Rees. Bürgermeister Sebastian Hense spricht über Entwicklungen und Herausforderungen in Rees. Der Ferienpark ist ein bedeutsames Projekt.

Der Haushalt 2024 in Rees ist verabschiedet. Bürgermeister Sebastian Hense ist positiv gestimmt. Viele Projekte warten, es wird in Bildung und Infrastruktur investiert und vor allem der Tourismus wird in den nächsten Jahren im Fokus stehen.

Die NRZ sprach mit Sebastian Hense über die Herausforderungen des Haushaltsjahres 2024:

Wie soll das kulturelle und touristische Angebot ausgebaut werden?

Das kulturelle Angebot ist ein wichtiger Teil des Tourismus, den wir mit besonderem Interesse verfolgen. Daher auch die Umstrukturierung in unserem Haus zum 1. April. Die Bereiche Tourismus, Stadtmarketing, Kultur und Öffentlichkeitsarbeit werden in einer Stabsstelle mit dem neuen Leiter Jörn Franken zusammengefasst. Ich verspreche mir davon, dass wir die Stadt Rees touristisch noch weiter nach vorne bringen.

Welche Rolle spielt da der geplante Ferienpark?

Marissa bringt noch einmal richtig Schwung und wird zum einen ganz konkret Touristen in unsere Stadt bringen, aber auch positive Auswirkungen auf andere Bereiche wie Arbeitsplätze und Gastronomie haben. Zurzeit haben wir hier in Rees zwei Leerstände, es wäre schön, wenn wir möglichst beide in absehbarer Zeit beheben könnten. Natürlich können wir hier nur vermitteln.

Wäre die Ferienparkt-Gastronomie dann nicht eher eine Konkurrenz?

Nein, das glaube ich nicht. Das wird sicherlich eine schöne Gastronomie, aber die Gäste werden auch nach Rees fahren, sowohl E-Biker als auch „Bio-Biker“, man will ja nicht jeden Tag an der gleichen Stelle essen, wenn man Urlaub macht. Das wird keine Konkurrenz sein.

Was macht das Sorgenkind Haus Aspel?

Die vom Orden beauftragte Architektin ist nach wie vor mit vielen Investoren in Kontakt. Auch wir als Stadt haben versucht, Kontakte zu knüpfen und tauschen uns regelmäßig mit dem Orden als Eigentümer aus. Unter anderem wurde Hendrik Wüst angeschrieben, um weitere Kontakte oder Ideen zu bekommen. Auch hier sind die Ohren offen.

Aber ernsthafte Interessenten gibt es trotz aller Bemühungen nicht?

Das Kloster-Objekt ist einfach riesig. Es würde funktionieren, wenn es als Ganzes verkauft und dann Teile verpachtet werden.

Besteht auf lange Sicht die Gefahr des Verfalls?

Der Orden kümmert sich noch darum. Es sind Handwerker vor Ort, ein Hausmeister kommt jeden Tag. Aber irgendwann kann ein Gebäude dieser Größe natürlich verfallen. Deshalb auch unsere Bemühungen, aber... der Brocken ist groß. Wir hoffen, dass ein geeigneter Investor gefunden wird. Bei dem im Raum stehenden Verkaufspreis von 9,8 Millionen gibt es wahrscheinlich noch Verhandlungsspielraum. Das letzte Wort hat jedoch der Orden als Eigentümer. Ich wünsche mir für Aspel, dass es ein Ort bleibt, der von jedermann aufgesucht werden kann.

Erhitzen die Betuwe-Pläne weiterhin die Gemüter?

Das bleibt ein Riesenthema. Wir haben uns klar positioniert, und ein Punkt ist dabei ganz entscheidend: Die Bahnübergänge in Millingen dürfen erst geschlossen werden, wenn die Umfahrung fertig ist. Sonst wird der Ort halbiert. Wir warten auf den Planfeststellungsbeschluss. Straßen NRW steht Gewehr bei Fuß. Sie warten jetzt auf die Deutsche Bahn, denn neben dem Planfeststellungsbeschluss gibt es noch die so genannte Kreuzungsvereinbarung. Erst wenn die abgeschlossen ist, kann Straßen NRW mit dem Bau beginnen. Auch das liegt im Moment bei der Bahn.

Das kann also noch dauern?

Ich bin eigentlich guter Dinge, dass wir jetzt bald vorankommen. Aber ich bin nicht Herr des Verfahrens, sondern die Bahn. Sollten unsere Forderungen allerdings nicht berücksichtigt werden, werden wir alle Möglichkeiten prüfen. Das ist uns wichtig.

Die Teilung wird ein harter Brocken für die Millinger?

Es wird eine harte Bauphase, aber ich bin überzeugt, wenn alles fertig ist, wird Millingen davon profitieren. Gerade für Familien, auch für die, die überlegen, hierher zu ziehen, spielt eine gute Bahnanbindung eine wichtige Rolle. In 15 Jahren werden wir sagen: `Ja, es war eine harte Zeit, aber jetzt ist es gut.´

Was steht in Rees unmittelbar bevor?

Der Eigentümer des ehemaligen Postgebäudes auf der Dellstraße plant derzeit den Abriss. Der große Plan, hier das Niag-Gelände - in Verbindung mit dem Postgelände - zu entwickeln, stagniert und es gibt nichts Neues dazu. Investoren werden gesucht, aber Bauen scheint leider derzeit einfach noch zu teuer zu sein. Man wartet ab. Das Gebäude verfällt aber immer mehr, sodass ich über diesen Plan des Eigentümers froh bin. In Absprache mit ihm und der Politik planen wir dann das Grundstück für die Übergangszeit bis zum Bau herzurichten.

Was ich verspreche: Wo immer ich kann, werde ich versuchen, die Auskiesung zu verhindern.
Sebastian Hense - Bürgermeister Stadt Rees zur Reeser Welle

Noch ein Satz zur Reeser Welle?

Ich kann mich nur wiederholen: Aussagen, die Stadt sei für die Auskiesung, sind einfach Quatsch. Aber wir können das nicht entscheiden. Der Kreis wird sich an Recht und Gesetz halten. Ob es eine Entscheidung dafür oder dagegen geben wird, kann ich noch nicht sagen. Ich hoffe, dagegen. Der Zeitpunkte der Entscheidung ist ungewiss. Was ich versprechen kann: Wo immer ich kann, werde ich versuchen, die Auskiesung zu verhindern.

Es gibt also viel zu stemmen im laufenden Jahr?

Der Ferienpark Marissa wiegt die negativen Punkte deutlich auf. Er ist einfach ein Gewinn für unsere Region, auch aus ökologischer Sicht im Hinblick auf die Unabhängigkeit. Ich würde fast sagen, es ist das derzeit wichtigste Entwicklungsprojekt in Rees und ich hoffe, dass der Spatenstich noch in diesem Jahr erfolgt. Die Werbetrommel wird jedenfalls in der kommenden Zeit kräftig gerührt.

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