ-Anfrage. Bereits am Tag nach der für Meijer überraschenden Ablehnung durch den Senat habe er dem NRW-Wissenschaftsministerium seinen Rücktritt "mit sofortiger Wirkung" mitgeteilt. "An diesem Mittwoch wurde der Rücktritt bestätigt", sagte Meijer.
Dispute um Besetzung hoher Posten an der Hochschule bereits seit Jahren
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"Es tut mir leid, dass ich mich zu diesem Schritt gezwungen sehe", erklärte Meijer. Seit Mai 2014 war er Vorsitzender des Hochschulrates der Hochschule Rhein-Waal. Meijer selbst stammt aus der Nähe von s'-Heerenberg, also aus der Grenzregion. Er lehrt seit mehr als 20 Jahren an der Universität Nijmwegen und forscht beim Fritz-Haber-Institut der Max-Planck-Gesellschaft in Berlin. "Die Hochschule Rhein-Waal ist wichtig für die Ausbildung in unserer Region", sagt Meijer. Deshalb habe er sich dort engagiert. In seiner Zeit war Meijer auch Vorsitzender verschiedener Findungskommissionen zur Besetzung von Leitungspositionen an der Hochschule.
Die Besetzung hoher Posten war an der Hochschule schon früher eine Art Minenfeld: Wie schon bei der Kür der nun hoch geachteten Präsidentin Dr. Heide Naderer, braucht es auch bei der Wahl einer mittlerweile dritten Kanzlerin bzw. eines Kanzlers jüngst eine zweite Runde. Hochschulrat und Senat hatten nun erneut eine sechsköpfige Findungskommission beauftragt, um einen Nachfolger in diesem Falle für Vizepräsidentin Bibiana Kemner zu suchen. Sie war vor zwei Jahren auf Dr. Martin Goch gefolgt. Ein Kanzler ist für die Verteilung der Finanzen zuständig und hat darum gewaltigen Einfluss, ist jedoch kein Dienstvorgesetzter der Professoren.
"Private Interessen bei Mitgliedern des Senats"
An der Hochschule Rhein-Waal kommentierten Präsidentin Dr. Heide Naderer und der Senatsvorsitzende Prof. Dr. Achim Kehrein Meijers Rücktritt "mit großem Bedauern". Man danke ihm "für seine umfangreiche und sehr engagierte Arbeit für die Hochschule." Für den Disput um die Besetzung der Kanzler-Position an der Hochschule sieht Meijer "private Interessen bei Mitgliedern des Senates" verantwortlich.
An der Hochschule will man sich zu Details nicht äußern. Ein Auswahlgremium aus Hochschulrat und Senat werde nun gebildet, um ein neues Mitglied für den Hochschulrat vorzuschlagen. "Der Vorschlag wird dann zur Bestätigung in den Senat und anschließend zur Zustimmung an das Ministerium gegeben. Im Anschluss erfolgt die Bestellung durch das Ministerium." Zudem muss ein neuer Vorsitzender des Gremiums gewählt werden. Kommissarisch werde der Hochschulrat bis auf Weiteres von Prof. Dr. Robert Renner, Professor für Gesundheitsförderung und Ernährung an der Hochschule Rhein-Waal, geführt. Kommende Woche treffe sich der Hochschulrat zu seiner nächsten Sitzung.