Emmerich/Kleve. . Raub, Körperverletzung, Nötigung: In fünf Monaten soll ein Emmericher (32) zahlreiche Straftaten begangen haben. Nun wird die lange Liste an Vorwürfen vor dem Landgericht Kleve verhandelt. Der Angeklagte, der nie eine Ausbildung gemacht hat, redet sich raus: Die Drogen sei Schuld an allem gewesen.

Eine Frau bewusstlos geprügelt, einer weiteren eine Ohrfeige verpasst, ein Handy geraubt, einen Kontrahenten zu Boden gerungen, einen Anwalt ins Gesicht geschlagen, eine Haustür eingetreten und Menschen bedroht – die Liste an Vorwürfen ist lang. Begangen haben soll die Taten ein 32-jähriger Emmericher. Und zwar binnen fünf Monaten.

Vor dem Klever Landgericht musste sich der seit September letzten Jahres Inhaftierte nun dafür verantworten. Trotz teils eindeutiger Beweise will er seine Taten nicht gänzlich zugeben. Den Handyraub räumt er ein – und auch, wie er erst im Laufe der Verhandlung am Montag zugab, den Angriff auf den Emmericher Rechtsanwalt. Mehr nicht. Seine Befindlichkeit im Tatzeitraum erklärt er so: „Da war ich im Drogenrausch“, so der Angeklagte gegenüber dem Vorsitzenden Richter am Landgericht, Gerhard van Gemmeren.

Angeklagter hat nie eine Ausbildung gemacht

Cannabis und Amphetamine gehörten zu seinem Alltag. Und das seit seinem 15. Lebensjahr. Eine Ausbildung hat der jüngste Sohn einer türkisch-stämmigen Familie nie gemacht. Dafür jahrelang als Gleisbauer gearbeitet. Als unbescholten kann der gebürtige Emmericher nicht durchgehen. Von Drogenmissbrauch über Fahren ohne Fahrerlaubnis bis hin zu Körperverletzung gibt es viele Einträge im Vorstrafenregister. Mehrere Monate Haft hat der 32-Jährige schon abgesessen, einen Drogenentzug brach er ab.

An den Vorfall, der auf der momentanen Straftaten-Liste wohl am schwersten wiegt, will er sich nicht erinnern. Am 31. August letzten Jahres soll der Emmericher seine Ex-Freundin aus einem Taxi gezerrt haben. „An den Haaren“, wie der Taxifahrer und ein Bekannter des Opfers als Zeugen schildern. Von Schlägen und Tritten ist die Rede. Auch davon, dass der Angeklagte einen „irren Blick wie der Teufel“ hatte, so der Taxifahrer. Er und der andere Fahrgast schließen vor Angst die Türen, fahren davon und verständigen die Polizei. Als diese nur wenige Minuten später am Tatort, dem alten Rewe-Center eintrifft, ist von dem Paar nichts mehr zu sehen. Erst bewusstlos, wacht das Opfer später auf, schleppt sich zu einem Kelleraufgang an der Steinstraße und bittet einen Freund via SMS um Hilfe. „Es tat mir voll leid, dass ich erst so spät zu ihr konnte“, erklärte dieser gestern vor Gericht. Der Richter beschwichtigte. „Sie waren zu dem Zeitpunkt wenigstens der erste Mann, der der Frau auch mal geholfen hat“, so van Gemmeren.

Angeklagter wittert Komplott

Neben seinem Drogenrausch wittert der Angeklagte noch einen Komplott gegen sich als Ursache der Vorwürfe. Urheber sei der Ex-Freund des Opfers, den der Angeklagte im März körperlich angegangen war. Wie er sich nun nach den Vorwürfen seine Zukunft vorstelle, wollte der Richter von ihm wissen. Er wolle noch einmal in eine Entziehungsanstalt, so der Angeklagte. Ob dies notwendig ist, klärt am Donnerstag ein Sachverständiger ab 8 Uhr im Saal 122.