Rees. Christoph Gerwers sprach in Rees-Esserden über sein erstes Jahr als Landrat. Welch furchtbare Situation er gleich zu Beginn erlebte.
Seit einem Jahr ist der frühere Reeser Bürgermeister Christoph Gerwers Landrat des Kreises Kleve. Beim Neujahrsempfang in Esserden hat der 60-jährige einen Einblick gegeben, inwieweit sich sein Arbeitsalltag seit dem 15. Dezember 2022 verändert hat.
„Ich muss sagen, das Jahr ist im Flug vergangen“, erklärte Gerwers, „bis heute habe ich noch nicht bereut, Landrat geworden zu sein.“ Zu Beginn machte er den Unterschied zwischen Rees und dem Kreis Kleve deutlich. In Rees gibt es etwa 200 Mitarbeiter und es wird ein Budget von 60 Millionen Euro verwaltet. Bei der Kreisverwaltung arbeiten über 1000 Mitarbeiter und das Budget liegt bei einer halben Milliarde Euro.
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Zwei Aufgaben in Rees nimmt der Landrat weiter wahr
Beim Kreis sind ganz neue Aufgaben auf ihn zugekommen. Mit dem Bereich Veterinär- oder Gesundheitsamt musste er sich als Bürgermeister nicht beschäftigen. Auch ist er seit einem Jahr für den Bereich Vermessung und Kataster oder für die Ausländerbehörde und den Bereich Jugendhilfe zuständig.
Insgesamt gibt es in der Kreisverwaltung sieben Fachbereiche, für die der Landrat verantwortlich ist, daneben nimmt er noch 50 weitere Funktionen wahr. „Zwei Aufgaben habe ich mir selbst eingebrockt, zum einen Vorsitzender des Roten Kreuzes in Rees, das werde ich auch weiter ausüben“, so Gerwers. Weiterhin ist er noch im Vorstand der Lebenshilfe Unterer Niederrhein, für den Reeser auch eine wichtige Aufgabe.
Wie Christoph Gerwers sich fühlte, drei Kreuze aufzustellen
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Neben seiner eigentlichen Funktion als Leiter der Kreisverwaltung ist der Landrat auch Chef der Kreispolizeibehörde Kleve. Für die Kreispolizei ist laut Gerwers gerade der Verkehr ein wichtiges Thema: „Eine meiner ersten dienstlichen Pflichttermine war das Aufstellen von drei Kreuzen. Da ist ein Vater mit seinen beiden Kindern tödlich verunglückt. Der Vater war alkoholisiert, hatte ein nicht zugelassenes Auto, fuhr über 200 und hat dann die Kontrolle über das Fahrzeug verloren. Wenn sie dann an den Kreuzen stehen, können sie sich schon vorstellen, dass das eine ganz furchtbare Situation ist“, meinte Gewers.
Im Jahr 2022 hatte der Kreis Kleve die meisten Verkehrstoten im ganzen Land zu verzeichnen. Man setzt zwar alles daran die Zahl Verkehrsunfälle zu reduzieren und damit auch die Zahl der Verkehrstoten sowie der Schwerverletzten. „Das ist aber auch im letzten Jahr nicht wirklich gelungen. Wir haben auch 2023 wieder über 20 Verkehrstote zu verzeichnen“, erklärte Gerwers, „dennoch muss die Losung lauten: mehr Kontrolle, mehr Aufklärung, mehr Training.“ Letzteres gerade bei älteren Menschen, beispielsweise mit Pedelec-Training.
Rettungsdienst sicherstellen
Laut Kreisordnung ist der Kreis Dienstleister für die Städte und Gemeinden. Er koordiniert die Unterbringung der Flüchtlinge oder nimmt für elf kleinere Kommunen, dazu zählt auch Rees, die Jugendhilfe wahr. Zu den Herausforderungen gehört es dort den Rechtsanspruch für Kinder ab dem vollendeten ersten Lebensjahr auf einen Platz in der Kita oder Tagespflege zu erfüllen.
Daneben ist auch die ärztliche Versorgung, sowohl ambulant als auch stationär, ein wichtiges Thema. Der Kreis Kleve ist auch Träger des Rettungsdienstes und nicht nur daran interessiert, mit dem Krankenwagen pünktlich am Einsatzort zu sein, sondern den Patienten dann auch in eine Notaufnahme bringen zu können.
Erst zwei von zehn Schnellbuslinien sind aktiv
Im Bereich ÖPNV hat der Kreis zwar eine Offensive gestartet, von den geplanten zehn Schnellbuslinien wurden aber nur zwei Linien bisher umgesetzt. Auch beim schienengebundenen Nahverkehr läuft es nicht wirklich rund. Auch hier beklagt Gerwers ähnliche unerfreuliche Verhandlungen mit der Deutschen Bahn, mit denen er sich schon als Bürgermeister in Sachen Betuwe-Linie herumschlagen musste.
Als erfreuliches Thema hingegen sah er an, dass sich auf dem Gelände des Flughafens Weeze die Firma Rheinmetall ansiedelt. Dort wird dann der Mittelteil der F35-Tarnkappenbomber gebaut, 400 Arbeitsplätze unmittelbar, dazu möglicherweise über 1000 weitere Arbeitsplätze bei Zulieferbetrieben, sollen entstehen.
Christoph Gerwers wird Opa
Auch wenn Christoph Gerwers mittlerweile sein Büro in Kleve hat, wird er weiterhin in Rees wohnen bleiben: „Ich bin im letzten Jahr 60 Jahre alt geworden und werde jetzt im Januar, so Gott will, auch richtiger Opa. Mein Sohn und seine Freundin bekommen ein Mädchen, deshalb freue ich mich auf das Jahr 2024 ganz besonders.“