Essen. 5000 Essener und Auswärtige sind am Sonntag zur Kundgebung „Zusammen gegen Rechts“ in Essens Grüne Mitte gekommen. Und durch die City gezogen.

6000 Teilnehmer und Teilnehmerinnen haben sie Mitte Februar mobilisiert – obwohl es kühl und regnerisch war. An diesem Sonntag (26. Mai) rief die Initiative „Zusammen gegen Rechts“ gemeinsam mit einem breiten Bündnis erneut zur Demo in Essen auf: Bei milden Temperaturen und gelegentlichem Sonnenschein strömten um 14 Uhr Alte, Junge und Familien zur Kundgebung in der Grünen Mitte der Essener Innenstadt. Man wolle „ein klares Zeichen gegen den Rechtsruck in der Gesellschaft und die Bedrohung unserer Demokratie durch die AfD“ setzen, hatten die Veranstalter angekündigt. Diesmal setzten sich nach ihren Angaben rund 5000 zum Demozug durch die City in Bewegung.

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Bei der Kundgebung in der Grünen Mitte war der Platz vor der Bühne gut gefüllt.
Bei der Kundgebung in der Grünen Mitte war der Platz vor der Bühne gut gefüllt. © FUNKE Foto Services | Socrates Tassos

Die Demonstration unter dem Motto „Rechtsextremismus stoppen – Demokratie verteidigen“ sollte mit Blick auf die anstehende Europawahl am Sonntag, 9. Juni, und auf den AfD-Bundesparteitag in Essen vom 28. bis zum 30. Juni stattfinden. Reagieren wolle man auch auf die jüngsten Gewalttaten gegen demokratische Politiker und Politikerinnen. Am Sonntag nannten dann Redner und Teilnehmer noch ein weiteres, aktuelles Motiv für ihr Engagement: das verstörende Video aus dem Sylter Club „Pony“, das sich dieser Tage rasend schnell über soziale Medien verbreitet hat. „Wenn junge, wohlhabende Leute Parolen wie ,Ausländer raus‘ grölen, zeigt das, wie weit die Positionen der AfD schon verbreitet sind“, sagt etwa Essens Superintendentin Marion Greve auf der Demo. Das Video habe sie geschockt, gleichzeitig müsse man im Gespräch bleiben, mit guten Argumenten für Vielfalt und Respekt werben – „und hier Flagge zeigen für unsere Demokratie“.

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Ärzte-Musiker Bela B. unterstützt das Bündnis „Zusammen gegen Rechts“

Klartext: Mit deutlichen Ansagen zogen die Teilnehmer der „Zusammen gegen Rechts“-Demo am Sonntag durch die Innenstadt.
Klartext: Mit deutlichen Ansagen zogen die Teilnehmer der „Zusammen gegen Rechts“-Demo am Sonntag durch die Innenstadt. © FUNKE Foto Services | Socrates Tassos

„Seit Jahren verschiebt die AfD die Debatte nach rechts, spaltet unsere Gesellschaft und bedroht unser Zusammenleben und unsere Demokratie“, haben die Veranstalter, zu denen Fridays for Future Essen, die evangelische Kirche, der Arbeitskreis Jugend, das Bündnis „Essen stellt sich quer“, der Essener Sportbund und „Wir fahren zusammen“ gehören, schon im Vorfeld gesagt. Jüngste Geschehnisse, wie der Angriff auf SPD-Politiker Matthias Ecke stellten einen direkten Angriff auf die Demokratie dar. Um so wichtiger sei es, die Demokratie zu verteidigen, sagt Hanna (22), die in Essen studiert und in Dinslaken lebt: „Es ist wichtig, dass wir vor der Europawahl auf der Straße sind.“ Dem stimmt auch ihre Schwester Kerstin (18) zu, die zu Beginn der Kundgebung allerdings findet: „Wir könnten noch mehr sein.“

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Das haben sich auch die Veranstalter gewünscht, Pressesprecher Jacob (der seinen Nachnamen nicht nennt) formuliert das so: „Jeder und jede von uns ist gefragt, wenn es darum geht, unsere Demokratie zu verteidigen. Stehen wir gemeinsam auf, zeigen wir, dass Rassismus keinen Platz in unserer Gesellschaft hat. Jede Stimme zählt – an der Wahlurne und auf der Straße.“ Das Bündnis „Zusammen gegen Rechts“ stehe für Vielfalt, Toleranz und Demokratie und wende sich entschieden gegen Hass und Hetze. Konkret fordere man die Prüfung und Einleitung eines Verbotsverfahrens gegen die AfD.

Vor Ort am Sonntag wirbt Christoph Bautz für eine wehrhafte Demokratie, zu der es gehöre, sein Wahlrecht wahrzunehmen und auch bei Freunden, Kollegen und Familie dafür zu werben, „Kreuze zu machen, die keine Haken haben“. Der Campact-Geschäftsführer freut sich, dass sich die Wiese vor der Bühne bald füllt, dass viele mit selbstgemalten Transparenten gekommen sind, friedlich demonstrieren, aber kämpferisch gestimmt. „Ihr seid die Sonne der Hoffnung in diesen so dunklen Tagen.“

Demo-Marathon bis zur Europawahl am 9. Juni

Vom Regen ließen sich die Demonstranten, die am 18. Februar in der Grünen Mitte gegen die AfD protestierten, nicht entmutigen.
Vom Regen ließen sich die Demonstranten, die am 18. Februar in der Grünen Mitte gegen die AfD protestierten, nicht entmutigen. © FUNKE Foto Services | Kai Kitschenberg

Viel Applaus bekommt auch Rednerin Alice Czyborra (VVN-BdA), die an noch dunklere Zeiten erinnert, an Terror und Völkermord durch das NS-Regime, was AfD-Mann Alexander Gauland nun als „Vogelschiss der Geschichte“ abtue. Czyborra setzt dem ein leidenschaftliches „Nie wieder“ entgegen – und fordert zum breiten Protest gegen den AfD-Parteitag Ende Juni auf.

Die Auftaktkundgebung klingt mit einem Set von Fiora aus Berlin und letzten Aufrufen von Ben („Widersetzen“) und Jan von „Gemeinsam laut“ aus – und gemeinsam laut startet der inzwischen angewachsene Demozug dann auch Richtung Innenstadt.

Bündnis plant Demo-Marathon bis zur Europawahl

„Zusammen gegen Rechts” wurde bundesweit durch verschiedene Initiativen wie Fridays for Future gegründet. Das Bündnis in Essen teile Name und Ziel der Organisation, sei aber ein eigenständiger Zusammenschluss im Rahmen der Demonstration am 26. Mai wie schon bei der Demo am 18. Februar.

Die Kundgebung am Sonntag sei in Dutzende weitere Demonstrationen eingebettet, die vom 23. Mai bis 8. Juni bundesweit stattfinden. Nach der Auftaktveranstaltung startet der auf 5000 Teilnehmer angewachsene Demozug um kurz nach 15 Uhr in Richtung Innenstadt. Letzte Aufrufe und der Auftritt der Band „Tonbandgerät“ setzen gegen Viertel nach fünf den Schlusspunkt unter die Demo, für die gilt: friedlich verlaufen, kämpferisch gestimmt.

Angestoßen habe den Demo-Marathon die Kampagnen-Organisation Campact, getragen werde er von einem breiten zivilgesellschaftlichen Bündnis, zu dem der Deutsche Gewerkschaftsbund, der Paritätische Gesamtverband und Greenpeace gehören. Prominenter Unterstützer ist der „Ärzte“-Musiker Bela B, der für die Teilnahme an der Europawahl am 9. Juni wirbt.

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