Rees. Stef Beumer und seine Wutbürger wollen die Reeser Welle stoppen. Mit diesen plakativen Aussagen bringen sie den Rat gegen sich auf.

Stef Beumer und seine rund 30 Mitstreiter nennen sich „Reeser Wutbürger“ und wollen die geplanten Abgrabungen zur Reeser Welle stoppen. Mit seinen plakativen Aussagen polarisiert Beumer, insbesondere die Verwaltung und den Rat der Stadt Rees bringt er gegen sich auf.

Nach Beumers Auffassung werden die im Rahmen der Reeser Welle geplanten 14 Silos mit einer Höhe von über 20 Metern in die Landschaft ragen und das Stadtbild nachhaltig verschandeln. „Zu einer touristischen Stadt und einem Ausflugsort passen keine Offshore-Industrieanlagen mit hohen Silos, Türmen und Förderbändern.“ Die geplanten Steinbrecher würden in Esserden sowie in der Innenstadt für Lärmbelastung sorgen, so die Wutbürger. „Im Umkreis von zwei bis drei Kilometern wird der Lärm noch deutlich zu hören sein – und das von morgens sechs Uhr bis abends 22 Uhr“, so Beumer, „meist kommt der Wind aus Südwest und trägt den Schall genau in die bebauten Gebiete.“

Durch die Steinbrecher, aber auch durch die Transportfahrzeuge und Schiffe werde es zu einer erheblichen Feinstaubbelastung kommen, die mit erhöhten Gefahren für die Gesundheit verbunden seien, so die Befürchtungen der Bürger. Das erhöhte Verkehrsaufkommen durch die LKW sorge aber laut Beumer nicht nur für Umweltbelastungen, sondern berge auch Gefahren für die Schüler am Westring beziehungsweise für die Radfahrer auf der Wardstraße.

Wutbürger äußern viele Befürchtungen

Die Kiesgegner wollen nicht das in Rees durch Auskiesung Flächen dauerhaft vernichtet werden und diese dann später nicht mehr für die Entwicklung von Wohnraum, Gewerbeflächen und Landwirtschaft zur Verfügung stehen.

Die Gruppe macht sich auch Sorgen um die Sicherheit und Verfügbarkeit des Trinkwassers. Durch die Abgrabung könne vergiftetes Rheinwasser in den Kreislauf gelangen oder durch den sinkenden Grundwasserspiegel könne die Gewinnung des Trinkwassers deutlich erschwert werden, behauptet die Gruppe. Auch die Sicherheit der Deiche sei in Gefahr. Durch die Abgrabungen könnten die Deiche nachgeben und Böschungen abrutschen, so ihre Vermutung. Breche ein Deich seien große Teile von Rees und der Umgebung, bis in die Niederlanden überschwemmt, so ihre Schlussfolgerung. In Sachen Trinkwasser und Deichschutz werden daher von ihnen weitere Untersuchungen und Gutachten gefordert.

Belastungen durch Lärm und Luftverschmutzung

Die Wutbürger behaupten ferner, dass durch die Abgrabungen und Veränderungen des Grundwasserspiegels die Rheinbrücke aber auch Häuser in Mitleidenschaft gezogen werden könnten. „Durch die 35 Meter tiefe und 76 Hektar große Badewanne sind die Brückenrampe und die Pfeiler ernsthaft bedroht“, behauptet Stef Beumer, „die Brückenstatik ist in Gefahr, aber auch die Häuser werden durch Risse im Mauerwerk und Fundament beschädigt und müssen aufwendig saniert werden.“ Belege für seinen Behauptungen legt er nicht vor.

Der Schiffsverkehr solle in den kommenden Jahren vor Rees deutlich zunehmen. Zusätzlich zu den Schiffen, die Sand und Kies aufladen, soll gegenüber von Rees in Niedermörmter ein Ruhehafen entstehen. Das Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt Duisburg-Rhein plant einen Ruhehafen mit Liegemöglichkeiten für rund 40 Schiffe. „Das wird so voll bei uns auf dem Rhein, da sind Schiffsunfälle vorprogrammiert“, meint Stef Beumer, „auch mit erheblichen Belastungen durch Lärm und Luftverschmutzung ist hier zu rechnen.“

„Rees schafft sich ab“

Mit plakativen Aussagen wie „Rees schafft sich ab“, „Horizontverschmutzung“, „Volk ohne Land“, „Mord an der Natur“ oder „Wegnahme von Menschenrechten“ macht Stef Beumer auf seine Forderungen aufmerksam. Bürgermeister Sebastian Hense ist der Meinung, dass Beumer damit über das Ziel hinausschießt, insbesondere bei seinen Vorwürfen gegen die Stadtverwaltung und Rat der Stadt Rees. Die Aussage das die Stadt die geplanten Kiesabgrabungen in irgendeiner Weise unterstützen würde, weist Hense kategorisch ab: „Leider versteht Herr Beumer nicht, dass wir auch dagegen sind. Wir wollen da keine Auskiesung, das wurde im Rat einstimmig verabschiedet.“

„Die Stadt und der Rat haben sich bei der Stellungnahme bewusst zurückgehalten, um den Kiesabbau zu ermöglichen“, so Beumer. „Das ist eine unverschämte Unterstellung, die einfach gegen jede Realität ist“, erwidert der Bürgermeister, „wir wollen auf keinen Fall, dass da eine Auskiesung entsteht.“ Die Stadt hat laut Hense eine fundierte Stellungnahme, mit vielen Argumenten aufgestellt, die dagegensprechen und im Falle einer ausdrücklich unerwünschten Genehmigung weitere Untersuchungen und Gutachten nach sich ziehen.

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