Rees-Esserden. Viele Falschaussagen: Firma Hülskens widerspricht Aussagen von Stef Bäumer und Reeser Wutbürgern zur Auskiesung in Esserden deutlich.

Die Aussagen von Stef Beumer von den Reeser Wutbürgern stießen nicht nur bei Bürgermeister Sebastian Hense auf Unverständnis. Auch die Firma Hülskens, die die Abgrabung in Rees Esserden beantragt hat, kann die vorgebrachten Thesen nicht nachvollziehen. In einem persönlichen Gespräch mit der NRZ nahmen die Vertreter der Hülskens Holding GmbH & Co. KG, Joel Huckels (Projektingenieur), Wolfgang Spittka (Justiziar, Prokurist) und Ingo Thielen (Leiter Unternehmenskommunikation) zu den Aussagen konkret Stellung. Wir nennen hier erst die Thesen von Stef Beumer, dann folgt die Einschätzung von Hülskens.

14 Silos mit einer Höhe von 20 Metern werden das Stadtbild nachhaltig verschandeln.“

Joel Huckels: Die Silos sind sichtschutztechnisch durch den Deich abgetrennt, von der Ortslage Esserden aus sieht man den Abgrabungsbereich nur, wenn man sich auf der Deichkrone oder einem der angrenzenden Höfe befindet. Wer nicht mit einem Schiff aus Richtung Emmerich kommt, nimmt die Silos bei der Einfahrt in die Stadt wahrscheinlich nicht einmal wahr.

Ingo Thielen: Von unseren Anlagen wird weder die Stadt Rees noch deren Silhouette verdeckt.

Die geplanten Steinbrecher werden in Esserden und in der Innenstadt für Lärmbelästigung sorgen.“

Joel Huckels: Unser Bauantrag sieht keine installierte Brechanlage vor. Aufgrund der Lagerstättenexploration gehen wir derzeit davon aus, dass wir nicht sehr viel Überkorn haben werden. Sollte diese doch benötigt werden, müsste eine solche Anlage separat nach Bundes-Immissionsschutzgesetz beantragt und genehmigt werden.

Hier ist das beantragte Abgrabungsgebiet Reeser Welle zu sehen.
Hier ist das beantragte Abgrabungsgebiet Reeser Welle zu sehen. © Emmerich | Eden e.V.

Ingo Thielen: Anlagen und Förderbänder werden durch geräuscharme Elektromotoren betrieben. Dabei sind wir an gesetzliche Grenzwerte gebunden. Hierzu gibt es eine explizite Lärm- und Schallprognose als Bestanteil des Antrags.

Es ist eine 100-prozentige Schiffsverladung geplant. Für den Materialtransport wird es also keinen Lkw-Verkehr geben.
Ingo Thielen - Leiter Unternehmenskommunikation bei Hülskens

Das erhöhte Verkehrsaufkommen könnte Schüler am Schulzentrum Westring sowie Fahrradfahrer auf der Wardstraße gefährden.“

Ingo Thielen: Es ist eine 100-prozentige Schiffsverladung geplant. Für den Materialtransport wird es also keinen Lkw-Verkehr geben. Nur beim Auf- und Abbau der Anlage werden Lkw eingesetzt.

Durch die Auskiesung werden Flächen dauerhaft vernichtet.“

Wolfgang Spittka: Zunächst einmal der Richtigkeit halber: Flächen kann man nicht vernichten, Flächen bzw. deren Nutzung werden verändert beziehungsweise umgewandelt. Beim Projekt in Esserden ist eine Verfüllung im Anschluss zum Beispiel für eine Wiedernutzbarmachung als landwirtschaftliche Fläche von vornherein untersagt. Im Regionalplan, als gesetzlich bindende Grundlage, ist als Nachfolgenutzung eine Wasserfläche dargestellt. Daran müssen wir uns halten. Wasserflächen können das Landschaftsbild aber durchaus bereichern. Denken Sie beispielsweise an den Auesee in Wesel, die Xantener Südsee oder die Sechs-Seen-Platte in Duisburg. Abgesehen vom möglichen Erlebniswert bieten diese zudem wirtschaftliches Potenzial für die Kommune.

Joel Huckels: Jeder Eingriff, den wir in die Natur vornehmen, muss von uns bilanziert und an anderer Stelle wieder ausgeglichen werden. Das wird auch durch die Aufsichtsbehörde begleitet und dokumentiert. Zudem sorgen so entstehende Wasserflächen mit Lebensräumen für seltene und bedrohte Tier- und Pflanzenarten für mehr Biodiversität.

Ingo Thielen: Landwirte, die uns die Grundstücke zur Verfügung stellen, erhalten in der Regel als Ausgleich von uns deutlich größere Flächen in der Nachbarschaft, sprich deren Anbaufläche wächst sogar.

Die Sicherheit und Verfügbarkeit des Trinkwassers könnten beeinträchtigt werden.“

Joel Huckels: Es gibt in der unmittelbaren Umgebung kein Trinkwasserschutzgebiet. Das vorhandene Grundwasser wird nicht reduziert. Hierzu gibt es entsprechende Gutachten als Bestandteil unseres Antrags, die auch öffentlich einsehbar sind.

Wolfgang Spittka: Die Rohstoffgewinnung von Kies und Sand schließt eine Trinkwasserversorgung aber auch nicht grundsätzlich aus. Es gibt Gutachten, die eine reinigende Wirkung von Baggerseen bestätigen. Und, nochmal zur Info: In Rees fließt das Grundwasser durch die Gewinnungsfläche in den Rhein.

Ein solches Angstszenario entbehrt jeglicher wissenschaftlicher Grundlage
Wolfgang Spittka - Justiziar, Prokurist bei Hülskens

Die Sicherheit der Deiche und der Rheinbrücke ist in Gefahr“

Wolfgang Spittka: Allein die einzuhaltenden Deichschutzzonen garantieren schon die Sicherheit des Deiches. Zudem gibt es gesetzlich vorgeschriebenen Mindestabstände zu Straßen, Bauwerken und ähnlichem, die alle eingehalten werden. Das gilt selbstverständlich auch für die Rheinbrücke. Ein solches Angstszenario entbehrt jeglicher wissenschaftlicher Grundlage. Im Vorfeld eines Antrages werden solche Punkte übrigens alle durch die entsprechenden Behörden und Stellen – beispielsweise den Deichverband oder Straßen NRW – eingehend geprüft.

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Joel Huckels: Zudem haben wir ein geotechnisches und ein hydrogeologisches Gutachten mit Bohrungen und Analysen in Auftrag gegeben, in denen unter anderem die Böschungsstandsicherheit untersucht und bestätigt wurde. Darüber hinaus haben wir eine Gefährdungsanalyse für Hochwasser, Starkregenereignisse und deren mögliche Auswirkungen auf potenzielle Böschungsbewegungen und Erosionsfälle erstellen lassen, die zu dem Ergebnis kommt, dass von unserem Vorhaben keine Gefährdung, weder für die Deichsicherheit noch für die Rheinbrücke, ausgeht.

Der abgebaute Kies ist nur für den Export bestimmt.“

Wolfgang Spittka: Das ist nicht zutreffend. Grundsätzlich entscheidet der Markt, sprich unsere Kunden. Es stimmt jedoch, dass bei Transportwegen von 50 bis 200 Kilometer Umkreis auch Mengen in benachbarte Länder gehen werden. Das ist aber generell in einem Binnenmarkt wie der EU so. Die Exportquote für Kies und Sand aus NRW liegt übrigens bei gut zwölf Prozent und hat sich innerhalb der vergangenen zehn Jahre halbiert.

Und noch eine Frage der NRZ: Ist es für Sie ein Problem, dass die Stadt Rees klar Position gegen jede weitere Abgrabung bezieht?

Wolfgang Spittka: Das ist für uns natürlich nicht so erfreulich. Uns wäre auch lieber, mit der Stadt zu kooperieren. Wir können aber nachvollziehen, dass es Bedenken gibt. Aber unabhängig davon ist diese Fläche bereits seit vielen Jahren von politischer Seite für die Rohstoffversorgung vorgesehen. Laut gesetzlich bindender Raumplanung haben wir auch keine Ausweichmöglichkeit. Diese Tatsache gilt für uns genauso, wie für die Stadt Rees. Die zuständige Verwaltungsbehörde, die den Antrag genehmigt, ist übrigens der Kreis Kleve.

Ingo Thielen: Allerdings belegen viele Projekte der Vergangenheit, dass man durchaus einen gemeinsamen Dialog finden kann und auch kommunale Interessen in ein solches Projekt miteinbinden kann. Wir hoffen, dass dies auch in Rees gelingen wird.

Antrag liegt beim Kreis Kleve

Wie berichtet wollen die rund 30 Reeser Wutbürger die Abgrabung an der Reeser Welle verhindern. Auch der Naturschutzbund spricht sich gegen die Abgrabung aus.

Hülskens bemüht sich seit Jahren, eine Genehmigung zur Abgrabung in Esserden zu erhalten. Die Antragsunterlagen liegen dem Kreis Kleve vor.