Uedem. Schuh Elten in Uedem reagiert mit automatischem Riesenlager auf neue Kundenwünsche. Nicht das einzige Projekt, in das der Marktführer investiert.

Es dauert einen kleinen Moment, bis man die Marke L 10 versteht. Englisch aussprechen: El-ten. International ist die Firma Sicherheitsschuhe Elten aus Uedem aufgestellt. Heute in vierter Generation, seit 113 Jahren ständig weiterentwickelt. Mehr als 400 Mitarbeiter zählt das Unternehmen. Es ist ein spannender Arbeitgeber, Marktführer in Deutschland, abwechslungsreicher Ausbilder. 6000 Paar Schuhe am Tag werden am Standort Uedem produziert, gemeinsam mit dem 2015 eröffneten Standort Elten Slowakia über drei Millionen Paar pro Jahr. Seit Ende März geht in Uedem im Logistikzentrum an der Molkereistraße ein riesiges „automatisches Kleinteilelager“ in Betrieb. „Kleinteile“ sind in diesem Falle Schuhkartons.

Statt Großbestellungen der Industrie werden viel mehr einzelne Paar Schuhe bestellt

Erster Probelauf mit ein paar Kartons auf der neuen Automatischen Kleinteileanlage AKL mit Regelbediengerät RBG bei Sicherheitsschuhe Elten, Uedem.
Erster Probelauf mit ein paar Kartons auf der neuen Automatischen Kleinteileanlage AKL mit Regelbediengerät RBG bei Sicherheitsschuhe Elten, Uedem. © Astrid Hoyer-Holderberg / NRZ

Das Unternehmen reagiert damit auf den Markt. „Das Kaufverhalten hat sich gravierend verändert – online bestellen, kleinteilig, Retouren“, zählt Denise Pollex, Leiterin Marketing, auf. Seit die Deutsche Steinkohle und Thyssen nicht mehr palettenweise Sicherheitsschuhe ordern, geht es um einzelne Paar Schuh. Das kann von Hand kaum geleistet werden.

Kommissionierer wie Jennifer Schaffers holen Kartons auf Anforderung (über Kopfhörer) aus dem alten Regallager bei Sicherheitsschuhe Elten,
Kommissionierer wie Jennifer Schaffers holen Kartons auf Anforderung (über Kopfhörer) aus dem alten Regallager bei Sicherheitsschuhe Elten, © NRZ | Astrid Hoyer-Holderberg

Bisher ziehen Frauen und Männer als Kommissionierer aus mannshohen Regalen die Kartons zur Versendung – per Kopfhörer bekommen sie die Aufträge, Pick by Voice. Das ändert sich künftig: Das Lager ist menschenleer. Ein riesiges Regalbediengerät fährt leise sausend vor und zurück, holt sich die Kartons vom Laufband.

Neue Fördertechnik leert einen Lkw in 30 Minuten

Die gängigen Größen 42, 43, 44 sortiert es per Code-Lesegerät vorne ein, Größe 49 hinten ganz oben, hochhaushoch. 144.000 Stellplätze à zehn Kartons, 1,4 Millionen Paar Schuhe passen hier hinein. Loops, also Warteschleifen, sind in der Fördertechnik eingebaut: Kartons fahren so lange im Kreis, bis sie dran sind. „In einer halben Stunde sollte somit ein Lkw aus der Slowakei leer sein“, rechnet Denise Pollex hoch.

L 10 – englisch ausgesprochen El-ten, Elten Sicherheitsschuhe aus Uedem. Ein Modell noch ohne Sohle zeigt Denise Pollex.  
L 10 – englisch ausgesprochen El-ten, Elten Sicherheitsschuhe aus Uedem. Ein Modell noch ohne Sohle zeigt Denise Pollex.   © NRZ | Astrid Hoyer-Holderberg

Die Vorproduktion musste zwar wegen des Preisdrucks ins Ausland verlagert werden, doch läuft die Endfertigung der Sicherheitsschuhe bis heute in Europa – am Niederrhein und in der Slowakei. Durch die Maschine würden keine Arbeitsplätze ersetzt, nur zwei Außenlager in der Elten Logistik zusammengeführt.

Verkaufs-Store kommt sehr schick daher

Neue Bereiche kommen in Uedem dazu. Sehr schick und sehr groß ist der Verkaufs-Store für jedermann als weitere Etage auf dem Logistikzentrum errichtet – übrigens auch mit Berufskleidung. Hier gibt es das ganze Portfolio an 1-A- und -B-Ware, ausgereifte Fußschutzkonzepte und technologische Innovationen.

Selbst Feuerwehrstiefel aus dem Hause Sicherheitsschuhe Elten sehen gut aus, zeigt Anna Jamrozok. 
Selbst Feuerwehrstiefel aus dem Hause Sicherheitsschuhe Elten sehen gut aus, zeigt Anna Jamrozok.  © Astrid Hoyer-Holderberg / NRZ

Längst vorbei sind die Zeiten, da Sicherheitsschuhe wie klobige Stiefel aussahen. Heute sind sie sportlich-modisch, erinnern im Design oft an Sneaker, nur eben mit Sicherheitsfunktion. Kooperation besteht mit einem Designer aus Italien. Wenn der Geschäftsleitung ein gezeichneter Entwurf aus Padua gefällt, lässt sie ihn von seinen Leuten in der Modellabteilung hier am Niederrhein umsetzen. Fast alle dort sind übrigens aus dem Klever Traditionsunternehmen Elefantenschuh, einer von Bause.

Hier werden Schaft und Sohle verheiratet im Gebäude am Ostwall.
Hier werden Schaft und Sohle verheiratet im Gebäude am Ostwall. © Astrid Hoyer-Holderberg / NRZ

454 Modelle an Schuhen – für jeden Bedarf

Unglaubliche 454 verschiedene Modelle gibt es – für jeden Sicherheitsbedarf eine große Auswahl. Chemiebetriebe haben andere Anforderungen als Menschen auf der Baustelle, Krankenhauspersonal oder Landwirtschaft andere als Tiefbau. Die Berufsgenossenschaften legen die Vorschriften nach Deutscher Gesetzlicher Unfallversicherung fest. Die einen Schuhe müssen besonders rutschfest sein, andere brauchen eine Absatzkante für Nutzer, die häufig auf Leitern steigen.

Und für Brief- und Paketzusteller haben die Sicherheitsschuhe auf Höhe der Achillessehne einen Bumper, als Protektor, weil die Kollegen mit ihren Wägelchen im Sortierzentrum erfahrungsgemäß häufig in die Ferse karren. Und seit in Uedem in der modernsten Besohlungsanlagen der Welt ein ganz spezielles Dämpfungsmaterial eingearbeitet wird (der von BASF entwickelte Partikelschaum Infinergy®), sind müde Füße am Abend passé.

Jugendliche wählen oft die falsche Passform

Orthopädiemeisterin Nadine Claaßen,
Orthopädiemeisterin Nadine Claaßen, © Astrid Hoyer-Holderberg / NRZ

Es geht nicht nur um die Stahlkappe, es geht um die Sohle, vor allem auch um die Passform. Ergonomie, Tragekomfort, Gesunderhaltung der Füße stehen im Fokus – „innovative Fußschutz-Technologien und Kooperation mit führenden wissenschaftlichen Instituten“ sind die Schlagworte. Orthopädiemeisterin Nadine Claaßen ist seit sieben Jahren im Team, das übrigens neben vielen anderen Berufen auch Schuhmacher ausbildet. „Der Bedarf an Einlagen nimmt zu“, beobachtet sie, die Sicherheitsschuhe Fuß um Fuß anpasst. Sales Manager Alexander Terhart deutet, dass viele Jugendliche für ihre Freizeitschuhe oft die falsche Passform wählten.

Der Firmensitz steht auch heute noch an alter Stelle am Ostwall, mitten im Herzen von Uedem. Hinter der schmucken Backsteinfassade überraschen die hochmodernen Spritzanlagen, die rund um die Uhr laufen (übrigens werden auch hier Mitarbeiter im Schichtdienst gesucht). „Erst wird die Masse als Sohle wie im Waffeleisen gepresst, dann werden Schaft und Sohle verheiratet“, beschreibt Denise Pollex.

Locals for Locals und für Parookaville

Sicherheitsschuhe Elten für Borussia Mönchengladbach und „Eisern“ Union Berlin.
Sicherheitsschuhe Elten für Borussia Mönchengladbach und „Eisern“ Union Berlin. © NRZ | Astrid Hoyer-Holderberg

Locals for Locals: Elten pflegt die regionale Verbundenheit. Mit grün-schwarzen Schuhmodellen mit dem Logo des Fußballbundesligisten Borussia Mönchengladbach oder der Aufschrift „Die Fohlen“ zeigt sich Elten als Co-Sponsor und exklusiver Sicherheitsschuh-Partner fürs Team im Hintergrund. Ebenso stattet Elten beim Parookaville-Festival in Weeze Sicherheitspersonal, Roadies und Crewmitglieder mit Sicherheitsschuhen aus.

>> Elten in Zahlen

  • Gegründet 1910 in Uedem. Insgesamt über 400 Beschäftigte.
  • Produktangebot: rund 760 (Schuhe, Socken und Zubehör).
  • Jahresproduktion: drei Millionen Paar in 2022.
  • Jahresumsatz: 148 Millionen Euro in 2022.
  • Exportquote: 24,6 Prozent.