Rees. 1000 Besucher bei der Ausbildungsbörse Job 4 You. Aussteller freuen sich über bessere Gespräche. So werben sie um den Nachwuchs.

Rund 1000 Besucher zählte die 23. Job 4 You Ausbildungsbörse in Rees. Und zur Freude der 71 Aussteller ließen sich viele von ihnen auf intensive Gespräche ein. „Das war auch schon mal anders. Da kamen dann viele nur, um sich ein Bild zu machen“, berichtet Stadtsprecher Jörn Franken. Entsprechend konnte die Bilanz nur lauten: „Wir sind sehr zufrieden. Das haben uns die Aussteller auch so vermittelt.“

Es kommen immer mehr Ältere: künftig Job 4 You womöglich zweigleisig

71 Aussteller waren bei der Job 4 You Börse in Rees.
71 Aussteller waren bei der Job 4 You Börse in Rees. © FUNKE Foto Services | Thorsten Lindekamp

Einen neuen Trend möchte die Stadt Rees aufgreifen: „Es ist ja eine Nachwuchsmesse. Aber es kommen immer mehr Ältere und fragen nach. Vielleicht sollten wir zweigleisig fahren. Das ist ein Markt, den wir bespielen wollen“, sagt Franken. Denn gemeinsam mit dem Wirtschaftsforum Rees wolle man die Arbeitgeber der Region stärken.

Das beste Vorstellungsgespräch überhaupt ist ein Praktikum
Marvin Schulz - Ausbilder bei Trox in Anholt

Es konnten am Dienstagnachmittag auch schon viele Praktikumsstellen vermittelt werden, so Franken weiter. Das dürfte sehr im Sinne von Marvin Schulz sein, Ausbilder bei Trox in Anholt. Denn er stellte zu Beginn der Börse fest: „Das beste Vorstellungsgespräch überhaupt ist ein Praktikum.“ Das Unternehmen suche zwei Industrieelektriker, einen Fachlageristen und eine Fachkraft Lagerlogistik. Bewerben dürfe man sich ganz niederschwellig. Aber die Lage habe sich in diesem Jahr schon verbessert: „Wir haben fast doppelt so viele Bewerbungen bekommen“, so Schulz.

Flender hilft mit einem Quiz, die Eignung zu prüfen

Mit rund 1000 Besuchern über die Zeit verteilt war die Ausbildungsbörse im Bürgerhaus Rees gut besucht.
Mit rund 1000 Besuchern über die Zeit verteilt war die Ausbildungsbörse im Bürgerhaus Rees gut besucht. © FUNKE Foto Services | Thorsten Lindekamp

Bei Kersten Arealmaschinen aus Rees weiß man um die Wichtigkeit einer solchen Messe in einer Zeit, in der es schwierig ist, Bewerbungen zu bekommen. Und man müsse sich auf die Jugendlichen neu einstellen: „Wir sind viel auf Facebook und Instagram unterwegs“, berichtet Evelyn Schaffeld, Personalabteilung. Neben Industriekaufleuten und Technischen Produkt Designern (auch als Studium) würden Landmaschinenmechaniker ausgebildet.

Eine große Zahl an Ausbildungsberufen hält Flender in Bocholt vor: vom Mechatroniker über den Zerspanungstechniker bis zum Data Science Studium (also Informatik), verrät Heinrich Iking. Per QR-Code lockt Flender die Besucher zu einem Quiz: „Das hilft Unentschlossenen herauszufinden, wofür sie geeignet sind. Und wie könne man junge Leute überzeugen? „Der Tariflohn ist schon ein Lockruf“, weiß der Ausbilder.

Präsenz zeigen und auf Social Media aktiv sein

Die Gebr. Siebers Tiefbau GmbH aus Hommersum weiß um die Problematik, Leute für Berufe im Außendienst zu begeistern. Sei es für Straßen- und Kanalbauarbeiter, Baugerätefachleute, Landmaschinenmechaniker oder Elektroniker, aber für den Innendienst seien auch Bauzeichner, Bürokaufleute und Vermessungstechniker im Angebot, so Tobias Pleines, selbst Vermessungstechniker. Im Straßenbau dürften sich Bewerber auf neue Technik in den Fahrzeugen freuen, mit denen heutzutage genau berechnet werde, wo zu graben sei.

Lukas Seel von Hans-Gerd Bleckmann Informationssysteme aus Bienen hat mit den IT-Berufen ganz gutes Gehör bei den Besuchern.
Lukas Seel von Hans-Gerd Bleckmann Informationssysteme aus Bienen hat mit den IT-Berufen ganz gutes Gehör bei den Besuchern. © FUNKE Foto Services | Thorsten Lindekamp

Wolters Nutzfahrzeuge, unter anderem mit zwei Standorten in Kalkar, hat im Vorjahr über Job 4 You einen jungen Mann kennengelernt, der zum 1. August eine Ausbildung beginnt, schildert Ausbildungsbetreuerin Sandra Peerenboom. Automobilmechatroniker, -kaufmann und Mechatroniker für Caravan und Reisemobile werden bei Wolters ausgebildet. Um hier Bewerber zu finden, sei es wichtig Präsenz zu zeigen und auf Social Media aktiv zu sein, weiß auch Kfz-Meister Michael Hendricks, der einst selbst bei Wolters Azubi war.

Azubis können gut mit den Bewerbern sprechen

Viele Aussteller setzen auf die Strategie mit ihrem eigenen Nachwuchs auf der Job 4 You die Bewerber auf Augenhöhe anzusprechen. So auch Sicherheitsschuhe Elten aus Uedem, wo Aaron Haas vom Personal-Marketing gerne seine zwei Azubis voran schickt. „Diese Messen sind immer noch sehr gut besucht“, freut er sich. Hier könne man sich gut der Herausforderung stellen, Bewerber zu finden.

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Auch Probat aus Emmerich lässt sich die Job 4 You nicht entgehen, sucht Industriekaufleute. Ausbildungsleiterin Manuela Werder kennt die Einstellung des Nachwuchses: „Alle wollen studieren.“ Auch Technische Produktdesigner werden ausgebildet. Was machen die? Zeichnen? „Nein“, klärt Jos Vollmer als Azubi für diesen Beruf auf, „es geht um das Konstruieren von Maschinenbauteilen“. Spannend, wie hier Kreativität und Technik zusammenkommen.

IT-Branche ist gefragt

Eine Branche leidet derzeit weniger unter dem Fachkräftemangel. Ganz gute Karten hat das Unternehmen Hans-Gerd Bleckmann Informationssyteme aus Bienen. „IT ist zukunftsfähig und es gibt Interesse“, weiß Consultant Lukas Seel.

Etwas Pech mit dem Regen hatten die Technischen Werke Emmerich. Sie standen draußen auf dem Marktplatz, weil sie mit ihrer Tauchmotorpumpe und dem mobilen Netzstromaggregat samt Elektropumpe Anschauungsmaterial mitgebracht hatten. Dabei gebe es hier spannende Berufe, so Martin Vorholt, Meister für den Außenbau. Was man oberirdisch an der Kläranlage sehe, sei nur ein Bruchteil. Unterirdisch sei es spannend. „Durch die Kanäle zu laufen“, das sei schon ein Abenteuer.