Emmerich. Überraschend: Probat bleibt trotz Corona und weltweiter Krisen beim 40-Millionen-Euro-Neubau im Zeit- und Kostenrahmen. Fertigung eröffnet bald.

Haben die Probat-Werke in Emmerich mit ihrer Investition in eine neue Fertigung alles richtig gemacht? Zu diesem Schluss könnte man leicht kommen, wenn man sich die Eckdaten ansieht. Trotz der weltwirtschaftlichen Folgen durch Corona und den Ukraine-Krieg bleibt das 40-Millionen-Euro-Projekt des Kaffeeröstmaschinen-Herstellers im Kosten- und Zeitrahmen.

Der Weltmarktführer sei zum richtigen Zeitpunkt gestartet, als es „noch eine normale Baustoffwelt gab“, sagt Rainer Rinke, Prokurist, der für das Neubau-Projekt federführend leitet. Lieferschwierigkeiten – etwa bei Dachplanen oder Kabeltrassen – habe man kompensieren können. „Geholfen hat uns, auf einen Bauunternehmer aus der Region zu setzen“, meint Wim Abbing, geschäftsführender Gesellschafter: auf Schmeing aus Bocholt. Auch Nachunternehmen stammten aus hiesigen Gefilden.

Auftragsvolumen kann im Vergleich zu 2018 verdoppelt werden

Die Eröffnung der modernen Produktions- und Logistikhallen, die ein effektiveres Arbeiten mit modernster Technik ermöglichen, erfolgt am 24. September. „Im Vergleich zu 2018 könnten wir unser Auftragsvolumen damit verdoppeln“, sagt Wim Abbing. Könnten. Wohl bemerkt. Denn hier ist die Kehrseite von Corona spürbar: Die Auftragsbücher 2023 sind gefüllt, aber eben auch durch etliche Aufträge, die sich durch Lieferschwierigkeiten verzögert haben.

„Ganz Emmerich fiebert der Fertigstellung entgegen, was ich so wahrnehme“, sagt Abbing. Viele haben natürlich nur die Lücken in der großen Fassade an der Reeser Straße gesehen und sich gefragt, was wohl dahinter passiert. Bis auf Säulen und Decke ist nichts mehr, wie es war.

Anlieferung über die von-Gimborn-Straße

Geplant wurde der Neubau ab 2017. Im Juli 2020, durch Corona leicht verzögert, starteten erste Abrissarbeiten. Die alte Halle wurde teils abgerissen, saniert und durch einen Anbau ergänzt, der nochmal vier Meter höhe ist und so noch den Bau noch größerer Kaffeeröster begünstigt. Zwischenwände wurden entfernt. Zentralisierte Büroflächen mit Sichtbeziehungen in die Fertigung sind mitten in der Halle auf Höhe der ersten Etage entstanden. Freundliche Sozialräume laden ein. Durch den Kauf des Auto-Gilles-Geländes schafft Probat eine großzügige Anlieferung über die von-Gimborn-Straße, wo man mit dem Verkehr der L7 nichts zu tun hat.

Die neue Fertigungshalle der Probat-Werke in Emmerich bietet helle, freundliche Arbeitsplätze.
Die neue Fertigungshalle der Probat-Werke in Emmerich bietet helle, freundliche Arbeitsplätze. © FUNKE Foto Services | Lars Fröhlich

„Es entstehen sehr helle, freundliche Arbeitsplätze. Moderne Architektur statt dunkle Schlosserei“, umschreibt es Rainer Rinke. Die Anordnung der Arbeitsbereiche ist genau durchdacht: von schmutzig zu sauber, mit logischen Beziehungen zueinander. In vier Bauabschnitten wurde sozusagen während der normalen Produktion gebaut. Rinke lobt die Mitarbeiter: „Die Kollegen haben sehr gut mitgezogen.“ In den kommenden drei Wochen stehe aber noch viel Arbeit an.

Mit diesen Arbeitsplätzen lässt sich der Nachwuchs anlocken

CEO Wim Abbing zeigt sich mit dem Resultat sehr zufrieden: „Es ist ein Riesenunterschied in der Arbeitsqualität und -atmosphäre.“ Komplett neue Logistik, Lagerung, Software und vieles mehr. „Arbeitskräfte wachsen nicht auf Bäumen“, erinnert Abbing. Deshalb sei es wichtig, Arbeitsplätze anzubieten, die die Bewerber gerne besetzen wollen.

Die moderne Fabrik umfasst eine Fläche von 21.650 m2. An den längsten Stellen kommt die Halle 200 mal 120 Meter. Zehn neue Diensttretroller helfen sogar dabei, lange Wege zu verkürzen. Durch neue Photovoltaikanlagen auf dem Dach werden im Jahr durchschnittlich rund 164 Tonnen CO2 eingespart. Hinzu kommen weitere Einsparungen etwa durch ein neues Blockheizkraftwerk, energieärmere Schweißtechnik oder bessere Dämmung. Mit diesen Investitionen hat Probat wohl „ein gutes Timing. Jetzt sind wir auf dem aktuellen Niveau“, so Abbing.

>> Erster mit Wasserstoff betriebener Röster wird am 24. September präsentiert

Zum Tag der offenen Tür am Samstag, 24. September, 10 bis 17 Uhr, werden rund 1000 Besucher erwartet. Interessierte bekommen Einblicke in die neue Fertigung. Es wird ein geselliges Volksfest für alle Generationen mit Foodtrucks, Kinderangeboten, Informationen und Rundgängen. Am Abend feiert die Probat-Familie noch ein großes Betriebsfest. Knapp 500 Mitarbeiter zählt das Unternehmen in Emmerich aktuell.

Zudem werden rund 300 Gäste aus der internationalen Kaffeebranche erwartet beim Connecting Markets Symposium. Schwerpunkt des Symposiums liegt dabei auf den Herausforderungen und Lösungen für die Themen Nachhaltigkeit und Digitalisierung. Probat wird den ersten mit Wasserstoff betriebenen Kaffeeröster präsentieren. Allerdings werden die Kunden, die diese betreiben könnten, derzeit noch nicht ausreichend Wasserstoff bekommen. Das sei also eher eine Zukunftstechnologie, erklärt Wim Abbing.