Essen. Wieso kommen Jugendliche an gefährliche Messer und richten damit Unglück an? „Die Messer sind schon für 10 Euro zu haben“, sagt ein Anwalt.

Der Essener Strafanwalt André Wallmüller verteidigt vor Gericht regelmäßig Männer, die mit Stichwaffen andere Menschen schwer verletzt oder getötet haben. Einfachste Messer, die mit einer Hand zu öffnen seien und ausschließlich dafür hergestellt wurden, andere Lebewesen zu verletzen oder zu töten, gebe es schon für zehn Euro. „Solche Produkte braucht niemand“, sagt André Wallmüller. „Sie gehören grundsätzlich verboten.“ Bislang sind in Deutschland nur Butterfly-Messer und andere verboten. Bestimmte, so genannte Einhand-Messer sind ab 18 Jahren erlaubt. Wer ein verbotenes Messer besitzt, riskiert eine Geldstrafe oder Gefängnis bis zu drei Jahren.

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Der Essener Strafanwalt André Wallmüller (Mitte), hier in einem anderen Prozess.
Der Essener Strafanwalt André Wallmüller (Mitte), hier in einem anderen Prozess. © dpa | Roland Weihrauch

Vor etwas mehr als drei Jahren verteidigte Wallmüller einen 17-Jährigen, der in der Hochhaussiedlung Hörsterfeld einen 14-Jährigen mit einem Messer getötet hatte. Derzeit zählt zu seinen Mandanten ein 15-jähriger Jugendlicher aus Gelsenkirchen, dem vorgeworfen wird, an Karneval zwei junge Männer aus der Ukraine, 17 und 18 Jahre alt, vor dem Oberhausener Hauptbahnhof umgebracht zu haben. Auch mit einem Messer.

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Essener Anwalt: Messer sollen seinem Besitzer ein Gefühl von Macht verleihen

„Niemand muss mit einem Messer in der Tasche über die Kettwiger Straße oder in die Schule gehen“, sagt Wallmüller, der sein Büro direkt in der Essener Fußgängerzone hat. „Messer, die man mit einer Hand öffnen kann und mit denen man deshalb sofort angriffsbereit ist, werden definitiv nicht dafür hergestellt, um mit ihnen Äpfel zu schälen.“ Allein die martialische Gestaltung der Messer sei dafür gemacht, junge Männer anzulocken und ihnen womöglich ein trügerisches Gefühl von Sicherheit oder Macht zu geben.

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Ein grundsätzliches Verbot würde es vielen Einrichtungen und Strafverfolgungsbehörden viel einfacher machen, das Problem in den Griff zu bekommen. Tatsächlich beklagen Essener Pädagogen, dass sie mit Anzeigen bei der Polizei scheitern, wenn es sich bei den Messern, die Schüler zum Unterricht mitbringen, um legale Messer handelt. Auch Einrichtungen wie der Hauptbahnhof müssen derzeit noch regelmäßig in Sonder-Aktionen der Bundespolizei zu „Messerverbotszonen“ erklärt werden, um dem Problem überhaupt gerecht zu werden.

Zuletzt war der Essener Hauptbahnhof im Sommer 2023 für mehrere Tage zur „Messer-Verbotszone“ erklärt worden. Jetzt sollen Messer auf Sportanlagen in Essen verboten werden.

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